Weshalb finden Verschwörungstheorien ihre Anhänger, auch wenn sie absolut abstrus sind?
Laut dem Politikwissenschaftler Armin Mühlböck hängt das mit Ressentiments zusammen:
«Allen Gruppen von Verschwörungstheorien haben etwas gemeinsam. Immer werden zwei gängige Ressentiments als Türöffner eingesetzt. Erste Aussage: Die Nachrichten, die über die Medien verbreitet werden, sind falsch. Zweite Aussage: Die Regierenden haben nichts Gutes im Sinn, sondern schauen nur auf sich selbst und interessieren sich nicht für die ‚Normalos‘.»
Diese weit verbreiteten Ressentiments setzen Verschwörungstheoretiker gezielt ein, erklärt Mühlböck. So locken sie Menschen an und machen sie empfänglich für ihre Botschaften.
Dass wir auch den absurdesten Theorien manchmal glauben schenken, oder zumindest über sie nachdenken, liege an unserer Natur:
«Das geordnete Bild unserer Wirklichkeit wird durch Krisen gestört. Und in der jüngeren Vergangenheit gab es einige davon: Flüchtlingskrise, Klimakrise und jetzt die anhaltende Coronakrise. In Krisenzeiten sehnen sich die Menschen nach Ordnung und Erklärung und danach, die Welt wieder einfach und klar sehen zu können. Das befeuert die Verbreitung von Fake-News und Verschwörungstheorien.»
Unsere Welt solle einfach sein. Das geordnete Bild unserer Wirklichkeit werde durch Krisen gestört. Und davon gab es in der jüngeren Vergangenheit ja einige.
Wir Menschen seien auf der Suche nach möglichst einfachen und klaren Erklärungen für das Komplexe:
«Verschwörungstheorien bieten genau das: Einfache Erklärungen für das Undurchschaubare. Sie bieten Sicherheit und das verlockende Gefühl, zu einem Kreis der Erleuchteten gehören zu können, die die Wahrheit kennen.»
Was unterscheidet Kritik von Verschwörungstheorien?
Es sein nicht einfach zu beantworten, ab wann aus einer Kritik eine waschechte Verschwörungstheorie werde, sagt Mühlböck. Denn Kritik und der Hang zu Verschwörungstheorien gehen ineinander über und lassen sich nicht klar trennen, so der Politikwissenschaftler. Kritik, auch am Handeln der Politik, sei zulässig.
Quelle:
Die Verlockungen der Verschwörungstheorien (meinbezirk.at)
Anmerkungen:
Tatsächlich ist es nicht immer möglich, Kritik und Verschwörungstheorien klar zu trennen. Doch es gibt auch deutliche Unterschiede. Zum Beispiel:
Kritik basiert oft auf einem gesunden Zweifel, während Verschwörungstheorien mit toxischem Zweifel verbunden sind. Mehr zu diesen Unterschieden hier:
Über toxische Zweifel und toxisches Misstrauen
Zu den verschiedenen Facetten der Kritik gibt es hier einen ausführlicheren Text: