Prof. Dr. Diana Rieger und B. Sc. Jana Schneider haben sich in einem Beitrag für das Demokratiezentrum Baden-Württemberg mit Verschwörungstheorien befasst. Dabei geht es auch um den Einfluss von Verschwörungstheorien auf die Glaubwürdigkeit von Institutionen.
Das Beispiel des Hashtags #pizzagate kurz vor der US- Wahl 2016 zeigt deutlich, wie rasch sich Falschinformationen und Verschwörungstheorien verbreiten können. Oft werden Falschinformationen auch als neue verschwörungstheoretische Strategie beschrieben, um damit demokratische Institutionen zu diskreditieren und das Vertrauen der Bevölkerung zu erschüttern. Die Glaubwürdigkeit sinkt durch solche Desinformation.
Die Verbreitung von Verschwörungstheorien, die über Regierungen in Medien und sogenannte soziale Medien gestreut werden, wirkt sich auch auf die politische Partizipation und das Vertrauen in die Regierung aus.
Die US-Präsidentschaftswahl im Jahr 2016 bekam insgesamt viel Aufmerksamkeit in den globalen Medien. Bei dieser Wahl zeigte sich, dass Anhängerinnen und Anhänger von Donald Trump eine stärkere Verschwörungsmentalität zeigten als Anhängerinnen und Anhänger von Hillary Clinton. Entsprechend dürften staatliche Institutionen bei Trumpfans weniger Glaubwürdigkeit haben. Bei ihnen ist auch die Vorstellung vom «Deep state» (Tiefer Staat) verbreitet.
Auch wissenschaftliche Institutionen, wissenschaftliche Methoden sowie Forschungsprojekte können durch verschwörungstheoretische Kommunikation in Misskredit kommen.
Prof. Dr. Diana Rieger und B. Sc. Jana Schneider schreiben dazu:
«Es erscheint daher wichtig, Informationen in den Medien – vor allen in den digitalen Medien, in denen die üblichen journalistischen Gate-Keeping-Mechanismen außer Kraft gesetzt sind – kritisch zu hinterfragen. Dies kann beispielsweise durch den Verweis auf glaubwürdige Quellen geschehen, aber auch durch Zusatzangebote, wie den Faktenfinder der Tagesschau oder die Hoax-Map, die über Gerüchte rund um Asylsuchende berichtet.»
Quelle:
Beitrag: «Zwischen Chemtrails, Reptiloiden und #pizzagate: Verschwörungstheorien aus kommunikationswissenschaftlicher Perspektive», von Prof. Dr. Diana Rieger und B. Sc. Jana Schneider.
Der Beitrag stammt aus:
Mythen, Ideologien und Theorien: Verschwörungsglaube in Zeiten von Social Media (Demokratiezentrum Baden-Württemberg)
Anmerkungen:
Glaubwürdigkeit von Institutionen & Verschwörungstheorien
Nicht jede Verschwörungstheorie zersetzt die Glaubwürdigkeit von demokratischen Institutionen gleich stark. Aber man sollte sich hier nicht täuschen. Wenn Verschwörungstheoretiker behaupten, die Mondlandung habe gar nicht auf dem Mond stattgefunden, sondern sei im Studio inszeniert und aufgenommen worden, dann wird dadurch auf den ersten Blick die Glaubwürdigkeit der NASA in Frage gestellt. Aber auch eine Vielzahl von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die den Flug zum Mond beobachtet und fachlich begleitet haben, müssten mit der Mondlande-Verschwörung unter einer Decke stecken. Hier wird die Glaubwürdigkeit der Wissenschaft unterminiert.
Siehe dazu:
Wissenschaftsverweigerung / Wissenschaftsleugnung
Das gleiche bei der Verschwörungstheorie der «Hohle Erde und die «Flache Erde»: Unzählige Forschungsinstitute und Geologische Gesellschaften auf der ganzen Erde müssten in ein riesiges Lügengebäude verstrickt sein. Schon Niccolò Machiavelli (1469 – 1527) hat darauf hingewiesen, dass derart grosse Verschwörungen keine Chance haben, geheim zu bleiben.
Je politischer die Verschwörungstheorie, desto mehr greift sie auch die Glaubwürdigkeit demokratischer Institutionen an. Das sieht man zum Beispiel bei der «Deep-State»-Verschwörungstheorie und bei der QAnon-Sekte.
Siehe dazu:
Warum sind Verschwörungstheorien eine Gefahr für demokratische Gesellschaften?
Verschwörungstheorien stellen aber manchmal auch den Rechtsstaat und seine Glaubwürdigkeit in Frage. Dafür ist die Pizzagate-Verschwörungstheorie ein Beispiel. Denn wer konkrete Hinweise hat auf Kindsmissbrauch, ist moralisch, gesellschaftlich und rechtlich verpflichtet, damit zur Polizei zu gehen. Aufgabe der Staatsanwaltschaft und der Gerichte ist es, die Fakten zu klären und falls Verbrechen vorliegen ein Urteil zu fällen. Wer behauptet, Belege für solche Verbrechen zu haben, aber die Justizbehörden nicht einschaltet, negiert den Rechtsstaat.
Siehe dazu auch:
Verschwörungstheorien unterminieren den Rechtsstaat