Extremismus-Forscher Fabian Jellonnek hielt einen Vortrag zum Thema „Verschwörungsideologien im (Bildungs-) Alltag“. Die Veranstaltung fand Corona-bedingt im Internet statt und wurde von der neuen Fachstelle zur Extremismus-Prävention und Demokratieförderung des Kreises veranstaltet.
Verschwörungsideologien nähmen zu, gerade jetzt, da das Pandemiegeschehen das wirtschaftliche, politische und private Leben einschränkt, erklärte Fabian Jellonnek.
Plötzlich würden geschmacklose Gerüchte gestreut, wie zum Beispiel, dass der jüngst verstorbene Bundestagsvizepräsident Thomas Oppermann in Wahrheit ermordet wurde, weil er sich gegen die Kontaktbeschränkungen im November ausgesprochen habe.
Oder Microsoft-Chef Bill Gates, der sich mit seiner privaten Stiftung für Polio-Impfungen in Afrika engagiert: Verschwörungsideologen sagen, er wolle den Menschen Mikrochips unter die Haut pflanzen. Noch absurder sind die Verschwörungsfantasien der neuen QAnon- Bewegung. Sie schwadroniert von einem kinderblut-trinkenden Schattenkabinett, das in Wirklichkeit die Welt regiere.
Die rasch wachsende QAnon-Bewegung hält Jellonneck für brandgefährlich: „Q-Anon ist ein sektenähnlicher Zusammenschluss, die Anhänger verlieren den Bezug zur Realität sehr schnell.“
Verschwörungsideologien als Unsinn klar benennen
Fabian Jellonnek sagt: „Wir müssen zudem aufpassen, wie wir über diese Themen sprechen. Diese wirren Ideologien dürfen wir nicht als Widerstand, Kritik oder Opposition adeln, sondern müssen klar benennen: Sie sind Unsinn!“ Der Extremismus-Forscher stuft Verschwörungsideologien als Türöffner zum rechten Gedankengut ein.
Verschwörungsideologien in der Schule
Problematisch werde es häufig, wenn Ideologien in Schulen oder Jugendeinrichtungen gelangten.
Lehrpersonen sollten die Codewörter, die von den Verschwörungsideologen benutzt werden, gut kennen, damit sie aufmerksam darauf reagieren könnten.
Jellonnek empfiehlt Dialog und Widerspruch – auch im privaten Gespräch – speziell auch dann, wenn die Aussagen antisemitisch oder rassistisch seien.
Ebenso sollten Schüler durch einen Konsens innerhalb der Schule dazu befähigt werden, auch Lehrern selbstbewusst Grenzen aufzuzeigen, wenn sie verschwörungsideologisches Gedankengut bei ihnen bemerkten. Und sie sollten diesem ebenfalls widersprechen können.
Der Vortrag wurde ergänzt durch ein Grusswort von Landrat Stefan Reuß. Er rief dazu auf, stets wachsam zu sein, damit die Demokratie keinen Schaden nehme: „Wir müssen die Demokratie stärken, denn sie ist die beste Rechtsordnung, die wir haben“, sagte Reuß und ergänzte: „Extremistischen Positionen müssen wir entgegenwirken und dürfen ihnen keinen Raum geben“.
Quelle:
Extremismus-Forscher: „Verschwörungsideologien sind Unsinn“ (Werra-Rundschau)