Der «Truther» und selbsternannte Friedensforscher Daniele Ganser hält gerade in vielen Städten Vorträge und klärt seine Zuhörerinnen und Zuhörern darüber auf, wie der Krieg gegen die Ukraine aus seiner Sicht entstanden ist. Weil er das in bekannt einseitiger Manier tut, stösst er damit an vielen Orten auf Widerspruch. So fordert zum Beispiel der Humanistische Verband Deutschlands in Niedersachsen in einem offenen Brief die Absage eines Ganser-Vortrags in Dortmund, unter anderem mit der Begründung: «In jüngster Zeit unterstützt er zudem Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine.»
Unterstützt Daniele Ganser den Krieg gegen die Ukraine wirklich?
Daniele Ganser ist kein plumper Demagoge. Er käme nie auf die Idee zu sagen: «Ich unterstütze den Krieg gegen die Ukraine.» Er verurteilt vielmehr den Einmarsch Russlands in die Ukraine in einem knappen Satz. Dann redet er lang und breit über die aus seiner Sicht eigentlichen Verantwortlichen: Die USA, die NATO, die Ukraine. In einem Twitter-Tweet teilt er die Schuld zu je einem Drittel auf zwischen den USA, der Ukraine und Russland. Das allein ist bereits eine ziemlich unverfrorene Täter-Opfer-Umkehr.
Und de facto drehen sich seine Erklärungen dann hauptsächlich um seine Lieblingsgeschichten: Die NATO-Osterweiterung mit dem (angeblich) gebrochenen Versprechen des Westens und der (angeblich) von Obama inszenierte «Putsch» in der Ukraine im Jahr 2014. Beide Themen stellt Daniele Ganser hoch verzerrt dar und in Übereinstimmung mit der Kreml-Propaganda.
Siehe dazu: Daniele Ganser: Repetitives Gerede vom Putsch in der Ukraine
Damit lenkt er die Aufmerksamkeit weg vom Aggressor Russland. Die innenpolitischen Gründe für den Krieg Russlands gegen die Ukraine haben bei Ganser kein Gewicht. Dass der Überfall imperialistische und kolonialistische Züge trägt, scheint Ganser zu entgehen. Dass Putin sehr deutlich gemacht hat, dass er das russische Imperium zurückhaben will, und dass er eine genozidale «Deukrainisierung» der Ukraine anstrebt, interessiert den «Friedensforscher» Ganser offenbar nicht. Der russische Imperialismus, der Völkerrecht bricht und über Berge von Leichen geht, scheint ihn nicht wirklich zu stören. Schwierig natürlich, wenn man wie Ganser seit Jahren konsequent Kreml-Propaganda verbreitet.
Fazit
Unterstützt Daniele Ganser nun den russischen Angriffskrieg? Rein formal gesehen nein. Denn der selbsternannte Friedensforscher ist kein plumper, sondern ein etwas subtilerer Demagoge. Er verurteilt den Krieg, wenn auch knapp. De facto laufen aber seine Ausführungen darauf hinaus, die Verantwortung Putins und seiner Clique kleinzureden – und auch deren Schuld an den monströsen Kriegsverbrechen, die russische Truppen in der Ukraine begehen.
Die zentrale und zig-fach wiederholte Forderung des «Friedensforschers»: Stoppt die Waffenlieferungen an das Opfer. Es soll sich offenbar unterwerfen – denn das ist die eindeutige Konsequenz solcher Forderungen. Sie ermutigen den Aggressor, sich auch andere Länder des ehemaligen russischen Imperiums mit einem Krieg «heimzuholen».
Forderungen an den Aggressor scheinen Ganser zudem nicht wichtig zu sein, falls er je solche geäussert haben sollte.
Und die Ukrainerinnen und Ukrainer stellt er hauptsächlich als Marionetten der Amis dar, nicht als handelnde Subjekte mit eigenen Prioritäten und Wünschen.
Kein Zweifel, auf welcher Seite der «Friedensforscher» in diesem Krieg steht.
Quelle des Zitats / Der offene Brief des Humanistischen Verbandes:
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