Positive Überraschung: Der Sänger Xavier Naidoo hat für seine verschwörungstheoretischen Äußerungen der letzten Jahre ohne Wenn und Aber um Entschuldigung gebeten. Er stehe für Toleranz, Vielfalt und ein friedliches Miteinander, erklärte Naidoo in einem Video auf seinem YouTube-Kanal.
Er sei von Verschwörungserzählungen geblendet gewesen, sagte der Sänger in seinem Statement, und habe Dinge gesagt und getan, die er heute bereue:
„Mir wurde bewusst, dass ich meine Familie, meine Freunde, meine Fans, Menschen, die mich verteidigt haben, aber auch viele andere Menschen mit verstörenden Äußerungen irritiert und provoziert habe, für die ich mich entschuldigen möchte.“
In den vergangenen Jahren trat Xavier Naidoo zusammen mit sogenannten Reichsbürgern auf und verbreitete Verschwörungstheorien der QAnon-Bewegung. Einzelne Textzeilen führten zu Rassismusvorwürfen gegen den Sänger, die er aber zurückwies. Er wehrte sich in der Vergangenheit auch gegen Kritik, er stünde rechtsextremen Verschwörungserzählungen nahe.
Zu Beginn seines Statements sagte Naidoo, die russische Invasion in die Ukraine habe ihn „bestürzt und aufgerüttelt“. Und er wies darauf hin, dass seine Frau aus der Ukraine stammt. Aus diesem wunderschönen Land habe er jetzt Familie und Freunde rausholen müssen, weil dort Angst und Schrecken herrschten.
Reflektierte Entschuldigung ohne Wenn und Aber
Die Entschuldigung des Sängers im Video kommt ohne Wenn und Aber daher und zeigt viel Selbstreflektion. Er habe sich kritisch mit seinen eigenen Äußerungen in der Vergangenheit auseinandergesetzt und die Welt erscheine ihm wie auf den Kopf gestellt:
„Ich habe erkannt, auf welchen Irrwegen ich mich teilweise befunden habe und dass ich in den letzten Jahren viele Fehler gemacht habe.“
Er distanziere sich von allen Extremen, insbesondere von rechten und verschwörerischen Gruppen, sagt der Sänger, der mit der Gruppe Söhne Mannheims bekannt wurde.
Er stehe für Toleranz, Vielfalt und ein friedliches Miteinander. Nationalismus, Rassismus, Homophobie und Antisemitismus seien mit seinen Werten nicht vereinbar. Er verurteile diese aufs Schärfste.
Der 50-Jährige Xavier Naidoo hat in den vergangenen Jahren immer wieder Verschwörungstheorien verbreitet. Im Jahr 2020 nahm ihn RTL aus der Jury der Sendung Deutschland sucht den Superstar. Davor war ein Video mit dem Sänger als rassistisch kritisiert worden. Auf Facebook erklärte Naidoo, seine Aussagen seien absolut falsch interpretiert worden. Das Bundesverfassungsgericht kam im Dezember 2021 zum Schluss, dass eine Vortragsrednerin ihn als Antisemit bezeichnen durfte.
Quelle:
Xavier Naidoo: „Ich habe Dinge gesagt und getan, die ich heute bereue“ (Zeit online)
Hier geht’s zum Video mit der Entschuldigung:
Anmerkung:
Respekt. Selten eine derart lupenreine Entschuldigung gesehen, die erkennbar auf Selbstreflexion basiert. Es scheint, dass der Ukraine-Krieg zu diesem Umdenken beigetragen hat. Das ist bemerkenswert, weil viele «Querdenker» bei diesem Thema voll auf die Putin-Propaganda abfahren und Verschwörungstheorien zum Ukraine-Krieg verbreiten.
Die «Querdenker», Reichsbürger und QAnon-Gläubigen werden entsetzt sein und diese Kehrtwende und Entschuldigung mit allerlei neuen Verschwörungstheorien zu erklären versuchen. Es wird nicht lange dauern, bis es in diesen Kreisen heisst, Naidoo sei vom «Deep State» gekauft worden…..
Es wird auch interessant sein zu beobachten, wie andere Promi-Verschwörungstheoretiker wie Attila Hildmann und Michael Wendler auf diese Kehrtwende von Xavier Naidoo reagieren. Naidoo wäre für diese Figuren ein Vorbild.
Die Entschuldigung von Xavier Naidoo ist ein Lichtblick. Sie lässt hoffen, dass auch Leute, die sich wie er tief im Kaninchenbau der Verschwörungstheorien verlaufen haben, wieder einmal in die Realität zurückkehren. Dabei ist wichtig zu beachten: Wer eine ehrliche Entschuldigung an den Tag legt, dem sollte die Rückkehr in die Realität nicht mit rückblickenden Vorwürfen schwer gemacht werden. Leider ist kein Mensch davor gefeit, sich derart zu verlaufen. Vergessen sind die unsäglichen Äusserungen von Naidoo in der Vergangenheit damit aber nicht. Und er muss in Zukunft zeigen, ob sein Wandel nachhaltig ist.
Zu früheren verschwörungstheoretischen Aktivitäten von Naidoo vor seiner Entschuldigung siehe den Beitrag in der Enzyklopädie: Naidoo, Xavier, Sänger