Wissenschaftler haben mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) untersucht, wer am Ursprung der QAnon-Bewegung steht.
Seit dem Jahr 2017 verbreiten eine oder mehrere Personen unter dem Pseudonym Q krude Verschwörungstheorien. Wer die zwischen Oktober 2017 und Dezember 2020 publizierten Nachrichten verfasst hat, ist nicht bekannt. Die Person hinter Q behauptete, ein hochrangiger Militär mit engem Kontakt zur Trump-Regierung zu sein, doch das war schon seit Beginn sehr unglaubwürdig.
Zwei Forscherteams aus Frankreich und der Schweiz haben nun unabhängig voneinander mit Hilfe von KI Belege für Q’s wahre Urheber gefunden, schreibt die New York Times.
QAnon ist eine der reichweitenstärksten Verschwörungstheorien in den USA. Anhängerinnen und Anhänger glauben beispielsweise an den Mythos, dass mächtige Politikerinnen in Wirklichkeit „Reptiloiden“ seien – und dass eine satanistische Weltelite Jagd auf Kinder mache, um aus ihrem Blut das angebliche Verjüngungsmittel Adrenochrom abzuzapfen. Auch während des gewaltsamen Sturms auf das US-Kapitol schmückte das Logo der QAnon-Bewegung viele Flaggen der Demonstrierenden.
KI untersucht Sprachmuster von Q
Die wahre Identität des QAnon-Gründers Q wollen nun zwei unabhängige Forschungsgruppen aus der Schweiz und aus Frankreich mithilfe von Machine Learning aufgedeckt haben. Das berichtet die „New York Times“.
Unter dem Pseudonym „Q“ trat laut den Forschern als allererstes der südafrikanische Softwareentwickler Paul Furber auf. Erst später habe auch Ronald Watkins Botschaften als „Q“ geteilt. Zu Beginn in Zusammenarbeit mit Furber, danach dann eigenständig und auf 8kun.
Die Wissenschaftler suchten mit unterschiedlichen Ansätzen und mit KI nach in den Textbeiträgen von «Q» nach Mustern.
Die Schweizer Forscher identifizierten dafür aus drei Buchstaben bestehende Sequenzen und untersuchten, wie häufig sich ebendiese in den Botschaften „Q“s wiederholen. Die französische Forschungsgruppe hat unterdessen einer KI beigebracht, nach ebensolchen Mustern zu suchen.
Beide Herangehensweisen gehören zu einem Ansatz namens Stilometrie, mit dem der Sprachstil von Texten analysiert und messbar gemacht werden soll. Für die Untersuchung wurden darum Beiträge mehrerer in Frage kommender Personen mit jenen von „Q“ verglichen. Die stärkste Ähnlichkeit mit dem QAnon-Gründer zeigten Furber und Watkins.
Gegenüber der „New York Times“ sagten die Schweizer Wissenschaftler, dass ihre Untersuchungsmethode eine Trefferquote von 93 Prozent habe. Das französische Team erklärt, es habe Watkins Schreibstil sogar mit einer Genauigkeit von 99 Prozent identifiziert, jene von Furber mit einer Genauigkeit von 98 Prozent.
Sowohl Ron Watkins als auch Paul Furber streiten gegenüber der New York Times ab, hinter „Q“s Botschaften zu stecken. Letzterer bestreitet jedoch nicht, dass sein Schreibstil jenem von „Q“ ähnelt. Er behauptet aber, Q’s Botschaften hätten ihn so stark beeinflusst, dass er seine Ausdrucksweise angepasst habe.
Quelle:
VERSCHWÖRUNGSMYTHEN
Forschende behaupten, QAnon-Gründer identifiziert zu haben (Der Standard)
Anmerkung:
Die Geschichte vom hochrangigen Geheimdienstmitarbeiter, der hinter den Botschaften von Q stecken soll, war schon immer äusserst suspekt. Nix da mit dem hochrangigen Geheimnisträger – hinter den obskuren Mitteilungen stecken zwei ziemlich durchgeknallte Typen – und Millionen von Anhängerinnen und Anhängern rennen ihnen blind hinterher und lassen sich dabei noch politisch instrumentalisieren. Erschütternd, diese Verführbarkeit durch Demagogie. Schön, wenn hier KI einen Beitrag zur Aufklärung leisten kann. QAnon-Gläubige wird das aber wohl nicht gross beeindrucken. Wer einen Glauben braucht, lässt ihn nicht so leicht wieder los.
Siehe auch:
☛ Ein Walliser Start-up ist dem ominösen Stichwortgeber Q auf der Spur: Textanalyse zeigt: Hinter Q stehen höchstwahrscheinlich zwei Personen
☛ Wer ist Q? Enttarnt Doku-Serie Q?