Auf den Querdenker-Demos sind sich Rechtsextreme und Menschen aus der Esoterik-Szene nähergekommen. Sie fanden sich über Gemeinsamkeiten wie zum Beispiel über verschiedene Verschwörungstheorien.
Auf den Querdenker-Demos nutzen Rechtsextreme die Esoterik als trojanisches Pferd, um antidemokratisches und rassistisches Gedankengut in die Gesellschaft zu schmuggeln. Das beschreibt der Buchautor und Sektenexperte Matthias Pöhlmann. Er ist Beauftragter für Sekten und Weltanschauungsfragen der Evangelischen Landeskirche Bayern. Esoteriker wie Rechtsextreme teilen Verschwörungsglauben wie den, dass die Corona-Pandemie gesteuert sei, zum Beispiel durch Bill Gates. Oder vom Great Reset, also dem Glauben, dass globale Finanzeliten um den WEF-Gründer Klaus Schwab durch die Corona-Pandemie eine neue Weltordnung durchsetzen wollen, erklärt Pöhlmann.
Wie passen Esoterik und Extremismus zusammen?
In seinem Buch „Rechte Esoterik“ nennt Matthias Pöhlmann Namen und Verbindungen. Er schreibt:
«Esoterik und Extremismus – wie passt das zusammen? Die Esoterikszene gilt herkömmlich eher als unpolitisch. Esoteriker, so die landläufige Auffassung, lassen sich meist einem linken, alternativ-spirituellen Spektrum zuordnen. Doch der Schein trügt. Es gilt zu differenzieren….
Esoterische Weltdeutungen neigen zu Verschwörungstheorien und einem Schwarz-Weiss-Denken. Sie sind gegenüber einem rational bestimmten Weltverhältnis kritisch eingestellt. Esoterik war von jeher technik-, fortschritts- und institutionenkritisch geprägt. Heutige Esoterik ist Ausdruck einer Sehnsucht nach Verzauberung inmitten einer als rational, kalt empfundenen und geheimnisentleerten Welt. Die Offenheit gegenüber stark antiaufklärerischem Gedankengut und die dezidiert ‘antidogmatische’ Haltung der Esoterikszene schaffen Einfallstore für extremistisches Gedankengut.»
Lehrer von Waldorf-Schulen werden von Matthias Pöhlmann ausdrücklich als Teilnehmer von Querdenker-Demos erwähnt. Die Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Waldorfschulen in Bayern distanziert sich jedoch in einer Erklärung auf ihrer Homepage von „allem fanatischen, rechten und extremistischen Gedankengut, wie es sich auch in Teilen der Querdenker-Bewegung wiederfindet“. Eine Sprecherin erklärte, man habe schlicht keine Vorfälle bemerkt, bei denen solches Gedankengut an Waldorf-Schulen geäußert worden wäre. Das ist aber eine wohl recht einseitige Sicht. Es sind mehrere «Vorfälle» an Waldorfschulen bekannt geworden.
Laut René Rieger, dem Sprecher des Bayerischen Landesamtes für Verfassungsschutz, nutzen Rechtsextreme Personen aus der Esoterik-Szene als Kontakt ins bürgerliche Milieu. Das beobachte man seit Jahren, sagt Rieger. Wie ernst der Verfassungsschutz diese Vorgänge nimmt, zeigt sich auch daran, dass einzelne Personen und Gruppierungen der Querdenker-Bewegungen vom Verfassungsschutz beobachtet werden.
Birgit Mair vom Nürnberger Institut für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung beobachtet Rechtsextreme seit Jahren. Sie war auf vielen Querdenker-Demos und hat dort beobachtet, wie Neonazis, Holocaust-Leugner und AfD-Funktionäre Seite an Seite mit Menschen aus der Esoterik-Szene marschieren. Sie beschreibt auch, dass die Szene gewaltbereit gegen Journalisten agiert.
Quellen:
So unterwandern Rechtsextreme die Esoterik-Szene (Bayerischer Rundfunk)
Rechte Esoterik, von Matthias Pöhlmann, Herder Verlag 2021
Ausserdem:
Esoterik & Verschwörungstheorien
Rechtsextremismus und Verschwörungstheorien – ein enger Zusammenhang