Gegenwärtig läuft gerade ein Lehrbeispiel dafür, wie Verschwörungstheorien an der Realität scheitern. US-Präsident Donald Trump pflegt wieder einmal seine Verschwörungstheorien: An der Coronakrise sind für ihn die Demokraten und die bösen Medien schuld. Sie dramatisieren die Corona-Infektion, um ihm zu schaden. So funktioniert offensichtlich jemand wie Trump, bei dem sich immer alles ausschliesslich um ihn selbst dreht.
Gleichzeitig gibt Trump in Tweets laufend zu verstehen, dass er die Lage im Griff hat und die USA bestens gerüstet sind. Aussagen, die von der Realität fortwährend widerlegt werden.
Die Kolumnistin der „Washington Post“, Catherine Rampell, schreibt dazu: „Begreifen diese Leute nicht, wie närrisch sie aussehen, wenn ihre mit Gewissheit vorgetragenen Dekrete innerhalb von Tagen, Stunden oder selbst Minuten nachweislich falsch sind?“
Die Widersprüche zeigen sich überdeutlich.
Während zum Beispiel der Chef des National Institute of Health (NIH) Anthony Fauci in einem Interview älteren Menschen empfiehlt, unmittelbar Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen und nach Möglichkeit auf unnötige Flugreisen zu verzichten, wies das Weiße Haus laut „Associated Press“ die Gesundheitsbehörde CDC an, eine entsprechende Empfehlung nicht zu publizieren.
Scheitern Trumps Verschwörungstheorien am Coronavirus?
Der ehemalige Chefstratege Barack Obamas im Weißen Haus, David Axelrod, hat es auf den Punkt gebracht:
Trump habe in dem Virus einen ebenbürtigen Gegner gefunden, sagte Axelrod: „Sie können eine Epidemie oder Pandemie nicht mit Spin bekämpfen.“
Und er weist darauf hin, dass es eine Realität gebe, „die durch Leugnung oder Verbreitung von Verschwörungstheorien zu katastrophalen Ergebnissen führen kann“.
Quelle: Ignorieren à la Trump (Frankfurter Rundschau)
Auf „Zeit online“ schreibt Korrespondent Klaus Brinkbäumer aus New York:
«Das gegenwärtige Weiße Haus…..verachtet Forschung, erklärt Fachleute zum feindlichen „deep state„.»
Dementsprechend faktenarm war Trumps Rede zur Coronakrise:
„Da war ja allerlei, was Trump nicht sagte. Er sagte nicht, warum erst geschätzte 5.000 Amerikaner getestet werden konnten. Er sagte nichts zum öffentlichen Verhalten, zu Schulen, Konzerten, gab keine Anweisungen, keine Ratschläge. Er sagte auch nichts über die systemischen Schwächen des Landes, dieses Fehlen von Absicherung und institutionalisierter Solidarität. Stattdessen: Sündenböcke, diesmal eben die Europäer, ausgenommen allerdings die Briten, als seien diese gegen Coronaviren immun.“
Dazu kommt noch als perfekter Sündenbock das „ausländische Virus“, als ob Viren einen Pass hätten:
«Der Begriff „the foreign virus“, das ausländische Virus, war der Schlüsselbegriff der präsidialen Ansprache.»
Als Vizepräsident Mike Pence gefragt wurde, wie viele Menschen inzwischen getestet worden seien, sagte er, die Antwort überlasse er den Experten, aber leider war kein Experte da (Quelle: Der paranoide Präsident)
So regieren Verschwörungstheoretiker.
Verschwörungstheorien sind keine gute Basis, um eine adäquate, realitätsgerechte und verantwortungsbewusste Politik zu betreiben. Darum ist es eine krass schlechte Idee, Politikerinnen und Politiker zu wählen, die sich an Verschwörungstheorien orientieren.
Ob allerdings die Realität der Corona-Infektion tatsächlich stark genug ist, um Trumps Spin und seinen Verschwörungstheorien standzuhalten, wird sich noch zeigen müssen.
Es ist nicht ausgeschlossen, dass Trump mit seiner konsequenten Lügnerei die Realität passend zu seinen Konstrukten zurechtbiegen kann. Das wäre die ultimative Machtdemonstration.