Verschwörungsgläubige sehen sich selbst oft als kritische Menschen, die halt die Dinge hinterfragen. Nur die eigenen Verschwörungstheorien, die hinterfragen sie nicht. Wer jedoch vorgibt, alles zu hinterfragen, sollte bei sich selbst nicht Halt machen.
Damit sie sich nicht hinterfragen müssen, schotten sich Verschwörungsgläubige gegen kritische Einwände ab. Sie fassen Menschen, die ihnen widersprechen, schnell als „Feinde“ auf oder als „gekauft“ – und damit als Teil der Verschwörung. Dem Kritiker wird vorgeworfen, mit den Verschwörern unter einer Decke zu stecken, damit die Kritik an der Verschwörungstheorie nicht mehr ernst genommen werden muss.
Wenn Medien hinterfragen, gehören sie zur «Lügenpresse»
Wenn etablierte Qualitätsmedien den Verschwörungsglauben hinterfragen, werden sie als «Lügenpresse» diffamiert. Auch das ist ein bewährter Trick, um sich nicht mit Einwänden auseinandersetzen zu müssen. Stattdessen konsumieren Verschwörungsgläubige kritiklos selbsternannte «Alternative Medien», die ganz auf ihrer Linie sind.
Hinterfragen Fachleute aus der Wissenschaft den Verschwörungsglauben, werden sie als ebenfalls als «gekauft» diffamiert. Auch wenn ihre Aussagen gut durch den wissenschaftlichen Konsens abgedeckt ist. Einzelne wissenschaftliche Aussagen, die zugunsten der Verschwörungstheorie auslegbar sind, werden dagegen sehr gerne zitiert und weiterverbreitet, auch wenn es sich um eine absolute Aussenseitermeinung handelt.
Bei solchen Vorgehensweisen handelt es sich um Immunisierungsstrategien. Sie machen ein gedankliches Konstrukt gegenüber Kritik unangreifbar. Verschwörungsgläubige stabilisieren damit ihre Weltsicht und schotten sie gegen kritische Einwände ab.
Solche Immunisierungsstrategien werden nicht nur gegenüber aussenstehenden Kritikern eingesetzt. Sie können auch innerhalb von verschwörungstheoretisch geprägten Gruppierungen vorkommen. Wer sich kritisch äussert, wird dann als Teil der Verschwörung diffamiert.
Die Abschottung durch Immunisierungsstrategien begünstigt Radikalisierungsprozesse.
Fazit: Hinterfragen und Kritik sind wichtig. Es ist jedoch sehr fragwürdig, wenn sie nur auf das gegnerische Lager ausgerichtet sind und gleichzeitig das eigene Lager gegenüber Einwänden abgeschottet wird.
Hier geht’s zum Beitrag über Immunisierungsstrategien in der Enzyklopädie: Immunisierungsstrategien zur Stabilisierung von Verschwörungsideologien
Und hier geht’s zu einem Text über die Bedeutung von Kritik: Lob der Kritik