Der «Truther» Daniele Ganser tourt gerade durch die Lande und erklärt seinen Fans die angeblichen Ursachen des Ukraine-Kriegs. Die ukrainische Autorin und Literaturwissenschaftlerin Halyna Petrosanyak hat zusammen mit «bzbasel» einen Vortrag des selbsternannten Friedensforschers besucht und ist entsetzt über Gansers Verschwörungstheorien. Die Behauptungen Gansers über die vermeintlichen Kriegsursachen erschüttern Petrosanyak zutiefst.
Unbegreiflich ist für sie, dass Daniele Ganser über den Ukraine-Krieg referiert, obwohl er weder über die nötigen Sprach- noch Landeskenntnisse verfügt.
In einem Gastbeitrag für «bzbasel» schreibt sie:
«Ich bin empört, dass Daniele Ganser über die Ukraine spricht, als sei sie ein Objekt und ihre über 40 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner verfügten über keine eigene Handlungsmacht.»
Gansers Verschwörungstheorien vom «Putsch» auf dem Maidan
Halyna Petrosanyak widerspricht auch entschieden Gansers Verschwörungstheorien vom amerikanischen «Putsch» auf dem Maidan:
«Die Proteste auf dem Maidan 2014 waren kein ‘Putsch’, wie von Ganser dargestellt, sondern Ausdruck des Willens der ukrainischen Bevölkerung, sich Europa wirtschaftlich anzunähern. Der ehemalige ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch hatte ursprünglich versprochen, das entsprechende Assoziierungsabkommen mit der EU zu unterzeichnen, machte jedoch nach einem Treffen mit Putin plötzlich einen Rückzieher.»
Sie habe damals in der Nähe des Bahnhofs in der Stadt Ivano-Frankivsk gelebt, von wo aus sie beobachten konnte, wie Tausende von Menschen – zuerst waren es vor allem Studierende – zum Maidan fuhren, um zu zeigen, dass sie europäische Werte teilen, für eine europäische Zukunft sind und wollen, dass dieses Abkommen unterzeichnet wird.
Quelle:
GASTKOMMENTAR
Ganser-Vortrag zum Ukraine-Krieg: Das Schicksal meines Volkes ist kein Spiel (bzbasel)
Anmerkungen:
☛ Halyna Petrosanyak spricht in ihrem Gastkommentar einen wichtigen Punkt an:
Ganser stellt die Ukrainerinnen und Ukrainer nur als gekaufte Marionetten der USA hin.
Das hat Tradition bei Daniele Ganser. Es zeigte sich schon in seiner Beschreibung der Jugoslawienkriege im Buch «Illegale Kriege». Detailliert aufgezeigt hat das der Historiker und Slavist Felix Frey in seinem Beitrag „Im Zerrspiegel. Daniele Gansers Darstellung der Kriege in Kroatien und Bosnien, 1991–1995“:
«„Illegale Kriege“ strotzt vor Ungenauigkeiten, inhaltlichen Fehlern und skandalösen Auslassungen. Das Buch verfolgt in seiner Darstellung der Kriege in Kroatien und Bosnien zwei Linien.
Zum einen stellt es ‚den Westen’, genauer: Die CIA und die NATO, als die entscheidenden Akteure dar. Die Jugoslawinnen und Jugoslawen erscheinen nur als reagierende, in die Irre geführte und manipulierte Menschen. Darin zeigt sich ein Blick des Autors auf Südosteuropa, der vom Glauben an westliche Allmacht und die beschränkte Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit der Bürgerinnen und Bürger Jugoslawiens geprägt ist.»
Quelle: Histoires Continentales, 15. Januar 2019
☛ Weitere Texte zu Gansers Verschwörungstheorien zum Ukraine-Krieg:
Daniele Ganser zum Ukraine-Krieg
Daniele Ganser: Repetitives Gerede vom Putsch in der Ukraine
Daniele Ganser: Manipulation durch verzerrte Maidan-Darstellung
Daniele Ganser und die Kreml-Propaganda vom «Majdan-Putsch» in der Ukraine
Daniele Ganser zum Ukraine-Krieg: Fundiertes Wissen statt Desinformation
☛ Ausserdem:
Weshalb Daniele Ganser als Historiker unglaubwürdig ist