Der selbsternannte «QAnon-Schamane» Jacob Chansley fühle sich von Donald Trump betrogen. Das erklärte der Anwalt Chansleys, Al Watkins, laut dem US-Sender NBC. Chansley „bereue sehr, vom Präsidenten betrogen worden zu sein“. Das sagte Watkins über seinen Klienten, den er als „den Typ mit Hörnern und Fell“ bezeichnete.
Chansley hatte sich kurz nach dem Sturm auf das Kapitol in Washington den Behörden gestellt. Er befindet sich gegenwärtig in Untersuchungshaft in Arizona und erwartet dort seine Anklage. Im Vorfeld hatte der «QAnon-Schamane» angegeben, US-Präsident Donald Trump habe ihn und den restlichen Mob zum Sturm aufs Kapitol eingeladen.
Vielleicht müsste sich der Mann während seiner Haftzeit einfach mal überlegen, warum er sich so leicht betrügen liess. Dass Donald Trump mit den QAnon-Anhängern spielt, ist schon lange offensichtlich. Trump findet einfach alle toll, die ihn anhimmeln. Und dass es Trump nur um Trump geht, zeigte sich während seiner Amtszeit andauernd. Aber davon bekommt man einfach nichts mit, wenn man sich ausschliesslich in einer Trump-Fan-Medienblase bewegt.
Laut Wikipedia stammt der Ausdruck Schamane ursprünglich von den tungusischen Völkern, bedeutet in der mandschu-tungusischen Sprache „jemand, der weiß“ und bezeichnet einen besonderen Wissensträger. Wenn wir davon ausgehen, dass das so ist, dann scheint der «QAnon-Schamane» jedenfalls ein schlechtes Beispiel.
Glaubenskrise bei QAnon
Seit der Abwahl von Donald Trump greift in der QAnon-Szene Enttäuschung über den einstigen Heilsbringer um sich. Die QAnon-Gläubigen hatten bis zuletzt auf ein Wunder gehofft, das jedoch ausblieb. Ihr Idol musste das Weiße Haus verlassen. Joe Biden wurde entgegen ihren Erwartungen nicht verhaftet. Dabei waren sie sich am Tag der Amtsübergabe noch sicher: Es wird sich alles noch wenden. Joe Biden wird nicht Präsident, Donald Trump hat noch ein Ass im Ärmel. Dabei waren die Anhängerinnen und Anhänger der der anonymen Internet-Figur „Q“ schon vorher falschen Prophezeiungen aufgesessen. Hillary Clinton hätte gemäss den Ankündigungen bereits 2018 verhaftet werden müssen, was bekanntlich nicht passiert ist.
Allerdings fällt es vielen QAnon-Fans schwer zu akzeptieren, dass es sich bei den mysteriösen Nachrichten von „Q“ womöglich um schlechte Scherze von Internet-Trollen handelte. Ein Teil der losen Bewegung hält weiterhin an der absurden Idee fest, dass liberale Eliten Kleinkindern gefangen halten und foltern, um aus ihrem Blut das angebliche Verjüngungsmittel Adrenochrom zu gewinnen. Sie merken nicht, dass sie mit dieser demagogischen Geschichte politisch instrumentalisiert werden.
Quelle:
VERSCHWÖRUNGSTHEORETIKER:
QAnon-Schamane Jacob Chansley: „Donald Trump hat mich betrogen“ (Frankfurter Rundschau)
Anmerkungen:
☛ Inzwischen gibt es Hinweise aus Textanalysen, dass sich hinter «Q» zwei verschiedene Personen verstecken. Ein weiterer Hinweis dafür, dass die QAnon-Szene «verarscht» wird.
Siehe dazu:
Textanalyse zeigt: Hinter Q stehen höchstwahrscheinlich zwei Personen
☛ Zur Instrumentalisierung von Verschwörungstheorien zu politischen Zwecken:
Welche politischen Interessen stehen hinter Verschwörungstheorien?
☛ Man sollte den QAnon-Gläubigen eine gesichtswahrende Rückkehr in die Realität ermöglichen. Niemand kann ausschliessen, dass er oder sie sich im Leben ein- oder auch mehrmals komplett verrennt.