Wer in der Öffentlichkeit steht und entsprechend viele Fans hat, sollte mit seinem Einfluss in den Sozialen Medien besonders verantwortungsbewusst umgehen. Snowboardprofi Nicolas Müller scheitert gerade an dieser Aufgabe. Sein einigen Monaten werden die Inhalte auf seinen Social-Media Kanälen zunehmend abstruser. Er unterstellt beispielsweise die Zerstörung der Menschheit durch 5G, vermutet, dass Hillary Clinton ein gesteuerter Klon ist oder beschuldigt den US-Multi-Milliardär George Soros als Sponsor eines «Rassenkriegs». Und selbstverständlich taucht auch Bill Gates auf, derzeit der Lieblingsfeind der Verschwörungsgläubigen.
Das sind klassische Verschwörungstheorien, die von keinerlei Fakten gestützt werden.
Inzwischen haben mehrere Sponsoren die Zusammenarbeit mit Nicolas Müller beendet. Für Verschwörungsgläubige wird das der ultimative Beweis sein für die Macht der Verschwörer.
Snowboardmagazin nimmt Stellung zu Nicolas Müller
Im Snowboardmagazin Pleasuremag kommentierte ein Redakteur: «Nicolas hat weit über 100’000 Follower. Er ist sozusagen Influencer. Influencer müssen jedoch auch endlich begreifen, dass ‹Einfluss› eine gewisse Verantwortung mit sich bringt. Diesen Einfluss zu nutzen, um faktisch falsche und wissenschaftlich unbelegte Informationen zu verbreiten, ist gefährlich. Rassistische, antisemitische und diskriminierende Hetze von seinem Smartphone ins Netz zu schicken, ist noch viel gefährlicher – und absolut inakzeptabel.»
Sarah Serafini schreibt dazu im Magazin «Watson»:
«Von der Desinformation solcher Verschwörungs-Influencer betroffen sind insbesondere Jugendliche. Denn sie gehören zu den intensivsten Nutzerinnen und Nutzer von Social Media. Instagram und Co. sind für sie wichtige Kanäle, um sich über das tägliche Weltgeschehen zu informieren. Entsprechend oft sind Jugendliche Fake News ausgesetzt und entsprechend hartnäckig müssen sie die Quellen der gelesenen hinterfragen.»
Das gelingt nicht allen Jugendlichen gleich gut. Medienwissenschaftlerin Céline Külling erklärt:
«Gerade wenn eine grosse Sympathie zu einem Influencer besteht, dieser vielleicht als Vorbild gesehen wird, kann das dazu führen, dass eine Jugendliche ihm eine hohe Glaubwürdigkeit attestiert.» Influencer können damit zu einer Art Vertrauensperson werden. Sie müssten sich daher bewusst sein, dass sie mit ihren Einträgen auf Social Media auch etwas erreichen oder auslösen können, sagt Külling.
Quellen:
Die Schweizer Verschwörungs-Influencer (Watson)
NICOLAS MÜLLER: WE HAVE TO TALK … (Snowboardmagazin Pleasuremag )
In den letzten Monaten hat sich eine ganze Reihe von Promis in abstruse Verschwörungstheorien verstrickt. Beispiele dafür sind der Sänger Xavier Naidoo und der Vegan-Koch Attila Hildmann.
Ein Mann wie Nicolas Müller mag ein herausragender Snowboard-Sportler sein. Zu den Themen, zu denen er sich nun verschwörungstheoretisch äussert, hat er keinerlei Expertise. Das trifft auch auf Xavier Naidoo und Attila Hildmann zu.
Aber offensichtlich bilden sie sich ein, dass sie in diesen Themen den besonderen Durchblick haben. Es stellt sich hier die Frage, ob vielleicht der Promistatus zu einer Aufblähung der eigenen Selbsteinschätzung führt.