Das Restaurant «Walliserkanne» in Zermatt ist in die Schlagzeilen geraten, weil die Wirtsleute sich wiederholt behördlichen Corona-Massnahmen widersetzt hatten. Sie weigerten sich, die Corona-Zertifikate der Gäste zu kontrollieren. Die Kantonspolizei Wallis schloss den Betrieb daraufhin. Die Wirtsleute akzeptierten den Entscheid jedoch trotz amtlicher Versiegelung nicht und öffneten das Lokal erneut. Die Behörden verstellten in der Folge den Eingang der «Walliserkanne» mit Betonelementen. Die Betreiber wurden verhaftet und in Untersuchungshaft gesteckt. Die Betonblöcke vor dem Restaurant wurden inzwischen wieder entfernt. Die verhafteten Wirtsleute sind wieder frei.
Das Gericht lehnte den Antrag der Staatsanwaltschaft auf eine einmonatige Untersuchungshaft ab. Es betrachtet aber «den dringenden Tatverdacht» als «klar gegeben», dass sich die Beschuldigten der Hinderung einer Amtshandlung, des Siegelbruchs, des Ungehorsams gegen amtliche Verfügungen sowie allenfalls der Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte schuldig gemacht haben.
Das Vorliegen eines besonderen Haftgrundes, der für die Anordnung von Untersuchungshaft neben dem dringenden Tatverdacht zusätzlich erfüllt sein müsste, hat das Gericht jedoch verneint. Das Verfahren läuft weiter.
Bezug zu QAnon und Reichsbürgerbewegung im Fall «Walliserkanne»?
Nun hat «Megafon Reitschule Bern» auf Twitter Indizien dafür veröffentlicht, dass im Fall «Walliserkanne» möglicherweise Verschwörungstheorien wie QAnon oder die Reichsbürger-Bewegung im Spiel sind:
Der Wirt der «Walliserkanne» in Zermatt bezeichnet die Polizei in einem Video als „Firma Polizei“, die keine amtlichen Befugnisse besitze. Das vermittelt den Eindruck, dass er möglicherweise an die sogenannte Reichsbürger-Ideologie glaubt.
Die Anhänger der Reichsbürger-Bewegung sind hauptsächlich, aber nicht nur in Deutschland aktiv. Sie glauben, dass Polizei, Staat, Behörden etc. bloss Firmen sind und damit keine Legitimität für die Ausführung staatlicher Aufgaben haben.
Das könnte erklären, weshalb der «Walliserkanne»-Wirt offensichtlich amtliche Siegel, Verfügungen, Bussen und Anordnungen der Polizei ignoriert.
Blick TV veröffentlicht zudem einen 10-minütigen Beitrag über die «Walliserkanne», indem zweimal die mit dem QAnon-Slogan „WWG1WGA“ verzierte Hauswand des Restaurants gezeigt wird.
Diese Abkürzung „WWG1WGA“ steht für «Where we go one, we go all» («Dort, wohin einer geht, dorthin gehen alle»). Offenbar kommt es nicht darauf an, wo einer hingeht…
«Megafon Reitschule Bern» erwähnt in seinem Twitter-Thread auch, dass das «Tagblatt» in einem Beitrag einen Auftritt der Wirts-Brüder beim Portal Kla.tv erwähnt. Das Internet-Portal ist dafür bekannt, eine Vielzahl an Verschwörungstheorien und antisemitisches Gedankengut zu verbreiten. Es wurde gegründet von Ivo Sasek, dem Leiter der hochproblematischen Sekte „Organische Christus Generation“ (OCG).
Das sind insgesamt starke Indizien dafür, dass Verschwörungstheorien im Fall «Walliserkanne» mitbeteiligt sind.
Quellen:
Thread von Megafon Reitschule Bern:
https://twitter.com/Megafon_RS_Bern/status/1456018900081074176
Weil sie Widerstand leisteten: Wirte der Walliserkanne in Zermatt in Haft (Aargauer Zeitung)
Staatsanwalt beantragt U-Haft:
Walliserkanne-Wirte bleiben vorerst im Gefängnis! (Blick)
Wirte immer noch in Haft:
Betonblöcke vor Skeptiker-Beiz in Zermatt weggeräumt (Blick)
Corona-Verschwörer in Zermatt:
Was der QAnon-Slogan an der Fassade über die Walliserkanne-Wirte sagt (Tages-Anzeiger)
Ausserdem:
Skurril ist, dass die «Querdenker»-Bewegung in der Schweiz die Wirtleute als «politische Gefangene» zelebriert. Diese Bewirtschaftung der Opferrolle ist im Rahmen von Verschwörungstheorien nicht selten zu sehen.
Siehe auch:
Opfermentalität / Selbst-Viktimisierung in Verschwörungstheorien.