Das Compact-Magazin sei ein „ideologischer Superspreader für Verschwörungstheorien“. Die Verfassungsschutzbehörden im Bund und in Brandenburg wollen nun härter vorgehen.
Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) und der Brandenburger Verfassungsschutz haben das Compact-Magazin des rechtsextremen Aktivisten Jürgen Elsässer vom Verdachtsfall zu einem erwiesenen Fall rechtsextremistischer Bestrebung heraufgestuft. Damit kann das Unternehmen mit dem vollständigen Repertoire nachrichtendienstlicher Mittel beobachtet werden.
Die neue Einstufung basiert massgeblich auf den Erkenntnissen des Brandenburger Nachrichtendienstes. «Compact» hat seinen Sitz im brandenburgischen Werder/Havel (Potsdam-Mittelmark).
Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) sagte dem «Tagesspiegel»: „Das Compact-Magazin ist Hass und Hetze in Hochglanz.“ Es habe sich über seine zahlreichen Verbreitungswege zu einem zentralen Sprachrohr der rechtsextremistischen Szene entwickelt.
Zu der Vorgehensweise von Compact zähle die gezielte Vernetzung mit Rechtsextremisten, die kontinuierliche Delegitimierung unserer freiheitlichen Demokratie, die Verbreitung antisemitisch geprägter Verschwörungsfantasien und die Stimmungsmache gegen Minderheiten, schilderte Stübgen und betonte: „Diese Plattform der Demokratiefeinde verfolgt ein Ziel – und das ist die Zerstörung unserer freiheitlichen Gesellschaft.“
Verfassungsschutz-Präsident Thomas Haldenwang hatte im März 2020 bekanntgegeben, dass das Rechtsaußen-Magazin als Verdachtsfall beobachtet. Dies habe ergeben, dass das Verdachtsstadium überschritten sei, teilte das Bundesamt nun mit. Die Äußerungen von „Compact“ seien auch „durch eine Verächtlichmachung und Verunglimpfung der politischen Parteien, Politiker und Repräsentanten der Bundesrepublik gekennzeichnet“.
Compact-Magazin verbreitet antisemitische Verschwörungstheorien
Das Bundesamt für Verfassungsschutz wies ergänzend darauf hin, das Compact-Magazin trage Positionen und Aussagen in die Öffentlichkeit, die eindeutig als völkisch-nationalistisch sowie minderheitenfeindlich zu bewerten seien. In den Medien des Unternehmens fand der Verfassungsschutz „wiederholt antisemitische Verschwörungsmythen und islamfeindliche Motive“.
Des Weiteren agiere die Compact-Magazin GmbH mit „regelmäßigen Beschimpfungen und maßlosen Verunglimpfungen gegen Regierung und Parteien, welche geeignet sind, das Vertrauen in die gesamte verfassungsmäßige Ordnung zu erschüttern.“
Die von dem Magazin ausgehende „Agitation gegen die Regierung“ bringe eine „grundsätzliche Ablehnung demokratischer beziehungsweise demokratisch legitimierter Entscheidungsprozesse zum Ausdruck“, hieß es darüber hinaus. Gegenwärtig macht „Compact“ insbesondere Stimmung gegen Corona-Impfungen.Für 2020 und den Beginn der Corona-Pandemie bezeichnete der Brandenburger Verfassungsschutz das Magazin als „ideologischer Superspreader für Verschwörungstheorien“ – bis hin zu „QAnon“-Inhalten.
Das «Compact» biete Verschwörungstheorien eine milieuübergreifende Plattform. Damit nehme es eine Milieumanagement-Funktion ein, bei der es darum gehe, die Szene zu erweitern, zu stabilisieren und Gelder zu generieren.
Zusammen mit den Querdenker-Demonstrationen habe „Compact“ entscheidend dazu beigetragen, die „QAnon“-Verschwörungstheorie in Deutschland aus der Internetblase zu holen. Gerade in der Corona-Pandemie sei das Compact-Magazin bestrebt, verschwörungstheoretische und verfassungsfeindliche Inhalte salonfähig zu machen.
Es handle sich bei diesen Aktivitäten um eine gezielte Entgrenzung des Rechtsextremismus.
Schon im Sommer 2021 hatte der Brandenburger Verfassungsschutz gewarnt vor der „diesen Verschwörungserzählungen innewohnenden Gewaltorientierung“. Laut der Beurteilung der Behörde geht es dabei um Menschen, „die sich teilweise vollständig von der Wirklichkeit abgekoppelt haben sowie in jedem und allem nur noch das Wirken finsterer sowie bösartiger Mächte erkennen wollen“.
Es lasse sich nicht ausschliessen, dass von solchen Personen schwere Gewaltstraftaten ausgehen, weil sie für sich keine anderen Formen des Handelns mehr erkennen können. „Sie glauben, sie müssten zu einer Art finalem Schlag ausholen“, hält der Bericht des Verfassungsschutzes fest.
Quelle:
„Hass und Hetze in Hochglanz“: Verfassungsschutz stuft Compact-Magazin als rechtsextremistisch ein (Tagesspiegel)
Ausserdem:
☛ Siehe auch den Beitrag Compact-Magazin in der Enzyklopädie:
Compact-Magazin: Verschwörungstheorien, Rechtsradikalismus, Kremlpropaganda
Dort finden Sie auch ein YouTube-Video, in dem Janos Hegedüs die Lügen des Compact-Magazins zur Corona-Pandemie demontiert.
☛ Die Lügen des Compact-Magazins zur Corona-Pandemie dienen der Delegitimierung des demokratischen Staates. Es ist besorgniserregend, wie diese rechtsextreme Publikation über die «Querdenker»-Szene in die Mitte der Gesellschaft vordringt. Ein nicht unwesentlicher Teil dieser Personen scheint auch nicht mehr zu wissen, welch destruktives Staatsmodell die rechtsextremistischen Figuren in der Querdenker-Szene anstreben.
Hier dazu mehr:
Rechtsextremismus und Verschwörungstheorien – ein enger Zusammenhang
Kernprobleme rechtsextremistischer Haltungen sind das ausgeprägte Schwarz-Weiss-Denken, die Feindbild-Produktion und die Fixierung auf Sündenböcke.
☛ Siehe ausserdem:
Extremismusforscher fordert härteres Vorgehen gegen gewaltbereite Coronaleugner
Turner Diaries (Turner-Tagebücher) – ein rechtsextremer Roman als Hassvorlage
Die „Neue Rechte“ im Kontext der Corona-Proteste
Corona-Leugner mit Verschwörungstheorien und Umsturzfantasien unterwegs