Seit einigen Wochen finden in verschiedenen Städten Deutschlands Proteste gegen die Corona-Massnahmen statt. Dabei stellt sich die Frage, wer da genau protestiert. Die Universität Osnabrück hat dazu eine Studie durchgeführt.
Was zeichnet Menschen aus, die an den Protesten gegen die gegenwärtigen Versammlungsverbote und Einschränkungen der Grundrechte teilnehmen? Weshalb haben Verschwörungstheorien momentan einen derart großen Zulauf? Die Studie wirft einen Blick auf die Kritiker der Corona-Massnahmen.
Die Sozialpsychologinnen Professor Dr. Julia Becker und Luisa Liekefett der Universität Osnabrück analysierten im Rahmen ihrer Studie Daten von etwa 1000 Personen aus, die sich vom 5. bis 11. Mai an der Umfrage beteiligt haben und bislang nicht mit dem Coronavirus infiziert waren.
Die Studienresultate zeigen, dass etwa 18 Prozent der Befragten an einem Online-Protest teilnehmen und etwa 24 Prozent eine Petition unterschreiben würden, doch nur neun Prozent würden sich auch an einer richtigen Demonstration gegen die Einschränkungen beteiligen.
An den Kundgebungen nehmen unterschiedliche Gruppen teil, es gibt die Impfgegner, es gibt Leute, die einfach wütend auf die Politik sind und auch Rechtspopulisten. Viele unterstützen ausserdem Verschwörungstheorien und fühlen sich durch die gegenwärtigen Einschränkungen stark bedroht.
Bezogen auf alle 1000 Befragten ergab die Studie, dass mindestens ein Drittel der Befragten den Indikatoren der Verschwörungstheorien zustimmt und daran glaubt, dass das Coronavirus im Labor entstanden sei.
Studie untersucht Persönlichkeitsmerkmale
Die Befragten, die an die Verschwörungstheorien glauben, zeichnen sich insbesondere dadurch aus, dass sie glauben, in einer bedrohlichen Welt zu leben. Sie können zudem mit Ungewissheit schlecht umgehen. Darum sind Verschwörungstheorien ihnen willkommen, weil sie ihnen durch einfache Erklärungen wieder das Gefühl von Kontrolle und Gewissheit zurückgeben. Bezüglich ihrer Persönlichkeit neigen sie eher zum Machiavellismus. Das heisst, dass sie anderen Menschen gegenüber eher misstrauisch sind. Und dass ihnen auch eher unethische Mittel recht sind, um ihre Ziele zu erreichen. Meist fürchten sie nicht so sehr das Virus selbst als die gesellschaftlichen Konsequenzen der Pandemie, wie beispielsweise finanzielle Verluste. Häufig sehen solche Menschen keinen Sinn in den ‚Corona-Einschränkungen‘ und halten sich nicht an die ‚Corona-Regeln‘, weil sie sich nicht in ihren Grundrechten einschränken lassen wollen.
Quelle;
Uni Osnabrück: Studie zu Anhängern von Verschwörungstheorien (Grafschafter Nachrichten)
Die Studie scheint noch nicht in einer Fachzeitschrift veröffentlicht zu sein.
Siehe auch:
Rechtsextreme kapern Demonstrationen gegen Corona-Regeln
QAnon: Rechtsextreme kapern Corona-Proteste