Der Messenger Telegram schränkt Verschwörungstheorien und Online-Hetze bisher kaum ein. Doch nach den Ereignissen im Kapitol von Washington greift die Plattform stärker in die Debatte ein.
Seitdem Facebook, YouTube und Twitter deutlicher gegen Hassbotschaften, Verschwörungstheorien und Falschinformationen vorgehen, flüchten viele Rechtsextreme und Verschwörungsideologen zu alternativen Plattformen. Eine der Alternativen ist der Messenger Telegram.
In Deutschland vernetzen sich unter anderem viele Corona-Leugner über diese Plattform. Telegram schänkt problematischen Inhalten kaum ein. Gemäss einem Bericht aus den USA könnte damit allerdings schon bald Schluss sein. Demnach hat Telegram in den USA nach dem Sturm aufs Kapitol am ebenfalls damit begonnen, organisierte Neonazi-Netzwerke zu zerschlagen.
An einem einzigen Tag sollen dutzende Kanäle gesperrt worden sein, bestätigte die Plattform dem Magazin „TechCrunch“. Es habe „Aufrufe zur Gewalt“ gegeben, was laut den Nutzungsbedingungen ausdrücklich untersagt sei, erklärte der Konzern dazu. Einen direkten Zusammenhang zu den Ausschreitungen im Kapitol von Washington wollte der Firmen-Sprecher nicht herstellen.
Telegram gegen Nazi-Symbole und rechtsextreme Inhalte
Telegram will nach eigenen Angaben unter anderem deutlicher gegen Konten einschreiten, über die Nazi-Symbole und andere rechtsextreme Inhalte verbreitet werden.
Der Bericht erwähnt beispielsweise eine Telegramgruppe über 10.000 Mitgliedern, die nun ebenfalls gesperrt wurde. In dem Messenger-Kanal wurde zuletzt eine Nazi-Flagge gepostet mit der Beschreibung „Ihr könnt eine Idee nicht töten“. Die Sperrmaßnahmen führen offenbar zu einiger Unruhe unter den Betroffenen: Um sich auf etwaige Kontosperren vorzubereiten, wurden viele Zweitkanäle und Alternativ-Gruppen eingerichtet und mit den Followern geteilt.
Telegram dürfte es nicht leicht fallen, sich in diesem Katz- und Mausspiel die Oberhand zu sicher. Hilfestellung bekommen die Plattformbetreiber von vielen linken Aktivisten, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, extremistische Inhalte und Gewaltaufrufe systematisch zu melden und Täter zu entlarven. Auch in Deutschland steht Telegram regelmäßig in der Kritik, viel zu ungenügend gegen rechtsextreme Propaganda einzuschreiten. Den US-Aktivisten ist es aber nun offenbar nach Jahren gelungen, den Druck auf die Telegram-Plattform deutlich zu verstärken.
Quelle:
Nach Sturm aufs Kapitol: Telegram schließt rechtsextreme Hetzgruppen (T-online)
Anmerkungen:
☛ Der Druck auf Telegram und andere asoziale Plattformen muss erhört werden. Sie müssen mehr Verantwortung übernehmen und Aufrufe zu Gewalt und Extremismus umgehend entfernen. Nötigenfalls gehören die Plattformen unter Presserecht gestellt.
☛ Allerdings reicht das Löschen von Verschwörungstheorien und Aufrufen zu Gewalt allein nicht aus. Das Problem bei asozialen Medien liegt auch bei den Algorithmen, die extremistische Inhalte automatisch fördern und so der Radikalisierung Vorschub leisten. Siehe dazu auch:
Facebook fördert Verschwörungstheorien
YouTube als Propagandakanal für Verschwörungstheorien