Militante Impfgegner und Corona-Leugner zielen immer häufiger mit Drohungen auf den Sanitätsbetrieb und die Medien. Darüber berichtet Rai Südtirol (Italien).
Während der Corona-Krise werden die Töne kontinuierlich schärfer. Militante Impfgegner und Corona-Leugner wüten in den sozialen Netzwerken und schlagen auch gegen den Sanitätsbetrieb und gegen die Medien sehr raue Töne an.
So landen auch in der Redaktion von Rai Südtirol täglich hunderte Mails. Immer häufiger sind dabei auch Mails mit Beschimpfungen und Drohungen, vor allem wegen der Corona-Berichterstattung.
Hier dazu ein paar Zitate:
☛ Heidy Kessler, Chefredakteurin Rai Südtirol:
„Ich bekomme mehr oder weniger jeden Tag Mails mit wüsten Beschimpfungen, mir wird vorgeworfen, von der Pharmaindustrie gekauft zu sein oder eben von der Politik und ich glaube, es geht vielen, wenn nicht den meisten Journalisten so.“
Wer die selbsternannten «Querdenker» kritisiert, wird oft als «von der Pharmaindustrie gekauft» diffamiert. Damit machen es sich Verschwörungsgläubige einfach und immunisieren sich gegen Kritik. Die «Pharma-Verschwörungstheorie» lässt grüssen.Auch in anderen Regionen Italiens häufen sich Attacken militanter Corona-Leugner und Impfgegner gegen die Corona-Berichterstattung.
☛ Gunda Regensberger, Gewerkschaftsvertreterin USIG-Rai:
„Unsere Kollegen in Florenz zum Beispiel haben einen Drohbrief bekommen mit einer Patrone drinnen – oder in Triest – wo es besonders viele militant Impfgegner gibt – sind tausende Demonstranten mehrmals vor den Rai-Sitz gezogen, haben Flaschen gegen die Fassaden geworfen und haben sich kleine Straßenschlachten mit der Polizei geliefert, aber auch in vielen anderen Regionen sind Rai-Teams regelmäßig von den Demonstranten beschimpft, bedroht worden, ganz zu schweigen von den vielen beleidigenden Kommentaren in den sozialen Netzwerken.“
Die Kritik der Corona-Leugner und militanten Impfgegner gilt aber nicht nur den Medien, sondern auch die Gesundheitsbetriebe. Im besten Fall bleibt es bei bösen Mails.
☛ Florian Zerzer, Generaldirektor Südtiroler Sanitätsbetrieb:
„Bis hin zum Thema, ihr verabreicht Giftspritzen, bis hin zum Thema auch leichte Drohungen, das werden wir dir noch heimzahlen. So und ähnliche Mails, schlimmer ist es schon, wenn Menschen, Personal von uns auch persönlich attackiert wird.“
Das geschehe insbesondere, wenn Menschen auf die Impfung angesprochen werden.
☛ Florian Zerzer, Generaldirektor Südtiroler Sanitätsbetrieb:
„Ich verstehe, dass es Menschen gibt, die Angst haben, das ist nachvollziehbar und verständlich. Wo mein Verständnis aufhört ist, wenn es wirklich um absurde Verschwörungstheorien geht, wo man einfach jede logische und jede wissenschaftliche Diskussion von vornherein ablehnt.“
Aus den Reihen der militanten Impfgegner und Corona-Leugner kommt der Vorwurf, gegenüber den Medien, sie würden nur einseitig berichten. Das gipfelt nicht selten in der «Lügenpresse-Verschwörungstheorie».
☛ Heidy Kessler, Chefredakteurin Rai Südtirol, sagt dazu:
„Der Vorwurf kommt oft, die Antwort ist relativ einfach: Wir als öffentlich-rechtliches Medium können nur das bringen, was die offizielle Evidenz-basierte Wissenschaft sagt, und nicht, was selbsternannte Experten von sich geben.“
Rai Südtirol positioniert sich in dieser Hinsicht klar:
«In der Sache kommen auf Rai Südtirol also Fachleute aus der Wissenschaft zu Wort. Über die Kritik an der Wissenschaft und große und kleine Protestkundgebungen wird Rai Südtirol so wie bisher auch weiterhin berichten.»
Quelle:
Corona führt zu Schimpftiraden und Drohungen (Rai Südtirol)
Ausserdem:
Drohungen und Beschimpfungen gegen Medien und Medienschaffende sind oft unterfüttert mit Verschwörungstheorien. Die Verschwörungsmentalität kann dazu führen, dass Verschwörungsgläubige sich eine Bedrohungslage herbeifantasieren und daraus die Rechtfertigung ableiten, ihrerseits mit Drohungen und Gewalt vorzugehen.
Siehe auch:
Verschwörungstheorien als Katalysatoren von Gewalt