Der Schlagersänger Michael Wendler betätigt sich seit einiger Zeit vor allem als Verschwörungsideologe und Prophet.
In den letzten Monaten prophezeite Michael Wendler immer wieder, Donald Trump werde den Wahlbetrug doch noch aufdecken, Joe Biden habe keine Chance – wer anderes behaupte, habe keine Ahnung oder lüge. Auch kurz vor Donald Trumps Abgang gab sich der Sänger noch siegesgewiss: „Der Vulkan bricht bald aus in den USA“, schrieb er in Großbuchstaben auf Telegram. In unmittelbarer Zukunft werde in Washington „etwas Gewaltiges passieren“, womit er jedoch bestimmt nicht die Amtseinführung des neuen Präsidenten Joe Biden gemeint hat.
Michael Wendler verbreitet auch einen Artikel, in dem angekündigt wird, Trump werde sehr bald einschreiten und seine Feinde vor Militärtribunale stellen: „Einige werden dafür mit ihrem Leben bezahlen.“
Nun dürfte wohl den meisten klargeworden sein, dass Michael Wendler sich mit seinen Prophezeiungen verrannt hat.
Was lernen die Fans von Michael Wendler aus diesen Fehlschlägen?
Merken die Anhängerinnen und Anhänger von Michael Wendler nun, dass sie einem falschen Propheten nachgerannt sind? Das ist nicht so sicher.
Fehlschlagende Prophezeiungen und das anschliessende Leugnen des Irrtums durch den Propheten und seine Anhängerschar kennt man sonst eher von Sekten.
Der US-amerikanische Soziologe Leon Festinger hat dieses Phänomen schon vor 70 Jahren am Beispiel einer Chicagoer Endzeit-Sekte namens „Die Suchenden“ beobachtet. Die Gruppe war überzeugt, die Erde gehe unter, man selbst werde jedoch kurz vorher, in der Nacht zum 21. Dezember 1954, von Außerirdischen abgeholt und per Raumschiff in Sicherheit gebracht.
Als das Ufo nicht auftauchte, setzte sich unter den Anhängern die Ansicht durch, es müsse drei Tage später – an Heiligabend – kommen. Als auch da nichts geschah, verkündete die Sektenführerin, die Gläubigen hätten durch intensive Gedanken den Planeten vorm Untergang gerettet, die Außerirdischen hätten nun keinen Grund mehr für ihre Rettungsaktion.
Quelle:
Falsche Prognosen am laufenden Band – die lausige Trefferquote der Verschwörungsideologen (Tagesspiegel)
Anmerkungen:
☛ Wenn Anhängerinnen und Anhänger trotz fehlschlagender Prophezeiungen an ihrem Glauben festhalten, hängt das oft zusammen mit den hohen «Investitionen», die sie in diesen Glauben getätigt haben. Je mehr Geld, Zeit und Energie sie aufgewendet haben, je mehr sie sich in ihrem Umfeld exponiert und vielleicht sogar zerstritten haben, desto weniger werden sie bereit sein, den Irrtum einzusehen. Die «Investition» ist einfach zu gross, als dass sie einfach aufgegeben werden könnte. Dieses Phänomen nennt sich Sunk costs («Versunkene Kosten»).
☛ Hier gibts eine Fortsetzungsgeschichte zu Michael Wendler als Prophet.
☛ Ein weiterer «Prophet», der laufend Fehlprognosen in die Welt setzt, ist Attila Hildmann. Michael Wendler und Attila Hildmann stecken beide tief im Kaninchenbau der QAnon-Ideologie.
☛ Siehe auch den Beitrag in der Enzyklopädie auf dieser Website: Prophezeiungen, fehlgeschlagene