Für die Gesellschaft bietet der Umgang mit Verschwörungstheorien ebenso eine Herausforderung wie der Umgang mit populistischen Strömungen. Während es für den individuellen Umgang inzwischen mehr und mehr Beratungsstrukturen in Deutschland gibt, existieren auf gesellschaftlicher Ebene noch kaum Handlungsstrategien. Der Umgang mit Desinformation und Verschwörungstheorien sind dabei eine wichtige Säule, vor allem wenn es um den Umgang mit Krisen oder Katastrophen geht. Dies hat auch die Mobilisierung von Rechtsextremen und Verschwörungstheoretikern während der Hochwasserkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sehr deutlich klar gemacht.
Welche sinnvolle Strategie gibt es für die Gesellschaft?
Die Psychologin Pia Lamberty hat auf der Website der Alfred Landecker Foundation für die Gesellschaft drei Bereiche skizziert:
1. Die Unterstützung von Betroffenen:
Aus dem Milieu der Rechtsextremen und Verschwörungsideologen findet immer wieder Mobilisierung, Drohung und Hetze gegen einzelne Personen statt. Eine Gesellschaft braucht in diesem Bereich nicht nur ein adäquates und rasches Handeln der Sicherheitsbehörden, sondern auch zivilgesellschaftliche Organisationen wie zum Beispiel HateAid, die Betroffenen bei ihren Erfahrungen zur Seite stehen. Die Unterstützung von betroffenen Personen ist jedoch auch eine Aufgabe eines jeden Einzelnen – sei es in Form von Gegenrede oder durch Meldungen/Anzeigen bei Plattformen wie Facebook und Twitter oder bei der Polizei.
2. Die Stärkung der Zivilgesellschaft:
Pia Lamberty sieht eine aktive Zivilgesellschaft als zentralen Baustein gegen die demokratiefeindlichen Bestrebungen. Dazu zählt ein Verhandeln von roten Linien. Ein klarer Positionsbezug gegen Antisemitismus oder verschwörungsideologische Inhalte setzt soziale Normen, an denen sich Menschen in ihren Verhalten orientieren. Sie sind damit insbesondere in den Gruppen, die eine Affinität zum Verschwörungsdenken, jedoch noch keine voll ausgeprägte Ideologie zeigen, die beste Vorbeugung vor einer weiteren Radikalisierung.
3. Die Ahndung von Hass und Hetze:
Hass und Hetze wurden vor allem im digitalen Raum lange nicht ernst genommen. Dies hat zum Beispiel der Fall des Verschwörungsideologen Atilla Hildmann in den letzten Monaten noch einmal deutlich gezeigt. Digitaler Hass zeigt immer wieder reale Folgen. Diese Erkenntnis setzt sich erst nach und nach bei Gesellschaft und Sicherheitsbehörden durch.
Quelle:
Der Glaube an Verschwörungen
Eine gesellschaftliche Herausforderung auch jenseits von Pandemien (Alfred Landecker Foundation)
Ausserdem:
Zum Thema Verschwörungstheorien & Gesellschaft:
Warum sind Verschwörungstheorien eine Gefahr für die demokratische Gesellschaft?