Rudy Giuliani, Anwalt von Donald Trump, verbreitet auf einer Pressekonferenz mit einem bizarren Auftritt Verschwörungstheorien zur US-Wahl.
Das Rechtsteam des US-Präsidenten beharrt weiterhin auf seinen mehrfach widerlegten Vorwürfen zu angeblichen Manipulationen bei der Stimmenauszählung.
Rudy Giuliani und weitere Anwälte von US-Präsident Donald Trump tauchen in ihren Angriffen auf den Ausgang der US-Präsidentenwahl immer tiefer in Verschwörungstheorien ab. Sie behaupten unter anderem unverdrossen, die Demokraten hätten die Wahl mithilfe von Kommunisten aus Venezuela manipuliert. Darüber hinaus beharren sie auf dem mehrfach widerlegten Vorwurf, dass die bei der Auszählung verwendete Software Stimmen für Trump zugunsten seines siegreichen Herausforderers Joe Biden umgewandelt habe.
Rudy Giuliani redet von Beweisen, ohne Beweise zu liefern
Trumps Anwaltsteam erklärte gleichzeitig, man könne Journalisten angesichts anstehender Verfahren keine Beweise für die Behauptungen liefern. Wichtige Zeugen wollten angeblich nicht an die Öffentlichkeit treten. Das hinderte Rudy Giuliani nicht daran zu behaupten: „Wir können nicht zulassen, dass diese Gauner die Wahl von den Amerikanern stehlen. Sie haben Donald Trump gewählt. Sie haben nicht Joe Biden gewählt.“
Alle US-Wahlbehörden haben jedoch bisher bestätigt, dass es keine Wahlfälschung gegeben hat – oder größere Fehler, die das Wahlresultat infrage stellen könnten.
Rudy Giuliani behauptet nichtsdestotrotz, er könne beweisen, dass Donald Trump den wichtigen Bundesstaat Pennsylvania in Wirklichkeit nicht verloren, sondern mit einem Vorsprung von 300.000 Stimmen gewonnen habe, genauso Michigan mit 50.000 Stimmen. Stimmzettel sollen mehrfach gescannt worden sein.
Giulianis führt weiter aus: „Ich denke, es ist eine logische Schlussfolgerung, dass es einen gemeinsamen Plan gab, der direkt von der Demokratischen Partei und ihrem Kandidaten ausging.“
Dabei soll laut Rudy Giuliani auch der Milliardär und Philanthrop George Soros seine Hände im Spiel haben. George Soros ist ein Lieblingsfeind der Rechtsextremen und Rechtspopulisten und Ziel unzähliger Verschwörungstheorien.
Zu all diesen Behauptungen gibt es keinerlei Beweise.
Kommunistisches Geld aus Venezuela, Kuba und China
Die Trump-Anwältin Sydney Powell ging mit ihren Verschwörungstheorien noch weiter: „Womit wir es hier wirklich zu tun haben, ist ein massiver Einfluss kommunistischen Geldes über Venezuela, Kuba und vermutlich China für die Einmischung in unsere Wahl.“ Powell behauptete darüber hinaus, der 2013 verstorbene venezolanische Präsident Hugo Chávez habe Hintertüren in die Software einbauen lassen, die bei der Auszählung der Stimmen benutzt wurden. Dadurch soll es angeblich möglich gewesen sein, dass eine für Joe Biden abgegebene Stimme 1,25 Stimmen wert gewesen sei. Die Software wurde allerdings ausschliesslich beim Einscannen von Stimmzetteln verwendet. Und die Wahlbehörden legen Wert auf die Feststellung, dass es für jede abgegebene Stimme einen Papierbeleg gebe.
Der von Donald Trump vor kurzem gefeuerte Christopher Krebs, der als ranghoher Regierungsbeamter für die Absicherung der Wahl verantwortlich war, bezeichnete den Auftritt der Trump-Anwälte an der Pressekonferenz als „die gefährlichsten 1:45 Stunden TV in der Geschichte Amerikas….und vermutlich die verrücktesten“.
Quelle:
Trump-Anwalt Giuliani taucht immer tiefer in Verschwörungstheorien ab (Der Standard)
Anmerkungen:
☛ Diese haltlosen Lügen über angeblichen Wahlbetrug unterminieren die Demokratie.
„Eine faire Wahl als gefälscht zu bezeichnen, ist so kriminell wie eine gefälschte Wahl fair zu nennen“ (Schach-Legende Gary Kasparow).
Siehe dazu:
Wahlbetrug / Wahlmanipulation als Unterstellung und Verschwörungstheorie
☛ Der Verschwörungsgläubige Rudy Giuliani passt gut zum Verschwörungsgläubigen Donald Trump. Siehe dazu:
Trump Donald – ein Meister in der Bewirtschaftung von Verschwörungstheorien
☛ Zur Instrumentalisierung von Verschwörungstheorien zu politischen Zwecken siehe:
Welche politischen Interessen stehen hinter Verschwörungstheorien?
☛ Die bizarre Pressekonferenz von Rudy Giuliani zeigt, wie desaströs es herauskommen kann, wenn Verschwörungstheoretiker in entscheidende Positionen gelangen. Daniel Killy schreibt auf RND:
„Dass die Trump-Getreuen in ihrem Kampf um die verlorene Macht nicht mehr bei Sinnen sind, ist das eine. Das Problem ist nur: Millionen Trump-Wähler glauben jedes einzelne verschwörerische Wort, das zu ihnen dringt.“
Quelle: Verschwörungstheorien gegen das US-Wahlergebnis: Nicht mehr bei Sinnen
☛ Alan Cassidy schreibt dazu im Tages-Anzeiger:
„Und immer dann, wenn es scheint, als sei die Grenze erreicht, kommt noch mehr. Noch mehr Irrsinn. Irrsinn, wie ihn die Anwälte von Donald Trump von sich geben, die über gestohlene Server, manipulierte Wahlmaschinen und eine kommunistische Verschwörung reden, an der neben dem toten Hugo Chávez auch George Soros beteiligt gewesen sein soll – eine gigantische Verschwörung, die Trump um den Wahlsieg gebracht habe.“
Quelle: Auch wenn alles lächerlich scheint: Trumps Gift wirkt (Tages-Anzeiger)