Während die US-Demokratin Nancy Pelosi auf Dienstreise ist, bricht ein Verschwörungstheoretiker in ihr Haus ein, attackiert ihren Ehemann und verletzt ihn schwer. Der Angreifer habe wiederholt „Wo ist Nancy?“ gerufen, berichteten unter anderem die „New York Times“ und die „Washington Post“ unter Berufung auf Behördenvertreter. Nancy Pelosi ist als Sprecherin des Repräsentantenhauses die dritthöchste Person im US-amerikanischen Staat. Sie steht ständig unter dem Schutz von Leibwächtern, doch war ihr Haus und damit auch ihr Ehemann während ihrer Abwesenheit ungeschützt.
Der 42 Jahre alte David DePape war in der Nacht zum Freitag in das Haus der Pelosis in San Francisco eingebrochen, schilderte Polizeichef William Scott. Als Polizisten zum Haus kamen, schlug er vor den Augen der Beamten wiederholt mit einem Hammer auf den 82-jährigen Paul Pelosi ein.
Der Sender CNN meldete, Paul Pelosi habe auf seinem Telefon selbst den Notruf wählen können. Er konnte dabei zwar den Angriff offenbar nicht direkt melden, die Mitarbeiterin der Notruf-Hotline hörte jedoch das Geschehen im Hintergrund und schickte die Polizei los.
Anderen Berichten zufolge konnte Paul Pelosi der Polizei bei dem Anruf eine kodierte Botschaft zukommen lassen. Laut Medienberichten wollte der Angreifer auch Paul Pelosi festbinden und warten, bis seine Frau Nancy Pelosi zurückkommt.
Das Büro von Nancy Pelosi teilte mit, Paul Pelosi habe einen Schädelbruch und schwere Verletzungen an seinem rechten Arm und den Händen erlitten. Die Ärzte erwarteten jedoch, dass der 82 Jahre alte Investor sich komplett erholen werde.
Angreifer mit Hang zu Verschwörungsideologien
Der Angreifer befindet sich in Haft, das Motiv für den Angriff wird untersucht. DePape soll sich allerdings für Verschwörungsideologien interessieren, was ein politisches Motiv nahelegt.
US-Medien entdeckten Online-Profile des Angreifers, laut denen er sich für Verschwörungsideologien, Falschinformationen über die angebliche Gefahr von Corona-Impfstoffen und Donald Trumps Lügen und Verschwörungstheorien über Wahlbetrug bei der Präsidentschaftswahl 2020 interessierte. Die unterdessen gesperrte Facebook-Seite des Angreifers zeigte zudem verschwörungstheoretische Postings zum versuchten Staatsstreich beim Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021. Weitere Einträge legen eine Nähe des Angreifers zur radikalen Nudistenszene nahe.
Nancy Pelosi als Hassobjekt der Rechten in den USA
Die Demokratin Nancy Pelosi ist häufiges Ziel verbaler Attacken der politischen Rechten in den USA. Ex-Präsident Donald Trump diffamiert sie seit Jahren immer wieder „Crazy Nancy“ („verrückte Nancy“). Während dem versuchten Staatsstreich beim Sturm auf das Kapitol in Washington war Nancy Pelosi neben Mike Pence eine der zentralen «Zielpersonen». Beide konnten nur knapp vor dem Mob in Sicherheit gebracht werden.
Mit Ex-Vizepräsident Mike Pence und dem Minderheitsführer im Senat, Mitch McConnell, verurteilten am Freitag zwei prominente Republikaner die Attacke auf den Ehemann von Nancy Pelosi. Die demokratische Vizepräsidentin Kamala Harris sprach am Samstagabend von einem Akt extremer Gewalt und beklagte den verbreiteten Hass.
Quellen:
„Wo ist Nancy?“ Einbrecher in Pelosis Haus suchte nach Politikerin (n-tv)
Angriff auf Pelosis Ehemann: «Wo ist Nancy?» (FAZ)
Anmerkungen:
☛ Es spricht sehr viel dafür, dass wir es hier mit einem weiteren Beispiel dafür zu tun haben, dass Verschwörungstheorien Radikalisierung fördern und zu Gewalt führen können. Siehe dazu:
Radikalisierung von Extremisten durch Verschwörungsideologien
Verschwörungstheorien als Katalysatoren von Gewalt
☛ Der Geisteszustand des Täters ist noch nicht geklärt. Deshalb kann noch nicht ausgeschlossen werden, dass der Mann psychisch krank ist. Doch selbst wenn das der Fall wäre, könnten Verschwörungstheorien eine verhängnisvolle Rolle gespielt haben, indem sie Nancy Pelosi als Feindbild konstruieren und damit zur Tat auf sie animieren.
☛ Nancy Pelosi wird von Rechten und insbesondere von Donald Trump seit Jahren als Feind markiert und damit als potenzielles Ziel von Gewalt. Politikerinnen und Politiker, die ihre politischen Gegner als Feinde sehen, verhalten sich antidemokratisch und haben keinerlei Unterstützung verdient. Wer sich innerhalb des demokratischen Rahmens bewegt, kann ein politischer Gegner sein, aber niemals ein Feind. Für Demokratinnen und Demokraten kann allenfalls ein Feind sein, wer die demokratische Verfassung bekämpft.
Siehe dazu auch:
Zum Unterschied zwischen Gegnerschaft und Feindschaft
☛ Der Täter soll eine Nähe «zur radikalen Nudistenszene» haben. Eine radikale Nudistenszene? Was es nicht alles gibt……