Weil sie im Bundesstaat Arizona zurückliegen, schüren die Republikaner das Gerücht, Wahlzettel von Trump-Anhängern seien sabotiert worden. Daran ist nichts zutreffend. Diese «Sharpiegate» genannte Verschwörungstheorie ist ein Beispiel für Wahlbetrugs-Verschwörungstheorien.
Während die Auszählung der Stimmen zur US-Präsidentschaftswahl im Gange ist, werden immer wieder Desinformationskampagnen gegen ihre Legitimation orchestriert. Neben den juristischen Auseinandersetzungen in den Bundesstaaten Michigan und Wisconsin steht insbesondere der Bundesstaat Arizona im Fokus der Trump-Kampagne.
Joe Biden liegt dort bisher recht weit in Führung. Die Nachrichtenagentur AP und auch der Trump sonst wohlgesonnene TV-Sender Fox News haben sich schon darauf festgelegt, dass der Präsident diesen Abstand nicht mehr aufholen könne.
Die Sharpiegate-Kampagne untergräbt das Vertrauen in die Wahlergebnisse
Unter dem Hashtag #Sharpiegate auf Twitter und anderswo im Internet lässt sich jedoch beobachten, wie Anhänger des Präsidenten gezielt und auf breiter Front Zweifel am Zustandekommen dieses Resultates streuen. Sie unterstellen ohne Belege eine Verschwörung gegen republikanische Wählerinnen und Wähler. Damit untergraben sie das Vertrauen in die Wahlergebnisse.
Im Zentrum dieser angeblichen Verschwörung stehen Filzstifte, die in den USA «sharpies» genannt werden. Trump-Anhänger machen daraus ein «Sharpiegate».
Insbesondere auf Twitter streuen viele reichweitenstarke Accounts wie die „Students for Trump“ massenhaft das Gerücht, in Arizona hätten Wahlhelfer in Wahllokalen Filzstifte gezielt an Trump-Anhänger ausgegeben, wodurch die Wahlscheine von den Wahlcomputern nicht mehr gelesen werden könnten. Diese Sharpiegate-Lüge wurde auch von Trumps Sohn Eric verbreitet. Er rief zudem den TV-Sender Fox News auf, umgehend die Prognose zu widerrufen. Sein Vater werde den Bundesstaat Arizona gewinnen, wenn ehrlich ausgezählt werde.
Nichts davon ist wahr. Die Behörden des offenbar speziell betroffenen Bezirks Maricopa County erklärten, Filzstifte seien zwar unpraktisch, weil sie anders als Kugelschreiber die unangenehme Eigenschaft hätten, gelegentlich zu verschmieren. Zudem drücke die Farbe durch das Papier. Die entsprechenden Wahlzettel würden jedoch ganz normal gezählt.
In gleichem Sinne äusserte sich auch Katie Hobbs, erste Stellvertreterin des Gouverneurs von Arizona, in mehreren TV-Interviews. Sie sagte, dass kein Wahlhelfer im Wahllokal Stifte verteilen werde, mit denen Stimmzettel ungültig würden. Ausserdem würden Briefwähler «zu Hause ihre Stimmzettel auch mit allem ausfüllen, was sie finden können». Gezählt würden diese Stimmzettel natürlich trotzdem alle, ob mit Filzstift oder Kugelschreiber.
Quelle:
Trump-Lager schürt Sharpiegate-Verschwörungstheorie (Spiegel online)
Anmerkungen:
So skurril diese Sharpiegate-Verschwörungstheorie auch erscheinen mag: Sie untergräbt das Vertrauen in demokratische Prozesse. Eine solche Kampagne zu lancieren ist fundamental antidemokratisch. In der Folge versammelten sich vor dem Wahllokal in Maricopa Country eine Horde von zum Teil bewaffneten Trump-Anhängern. Verschwörungstheorien können Folgen haben im richtigen Leben. Das Wahllokal musste inzwischen durch Polizeikräfte geschützt werden. Dazu hier mehr: