Der Hassprediger und Verschwörungsideologe Attila Hildmann verliert sein letztes grosses Sprachrohr. Die Messenger-App Telegram hat den Antisemiten und Nationalsozialismus-Fan von ihrer Plattform gebannt.
Der Kochbuch-Autor Hildmann, von den komplexen Herausforderungen der Corona-Pandemie ganz offensichtlich überfordert, hat sich innert kurzer Zeit zum glühenden Antisemiten und Nationalsozialismus-Fan radikalisiert. Regelmäßig rief er auf seinem Telegram-Kanal mit mehr als 100.000 Abonnentinnen und Abonnenten zu Gewalt gegen jüdische Menschen und Homosexuelle auf. Seine Drohungen und Gewaltergüsse blieben bisher allerdings ohne große Folgen. Zwar laufen gegen Hildmann Strafverfahren. Er ist aber rechtzeitig vor dem Zugriff der Behörden in die Türkei geflüchtet, wo die Haftbefehle nicht durchgesetzt werden.
Hildmann verliert sein grösstes Sprachrohr
Die großen Social-Media-Plattformen haben Attila Hildmann schon seit längerem nach und nach beschränkt. Telegram war seitdem über längere Zeit sein grösstes Sprachrohr.
Für die rechts-alternative Szene und die «Querdenker» ist Telegram sehr attraktiv, da hier Nachrichten und Inhalte sowohl relativ sicher als auch ungestört von jeglicher Moderation geteilt werden können. Auch wenn sie Gewaltaufrufe oder krasse Hass-Botschaften enthalten. Gegenrede ist auf Telegram kaum möglich, weil alle Kanäle und Gruppen Administratorinnen oder Administratoren haben, die unliebsame Kommentierende aussperren können. Auch darum geht die Radikalisierung dort so schnell.
Auf Telegram finden sich darum unzählige Chats und Kanäle mit eindeutig verfassungsfeindlichen Inhalten – auch bei Attila Hildmann.
Telegram biete weder eine Möglichkeit für die Meldung strafbarer Inhalte noch einen juristischen Zustellungsbeauftragten in Deutschland. Beides verlangt das Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) ab einer Anzahl von drei Millionen Nutzerinnen und Nutzern in Deutschland. Doch Telegram reagierte einfach nicht auf Anfragen der Behörden.
Der offiziell in Dubai sitzende Betreiber des Messenger-Diensts Telegram war für deutsche Justizbehörden bisher nicht zu erreichen und er kann deshalb auch nicht nach dem Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) bestraft werden. Die App, die bei Verschwöungsideologen, Rechtsextremen und Terroristen so beliebt ist, reagierte bisher schlicht nicht auf deutsche Anfragen.
Laut Innenministerium kam nun ein Kontakt zur Telegram-Spitze über eine von Google vermittelte E-Mail-Adresse zustande.
Der Unternehmensgründer Pavel Durov reagierte daraufhin auf einen neuen Kontaktversuch. Bei einer Video-Konferenz erklärte Telegram ausdrücklich seine Kooperationsbereitschaft. Ob dieses Treffen zu einem grundsätzlichen Umdenken bei Telegram führt, muss sich allerdings erst noch zeigen.
Quelle:
Endlich Konsequenzen: TELEGRAM SPERRT ATTILA HILDMAN (Belltower.news)
Ausserdem:
☛ Zu Attila Hildmann:
Hildmann Attila: Sein Weg vom Kochbuch-Autor zum Hassprediger
Attila Hildmann: Verschwörungstheorie im Original
☛ Das Thema «Telegram» ist komplex. Es gibt Diktaturen, in denen es für Oppositionelle wichtig ist, dass Telegram nicht mit dem Regime kooperiert. Aber es ist auch sehr klar, dass eine Demokratie nicht hinnehmen kann, dass das Internet ein rechtsfreier Raum ist, in dem ungeahndet Mordaufrufe und Diffamierungen verbreitet werden können. Hier braucht es demokratisch legitimierte Regulierungen.
☛ Dass Attila Hildmann seine Kanäle verliert, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Drohungen und Gewaltaufrufe sind nicht von der Meinungsfreiheit geschützt.