Die ARD-Sendung «Panorama» berichtet über Auseinandersetzungen an Waldorfschulen zum Umgang mit der Corona-Pandemie. Waldorfschulen orientieren sich an den Lehren von Rudolf Steiner, dem Begründer der Anthroposophie. In der Schweiz heissen sie «Rudolf Steiner Schulen».
Da es unter Anthroposophinnen und Anthroposophen viele Impfgegner gibt, kommen solche Auseinandersetzungen nicht überraschend. Auch die Schutzmassnahmen wie die Maskentragpflicht sind in diesen Kreisen umstritten.
Ein Teil der Eltern und Lehrpersonen will sich an die Schutzmassnahmen halten, ein anderer Teil nicht.
Der Bund der Freien Waldorfschulen hat dazu eine Erklärung verfasst und „distanziert sich ausdrücklich von allen Versuchen, die Pandemie zu verharmlosen“. Der Vorstand schreibt darin unter anderem:
«Wir distanzieren uns ausdrücklich von simplifizierenden, mystifizierenden, diskriminierenden sowie demokratie- und staatsfeindlichen Aussagen und verurteilen, wenn diese unter Berufung auf die Waldorfschule, die Waldorfpädagogik oder die Anthroposophie verbreitet werden.»
Im Gegensatz dazu thematisiert «Panorama» Aussagen von Eltern und Lehrpersonen aus Waldorfschulen, in denen die Schutzmassnahmen unterlaufen werden und die Pandemie als grosse Verschwörung erscheint. Das geht bis zur grotesken Verschwörungstheorie mit Bill Gates als Wurzel allen Übels. Dass ausgerechnet ein Waldorf-Lehrer aus Sachsen die Corona-Pandemie massiv verharmlost und von politisch erzeugter Panik spricht, macht einen sehr realitätsfernen Eindruck. Sachsen kommt gerade aus einer sehr einschneidenden Coronakrise heraus, war ein absoluter Hotspot und hat die Pandemie noch längst nicht überstanden.
Petition gegen Verschwörungsmythen an Waldorfschulen
Ehemalige Schülerinnen und Schüler an Waldorfschulen haben inzwischen eine Petition gestartet gegen Verschwörungsmythen an Waldorfschulen. Sie verlangt mehr Aufklärung und ein frühes Handeln, wenn bekannt wird, „dass LehrerInnen Verschwörungserzählungen und falsche Informationen zur aktuellen Gesundheitskrise verbreiten“.
«Panorama» wirft auch die Frage auf, weshalb gerade die Waldorfbewegung anfällig für Corona-Verschwörungstheorien ist. Das habe wohl mit Rudolf Steiners esoterischer Weltanschauung zu tun, und mit einem eher mythologisch geprägten Krankheitsbild, bei dem von einem Glauben an Reinkarnation und Karma ausgegangen wird, lautet eine Antwort.
Es gibt eine Reihe von Gründen, weshalb die Anthroposophie eine grosse Affinität hat zu Verschwörungstheorien. Siehe dazu hier:
Anthroposophie & Verschwörungstheorien
Quellen:
Die Waldorfbewegung und die Corona-Krise (NDR Panorama)
Erklärung des Vorstands des Bundes der Freien Waldorfschulen
OFFENER BRIEF – GEGEN CORONA-VERSCHWÖRUNGSMYTHEN AN WALDORFSCHULEN! (openpetition)
Ausserdem:
Ein ausführlicher Beitrag zum Zusammenhang zwischen Anthroposophie und Verschwörungstheorien ist im Anthroblog erschienen.