Fragt man Verschwörungsgläubige, woher sie ihre Informationen haben, dann hört man oft, sie hätten «recherchiert». Fragt man genauer nach, wie sie das gemacht haben, bekommt man oft als Antwort, sie hätten «gegoogelt» oder YouTube-Videos angeschaut. Aber «googeln» und YouTube-Filmchen anschauen hat noch kaum etwas mit recherchieren zu tun.
Recherchieren heisst auch prüfen
Recherchieren heisst nicht nur, Informationen im Netz finden, welche die eigenen Ansichten bestätigen. Zum Recherchieren gehört auch zu prüfen, ob die Information wahr oder falsch ist.
Dazu gehört zum Beispiel:
☛ Die Quelle prüfen
Wer sagt das? Wie glaubwürdig ist die Quelle? Welche politischen, persönlichen oder wirtschaftlichen Interessen hat die Quelle bezogen auf die Verbreitung dieser Information? Ist die Quelle eine anerkannte Fachperson in dem Gebiet, zu dem sie etwas aussagt?
☛ Wer ist der Absender?
Wie seriös ist der Absender (Website, YouTube-Kanal, Zeitung, Blog, Social-Media-Account, TV-Sender, Radio..). Welche politischen, persönlichen oder wirtschaftlichen Interessen hat der Absender bezogen auf die Verbreitung dieser Information?
☛ Welche Hauptaussagen stecken in der Information? Wie glaubwürdig sind sie?
Wer eine Behauptung ausstellt, muss sie begründen, um damit Glaubwürdigkeit zu erlangen. Werden Begründungen, Argumente oder Belege geliefert, welche für die Glaubwürdigkeit der Aussagen sprechen? Gibt es zu diesen Aussagen Gegenpositionen? Wer vertritt sie? Mit welchen Argumenten? Gibt es dazu Faktenchecks?
☛ Ergebnisoffen vorgehen
Wer eine Überzeugung hat, und dann im Internet nach Informationen sucht, welche diese Überzeugung stützen sollen, gerät leicht auf einen Holzweg. Bei dieser Herangehensweise sucht und findet man Informationen sehr selektiv und nimmt nur auf, was zur eigenen Überzeugung passt. Verschwörungsgläubige gehen in der Regel so vor. Sie meinen schon im Voraus zu wissen, was «Sache ist» – und suchen nur nach Bestätigungen. Es ist aber viel fundierter, nach Pro- und Kontrainformationen zu einer bestimmten Aussage zu suchen.
☛ Sich die Funktionsweise von Algorithmen bewusst machen
Das Internet ist voll von Algorithmen, die uns vorzugsweise diejenigen Informationen zuspielen, von denen sie annehmen, dass wir sie lieben oder zu mindestens interessant finden. So halten sie uns möglichst lang auf der Plattform, damit sie uns viel Werbung ausspielen können. Die Folge davon ist aber, dass wir mehr und mehr von Informationen umzingelt werden, die ganz und gar auf unserer Linie liegen. Diese Einseitigkeit steht fundierten Recherchen im Wege.
☛ Medien differenziert betrachten
Nur ein Bruchteil der Informationen nehmen wir direkt auf. Die überwiegende Mehrheit der Informationen erreicht uns über Medien (auch Facebook ist ein Medium). Wer also die Überzeugung hat, dass «alle Medien lügen», kann gleich Gift schlucken. Auf dieser Basis kann man sich im Leben nicht orientieren. Weil Verschwörungsgläubige auch oft von der generalisierenden Verschwörungstheorie über die «Lügenpresse» infiziert sind, haben sie sehr schlechte Karten für fundierte Recherchen. Dazu wäre es nämlich nötig, Medien und ihre Glaubwürdigkeit differenziert zu betrachten.
Klar ist: Recherchieren braucht Zeit und Kenntnisse, wie sie zum Beispiel in einer Journalismus-Ausbildung vermittelt werden. Ein Stück weit kann man sich solche Fähigkeiten auch selber aneignen. Ausserdem helfen Übung und Erfahrung.
Beim Recherchieren Faktenchecks nutzen
Wer nicht genug Fähigkeiten oder Zeit hat für sorgfältige Recherchen, kann professionelle Faktenchecks zu Rate ziehen. Dazu reicht es fürs Erste oft, in eine Suchmaschine den gesuchten Begriff oder Namen zusammen mit dem Wort «Faktencheck» einzugeben. Allerdings ist «Faktencheck» kein geschützter Begriff. Jeder und jede kann ihn verwenden. Daher sollte man professionelle Faktencheck-Institutionen ansteuern.
Beispiele für professionelle Faktencheck-Organisationen:
In Österreich gibt es zudem den Verein Mimikama, der zu Falschmeldungen und Verschwörungstheorien im Internet recherchiert.