Thüringen hat eine tiefe Impfquote und überlastete Intensivstationen. Das könnte auch mit Verschwörungstheorien zusammenhängen.
Die Landesregierungen in Thüringen lassen seit zwei Jahrzehnen von Politologen erfragen, was die Menschen im Land etwa über politische Teilhabe und Demokratie denken.
Bei diesen Befragungen spielt seit 2020 auch die Corona-Pandemie eine Rolle – zum Beispiel unter dem Gesichtspunkt, wie die Pandemie die Einstellungen der Einwohnerinnen und Einwohner des Freistaats zum Handeln ihrer Regierung beeinflusst.
Etwa jede dritte Person in Thüringen sieht hinter der Corona-Pandemie eine Verschwörung. Das zeigt der aktuelle Thüringen-Monitor, den eine Wissenschaftlergruppe des Instituts für Politikwissenschaft der Uni Jena präsentiert hat.
Den total 1.110 befragten Männern und Frauen in Thüringen wurden zwei Fragen vorgelegt, die sich auf den Glauben an Verschwörungstheorien beziehen.
Die erste Frage lautete, ob sie der Aussage zustimmen: „Es gibt geheime Organisationen, die während der Corona-Krise großen Einfluss auf politische Entscheidungen haben.“
Die zweite Frage bezieht sich auf die Behauptung, die Regierung habe die Bevölkerung in der Corona-Krise gezielt in Angst und Schrecken versetzt, um massive Grundrechtseinschränkungen durchsetzen zu können.
Laut den Ergebnissen des Thüringen-Monitors stimmten jeweils ein Drittel der befragten Personen diesen Fragen zu. Umgekehrt lehnten aber auch zwei Drittel der Befragten solche Verschwörungstheorien ab. Verglichen mit den Ergebnissen im Vorjahr hat sich der Anteil der Verschwörungsgläubigen aber kaum verändert.
Zahl der Corona-Skeptikerinnen und -Skeptiker in Thüringen gesunken
Die Zahl der Corona-Skeptikerinnen und -Skeptiker ist im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Sie stellen jedoch weiterhin eine große Herausforderung für die politische Kultur im Freistaat Thüringen dar, erklärte die Leiterin der Studie, Prof. Dr. Marion Reiser.
Trotz der im Zuge der Corona-Debatte deutlich gestiegenen Kritik am Pandemiemanagement, den heftig umstrittenen Eindämmungsmaßnahmen und des von Kritikern geäußerten Narrativs einer „Corona-Diktatur“ sieht die Politologin auf Basis der Ergebnisse des Thüringen-Monitors keine Demokratie- bzw. Vertrauenskrise. Immerhin fanden 63 Prozent der Befragten die bis zum Sommer 20212 ergriffenen Massnahmen gegen die Corona-Pandemie als angemessen. Innerhalb der schrumpfenden Anti-Corona-Bewegung lasse sich jedoch eine Radikalisierung beobachten.
Quelle:
Jeder dritte Thüringer mutmaßt geheime Verschwörung bei Corona-Pandemie (MDR)
Ausserdem:
☛ Die Ergebnisse dieser Umfrage mögen den Schluss nahelegen, dass in Thüringen keine Demokratie- und Vertrauenskrise vorliegt. Das mag für die Gegenwart gelten. Längerfristig gesehen können Verschwörungstheorien allerdings Demokratie und Rechtsstaat erheblich unterminieren. Siehe dazu:
Warum sind Verschwörungstheorien eine Gefahr für demokratische Gesellschaften?
Verschwörungstheorien unterminieren den Rechtsstaat
Deshalb sollten Demokratinnen und Demokraten wachsam sein und sich vernetzen. Demokratiestärkende Institutionen und Organisationen sollten gestärkt werden durch Mitarbeit und/oder finanzielle Unterstützung.
☛ Mehr zum Thema «Corona-Verschwörungstheorien» hier: Corona-Verschwörungstheorien