Die Sendung «SWR2 Wissen» hat sich mit dem Thema «Vertrauen» befasst. Dabei ging es auch um Populismus und Verschwörungstheorien.
Die Psychologin Isabel Thielmann vom Max-Planck-Institut Freiburg untersucht in ihrer aktuellen Forschung den Zusammenhang zwischen dem Glauben an Verschwörungstheorien und Populismus. Dabei hat sie eine Entdeckung gemacht:
«Es scheint so, dass Menschen, die anderen und der Gesellschaft eher misstrauen, auch eher an Verschwörungstheorien glauben und eher populistischen Aussagen zustimmen und eher diesen politischen Haltungen bejahend gegenüberstehen.»
Es scheint also das fehlende Vertrauen in die Gesellschaft zu sein, das eine Verschwörungstheoretikerin und einen Populisten verbindet.
Als potenzielle Implikation des Ganzen kann Isabelle Thielmann sich vorstellen, dass sich durch Stärkung des Vertrauens in andere und in die Gesellschaft Verschwörungstheorien und populistische Einstellungen vermindern liessen.
Die Psychologin fügt dazu allerdings an, dass sie diese Folgerung nicht genauer untersucht hat. Sie weist auch darauf hin, dass ohne Vertrauen weder Gesellschaften noch soziale Beziehungen funktionieren:
«Wenn wir alles kontrollieren wollen, was in unserem Umfeld passiert, dann können wir sehr viele Dinge am Ende des Tages gar nicht machen. Vertrauen zeigt sich ja nicht nur in interpersonellen, also in sozialen Beziehungen mit Freunden, mit dem Partner oder sowas, sondern auch in professionelleren Kontexten. Wenn ich zu einem Arzt gehe, dann vertraue ich dem Arzt ja auch. Was bleibt mir in dem Moment irgendwie anderes übrig? Ich bin abhängig von der Expertise des Arztes.»
Quelle:
SWR2 WISSEN:
Vertrauen – Instinkt oder lebenslange Übung?
Populismus und Verschwörungstheorien treffen sich im Misstrauen
Misstrauen gegen «die da oben», gegen Eliten und Experten, ist ein Element, das Populismus und Verschwörungstheorien verbindet.
Zu weiteren Gemeinsamkeiten siehe:
Verschwörungstheorien und Populismus
Verschwörungstheorien und Rechtspopulismus: Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Populismus & Verschwörungstheorien kommen oft zusammen vor. Weshalb?
Misstrauen ist allerdings nicht grundsächlich problematisch. Ein gewisses Mass an gesundem Misstrauen ist für Demokratie und Gesellschaft unerlässlich. In Populismus und Verschwörungstheorien kommt jedoch oft ein toxisches Misstrauen auf, das zersetzend ist. Die Unterschiede zwischen gesundem und toxischem Misstrauen werden in diesem Beitrag vorgestellt: Über toxische Zweifel und toxisches Misstrauen
Populismus ist ebenfalls ein Begriff, der genauer definiert werden sollte. Oft wird er nämlich nur als politischer Kampfbegriff eingesetzt. Dabei wäre es wichtig zu verstehen, was damit gemeint ist. Weil Populismus gegen Pluralismus ankämpft, schadet er der Demokratie. Das hat der Politologe Jan-Werner Müller in seinem Buch «Was ist Populismus?» eindrückllich aufgezeigt. Eine Zusammenfassung des Buches gibt es hier:
Was ist Populismus? Und was nicht?