Laut einer Studie der Universität Leipzig glauben viele AfD-Wähler, dass Politiker fremdgesteuert werden. Diese „Verschwörungsmentalität“ sei bei Wählerinnen und Wählern anderer Parteien weniger verbreitet.
Die Studienteilnehmer wurden gefragt, was sie von der Aussage „Politiker und andere Führungspersönlichkeiten sind nur Marionetten der dahinterstehenden Mächte“ halten.
Von den Teilnehmern, die sagten, sie wollten bei der nächsten Wahl die AfD wählen, stimmten 60 Prozent diesem Satz vollständig oder zumindest weitgehend zu. Unter den Teilnehmern, die sich zur Linken bekannten, waren es knapp 37 Prozent. Von den CDU-Wählern hielt nur gut jeder fünfte Befragte diese Aussage für richtig. In der Gesamtbevölkerung lag die Zustimmung zu diesem Satz bei etwa 31 Prozent.
Dass es „geheime Organisationen“ gibt, „die großen Einfluss auf politische Entscheidungen haben“, glauben gemäss der Studie knapp 44 Prozent der befragten AfD-Anhänger. Aber auch knapp 38 Prozent der befragten Anhänger der Linkspartei stimmen dem zu. Im Durchschnitt aller Befragten hielten 29 Prozent die Aussage für richtig.
Die verwendeten Daten stammen aus der Autoritarismusstudie des Kompetenzzentrums für Rechtsextremismus– und Demokratieforschung der Universität Leipzig. Für diese Erhebung befragten die Wissenschaftler von Mai bis Juli 2018 insgesamt 2.344 Bürger zwischen 18 und 91 Jahren.
Verschwörungsmentalität und antidemokratische Einstellungen
Die Studie bestätigte erneut: AfD-Wähler zeigen in allen Bereichen antidemokratischer Einstellungen wie Rechtsextremismus, Gewaltbereitschaft, Antisemitismus, Muslimfeindlichkeit und eben Verschwörungsmentalität deutlich höhere Zustimmungswerte als die Anhänger anderer Parteien.
Studienleiter Oliver Decker warnte:
„Dass diese Motive in einigen Teilen der Bevölkerung geteilt werden, diese eine parlamentarische Repräsentanz haben und damit auch als legitim erfahren werden, macht das Risiko weiterer rassistischer Terroranschläge groß.“
Diese klare Positionierung gegen den demokratischen Zusammenhalt sei „mit Sorge zu betrachten.“
Der Rechtsextremismusforscher verweist dazu insbesondere auf den Hintergrund der Ereignisse der vergangenen Monate. Der Mord am Politiker Walter Lübcke und das Attentat auf die Synagoge in Halle seien durch dieselbe rechtsextreme Ideologie der Ungleichwertigkeit motiviert gewesen. Ebenso der Anschlag in Hanau.
Aus den Ergebnissen lasse sich ableiten, dass ein Großteil der Anhänger die AfD nicht trotz, sondern wegen ihrer antidemokratischen Positionen wähle. sagt die an der Studie beteiligte Wissenschaftlerin Julia Schuler.
Antisemitismus
Darüber hinaus war der Umfrage zufolge jeder fünfte AfD-Anhänger bereit zur Anwendung körperlicher Gewalt, um eigene Interessen durchzusetzen. Mehr als die Hälfte der befragten AfD-Wähler findet Ressentiments gegen Juden mindestens teilweise verständlich. „Bei keiner anderen Partei nutzen die Anhänger so offen die Möglichkeit, ihren Antisemitismus zu äußern.“ Das erklärt der an der Auswertung beteiligte Soziologe Dr. Johannes Kiess von der Universität Siegen.
Konkret fanden die Wissenschaftler heraus, dass AfD-Anhänger mehrheitlich chauvinistischen und ausländerfeindlichen Aussagen zustimmten. Zudem bevorzugten viele von ihnen auch eine rechtsautoritäre Diktatur und lehnten Demokratie ab.
Die Forscher, unter ihnen auch ein Wissenschaftler der Universität Siegen, bescheinigten ihnen zudem ein hohes Maß an Antisemitismus, Sozialdarwinismus sowie einen „ausgeprägten Hang zur Verharmlosung des Nationalsozialismus“.
Die an der Studie beteiligten Wissenschaftler sehen die Vertreter der AfD in der Verantwortung, sich sowohl inhaltlich, als auch in der Rhetorik für den demokratischen Zusammenhalt in einer pluralen und liberalen Demokratie einzusetzen.
Quellen:
Studie: AfD-Wähler teilen in hohem Maß Verschwörungstheorien
(Salzburger Nachrichten)
https://idw-online.de/de/news732040
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