Die Generalversammlung der Vereinten Nationen (UNO) hat zum zweiten Mal einstimmig eine Resolution verabschiedet, in der die Holocaust-Leugnung verurteilt wird. Die Resolution wurde von 71 Ländern verfasst, darunter Israel, die Vereinigten Staaten und Deutschland. Der Beschluss fand am 80. Jahrestag der Wannsee-Konferenz statt. Bei diesem Treffen hoher Naziführer im Jahr 1942 wurde die «Endlösung der Judenfrage» besprochen. Dieser Ausdruck ist ein Euphemismus für die systematische Vernichtung des europäischen Judentums.
Die UNO-Generalversammlung «lehnt und verurteilt vorbehaltlos jede vollständige oder teilweise Leugnung des Holocaust als historisches Ereignis» und «fordert alle Mitgliedstaaten auf, vorbehaltlos jede vollständige oder teilweise Leugnung oder Verfälschung des Holocaust als historisches Ereignis sowie alle diesbezüglichen Aktivitäten zurückzuweisen», heisst es in der beschlossenen Resolution.
Die iranische UNO-Delegation, deren Regierung Wettbewerbe für Karikaturen sponsert, in denen der Holocaust lächerlich gemacht, geleugnet oder verharmlost wird, distanzierte sich laut BBC von dem Text. Die Islamische Republik Iran konnte in der Generalversammlung aber nicht gegen den Text stimmen, weil ihre Stimmrechte ausgesetzt wurden, da sie die Mitgliedsbeiträge nicht rechtzeitig bezahlt hatte. Das berichtete die Times of Israel. Dadurch konnte die Abstimmung einstimmig angenommen werden.
UN-Generalsekretär Antonio Guterres fordert Bildung gegen Holocaust-Leugnung
Anlässlich einer von der New Yorker Park East Synagogue ausgerichteten virtuellen Gedenkfeier zum Holocaust-Gedenktag am 27. Januar hat UN-Generalsekretär Antonio Guterres zudem mehr Anstrengungen gefordert, um Wissenslücken über den Massenmord an sechs Millionen Juden durch die Nationalsozialisten zu schließen.
»Regierungen überall auf der Welt haben die Verantwortung, über die Schrecken des Holocaust aufzuklären«, sagte der Portugiese und erklärt dazu: »Unsere Antwort auf Unwissenheit muss Bildung sein.«
Guterres warnte vor »äußerst beunruhigenden Versuche, den Holocaust zu leugnen, zu verzerren oder zu verharmlosen«, vor allem im Internet, und vor antisemitischen Verschwörungserzählungen unter Impfskeptikern und Coronaleugnern.
Neben Guterres sprach bei der Gedenkfeier auch der 91-Jährige Arthur Schneier, der Gründer und Senior Rabbi der Park East Synagogue. Der gebürtige Österreicher hatte in seiner Heimatstadt Wien die Novemberpogrome im Jahr 1938 selbst miterlebt. Viele seiner Angehörigen wurden später im Vernichtungslager Auschwitz ermordet.
Schneier sagte, seine Hoffnungen und Träume, dass kein anderes Volk die an den Juden verübten Gräueltaten erleiden müsse, seien »durch anhaltenden Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, alle Formen von Hass und Holocaust-Leugnung zunichte gemacht worden.«
Dabei sieht er eine Mitschuld auch bei den Betreibern sozialer Netzwerke, weil sie Verschwörungstheorien zusätzlich befeuern würden.
Auch zum Tragen von gelben Sternen bei Corona-Demonstrationen fand der Rabbiner klare Worte: In der Zeit des Nationalsozialismus sei er gezwungen worden, den sogenannten »Judenstern« zu tragen. Damit seien er und andere Jüdinnen und Juden für »Entmenschlichung und Tod markiert« worden. Er sagte: »Für jeden, der nach 1945 einen gelben Stern trägt, ist das nicht Ignoranz, sondern ein Zeichen von bösartigem Hass.« und er fügte hinzu, dem könne man nur mit Liebe und Bildung Einhalt gebieten.
Quellen:
Guterres nennt Unwissen über Schoa »beunruhigend« (Jüdische Allgemeine)
Absage an die Holocaust-Leugnung (Tacheles)
Anmerkungen:
☛ Holocaust-Leugnung ist eine besondere Form von Verschwörungsideologie. Hier wird nicht etwas erfunden, das gar nicht passiert ist, wie zum Beispiel bei der Verschwörung der «Weisen von Zion». Stattdessen wird etwas abgestritten, das tatsächlich stattgefunden hat – der Holocaust. Und wie bei anderen Verschwörungstheorien wird auch hinter der Holocaust-Leugnung ein versteckter Plan angenommen. Siehe dazu den Beitrag in der Enzyklopädie:
Holocaust-Leugnung als Verschwörungstheorie
☛ Siehe auch:
Antisemitismus und Verschwörungstheorien