Der Koch und Detailhändler Peter Fitzek erlangte Bekanntheit, weil er sich im Jahr 2012 in Sachsen-Anhalt zum König Peter I. krönte. Als Reichsbürger herrscht er seither über das Königreich Deutschland. Was einfach nur skurril tönt, ist alles andere als harmlos und trägt sektenähnliche Züge.
Wie der «Störungsmelder» von Zeit online berichtet, hat der König nun zwei standesgemäße Behausungen in Besitz genommen: das Schloss Bärwalde in Boxberg in der Oberlausitz für 1,3 Millionen Euro, sowie das Wolfsgrüner Schlösschen in Eibenstock im Erzgebirge für 2,3 Millionen Euro. Das Geld dafür soll laut Peter Fitzek von seinen Anhängerinnen stammen.
Die sogenannten Reichsbürger sind der Ansicht, dass Deutschland als Staat nicht existiert. Weil sie aber trotzdem auf dem Territorium dieses Staates leben, können sie häufig mit Behörden in Konflikt. Auch nutzen sie laufend Dinge wie Strassen oder Elektrizität, die dieser Staat zu Verfügung stellt, ohne dass sie offenbar diesen Widerspruch realisieren.
Innerhalb der Reichsbürger-Szene gibt es unterschiedliche Strömungen. Dass sich ein Reichsbürger selbst zum König krönt, ist aber schon etwas ganz Besonderes.
Den Untertaninnen und Untertanen des Peter Fitzek wäre dringend zu empfehlen, dass sie sich mit den historischen Hintergründen des Königtums befassen. Sich selbst zum König zu küren ist jedenfalls historisch ziemlich fragwürdig.
Der römisch-deutsche König jedenfalls wurde seit der Goldenen Bulle von 1356 von den sieben Kurfürsten gewählt. Krönungsort war traditionell Aachen und Peter I. alias Peter Fitzek müsste zu mindestens eine gute Erklärung dafür haben, weshalb er Sachsen-Anhalt gewählt hat. Auch waren Könige im Mittelalter in der Regel mit ihrem Gefolge im Reich unterwegs und hatten keinen festen Königssitz……..
Peter Fitzek bietet die Illusion vom Systemausstieg
Peter Fitzek lockt seine Anhängerinnen und Anhänger mit Aussteigerfantasien und einem Versprechen von Freiheit und autarkem Leben. Er verspricht, dass Kinder in seinem «Königreich» nicht zur Schule müssen und wer darin geboren wird, bekomme auch keine Geburtsurkunde des verhassten Staats. Das kommt allen entgegen, die von einem Ausstieg aus der von ihnen so genannten BRD GmbH träumen.
Doch nur schon an diesem Punkt gibt es massives Konfliktpotenzial. Denn Kinder haben auch ein Recht auf Schulbildung und auf eine Geburtsurkunde. Eltern können ihnen diese Rechte nicht einfach aus ihrer eigenen Verblendung heraus vorenthalten. Der Staat muss sich hier auf die Seite der Kinder stellen, auch wenn diese noch nicht begreifen, worum es geht.
Dazu kommt, dass in der Reichsbürger-Szene rechtsextreme Ideologien und Verschwörungstheorien eng verknüpft sind.
Tobias Ginsburg hat für seine Reportage Reise ins Reich acht Monate verdeckt unter Reichsbürgern recherchiert. Er sagt, wegen ihres kuriosen Auftretens würden Reichsbürger oft nicht als so gefährlich wie klassische Rechtsextreme wahrgenommen, dabei sei ihre Ideologie „im Grunde nur der alte Nazidreck“.
Dass Peter Fitzek nun über zwei Schlösser verfügen kann, verdankt er auch dem Bundesland Sachsen, das es in der Hand gehabt hätte, die Liegenschaften zu erwerben und dem selbsternannten König Peter I. damit einen Strich durch die Rechnung zu machen.
Quelle:
Reichsbürger: Zwei Schlösser für einen falschen König (Zeit online)
Anmerkungen:
☛ Es muss ein erhabenes Gefühl sein und dem Ego gewaltig schmeicheln, wenn man sich statt als Koch und Detailhändler als König präsentieren kann – zu mindestens gegenüber der Schar von „Untertanen“. Letztere wiederum brauchen wohl eine solche Leitfigur, an die sie sich anlehnen können. Die psychischen Bedürfnisse eines Sektenführers wie Peter Fitzek passen gut zusammen mit den Bedürfnissen der Anhängerinnen und Anhänger.
☛ Siehe auch:
Feindbilder in der Reichsbürger-Szene
Was vereint die Reichsbürger-Szene?
Reichsbürger – an welchen Handlungen erkennt man sie?
Reichsbürger profitieren von Corona-Krise
Peter Fitzek und seine krummen Finanzgeschäfte:
Sachsen: Obskure Bankgeschäfte aus der Reichsbürgerszene
Finanzaufsicht untersagt Geschäftsbetrieb in »Reichsbürger«-Bank
☛ Zum Buch von Tobias Ginsburg:
“Die Reise ins Reich: Unter Reichsbürgern”, von Tobias Ginsburg (Rowohlt Tb 2021)