Im Deutschlandfunk nimmt der Politologe Christian Hacke zu den US-Wahlen Stellung und zu den «apokalyptischen Verschwörungstheorien», die sich mit Trump in der amerikanischen Politik verstärkt haben. Dabei macht er deutlich, dass mit der Abwahl Donald Trumps noch nicht entschieden sei, ob der «Trumpismus» aus den USA verschwinde:
«Diese chronisch mentale, verzerrte Wahrnehmung, diese extreme Aggressivität, dieser Verfolgungswahn, der nicht nur bei ihm, sondern bei seinen Anhängern deutlich wird, und diese apokalyptischen Verschwörungstheorien – das ist nicht vorbei.»
Ob der gewählte Präsident Joe Biden die Spaltung überwinden könne, sei längst nicht klar. Es herrsche aber auf jeden Fall große Erleichterung, dass wieder ein Mann der Würde, des Ausgleichs und der guten Sitten im Weißen Haus regiere. Es werde sich einiges ändern, das Weiße Haus werde beispielsweise nicht mehr als Parteizentrale degradiert.
Die Frage lautet nach Christian Hacke, ob ein Heilungsprozess zu erreichen sei. Joe Biden stehe für Wiederkehr der Normalität, der Ruhe, des Ausgleichs. Donald Trump sei dagegen «der Unruheherd, der das Chaos geführt hat, der die Krise sucht, der sich da drin fast suhlt, der sie brauchte, um seine Anhänger eben aufzuputschen.»
Das Bedrückende bei dieser Präsidentschaftswahl sei, dass Donald Trump nicht abgestraft worden sei:
«Wenn die Coronakrise nicht gewesen wäre, muss man nüchtern festhalten, wäre er wiedergewählt worden.»
Die paranoiden Züge von Trumps Politik seien in dieser Wahl verstärkt und unterstützt worden durch die Hälfte der Amerikaner.
Quelle:
Politologe Hacke zu US-Wahlen: „Nicht nur Gutes am Horizont“ (Deutschlandfunkt)
Anmerkungen zu den «apokalyptischen Verschwörungstheorien»:
Die von Christian Hacke erwähnten «apokalyptischen Verschwörungstheorien» sind keine Erfindung von Donald Trump. Aber er hat sie massiv bewirtschaftet und verstärkt. Wenn sie sich so stark in einem politischen System festgesetzt und verbreitet haben, sind sie kaum mehr wegzubringen. Die Lehre daraus muss daher lauten: Wehret den Anfängen! Man muss alles tun, um sie nicht aufkommen zu lassen. Auch in der Schweiz gibt es einige politische Figuren, die mit apokalyptischen Verschwörungstheorien hausieren. Sie sind auch daran zu erkennen, dass sie den politischen Gegner nicht als Gegner, sondern als Feind sehen. Solche Leute sollten nicht von Wählerinnen und Wählern unterstützt werden.
Siehe auch:
Feindbilder & Verschwörungstheorien
Demokratische Fairness verteidigen
Polarisierung in der Politik schadet der demokratischen Kultur