Anhängerinnen und Anhänger von Verschwörungstheorien hören diesen Begriff in der Regel nicht gern. Sie empfinden ihn als Kampfbegriff und wittern rasch Diffamierung: Querdenker und andere kritische Geister würden mit dieser «Keule» erledigt. Das kann tatsächlich vorkommen. Ein Beispiel dafür ist der vom Psychologen Brendan Maher beschriebene Martha-Mitchell-Effekt. Wikipedia beschreibt ihn so:
«Als Martha-Mitchell-Effekt wird seit Ende der 1980er Jahre eine Fehldiagnose bezeichnet, bei der sachliche Hinweise und rational begründete Überzeugungen als Hirngespinste und Wahnideen gedeutet werden. Zu dieser falschen Einschätzung kann es kommen, wenn jemand Anzeichen für eine Verschwörung oder andere Machenschaften entdeckt, die von anderen aus unterschiedlichen Gründen als abstrus und unsinnig abgetan und verworfen werden.»
Der Effekt wurde nach Martha Mitchell benannt, der Ehefrau von John N. Mitchell, dem Wahlkampfmanager Richard Nixons und späteren Justizminister der Vereinigten Staaten. Ihre Vorwürfe in Bezug auf US-Präsident Nixon wurden von Medienleuten und von ihrem Ehemann lange nicht ernst genommen, stellten sich im Verlauf des Watergate-Skandals aber als wahr heraus.
Allerdings äusserte Martha Mitchel konkrete Vorwürfe gegenüber einer konkreten Person.
Verschwörungsmythologen dagegen verbreiten in der Regel umfassende und vage Vorwürfe, die oft eher den Charakter von raunenden Andeutungen haben. Sie verwenden für die Beschreibung der Bösewichte dabei oft passive Verben, vage Pronomen («sie») und Verallgemeinerungen:
Sie machen uns krank.
Die vergiften uns mit Chemtrails…
Die internationale Finanzindustrie
Die Konzerne steuern uns ( als ob Konzerne immer identische Interessen hätten)
Die Medien lügen (immer, durchgängig, alle; als ob es keine Unterschiede gäbe)
Die Marionetten (also wir alle, ausser den Verschwörern).
Kritik und Zweifel sind lebenswichtig für Demokratie und Wissenschaft
Es ist also durchaus wichtig, Querdenker, kritische Geister und Wistleblower nicht einfach als Verschwörungstheoretiker oder gar Paranoiker abzutun.
Wer sich allerdings wie ein Verschwörungstheoretiker äussert und verhält, sollte auch so bezeichnet werden. Zwischen diesen beiden Gruppen gibt es durchaus Unterschiede. Die Informationen auf dieser Website sollen dazu beitragen, solche Unterschiede zu erkennen.
Empören sich Anhängerinnen und Anhänger von Verschwörungstheorien darüber, dass sie mit diesem Begriff diffamiert werden, dann flüchten sie mit diesem Manöver in eine Opferrolle und versuchen sich gegen Kritik zu immunisieren. Den Begriff „Verschwörungstheorie“ pauschal als Kampfbegriff abzutun greift jedenfalls zu kurz.