In einem Videotalk mit der „Westfälischen Rundschau“ kommt auch der Basler Soziologieprofessor Oliver Nachtwey zu Wort. Er hat in einer Studie „Querdenker“ und Corona-Proteste untersucht. Im Gespräch geht es um die #allesdichtmachen-Initiative von Schauspielerinnen und Schauspielern. Nachtwey nimmt auch zum Vorwurf der „Diktatur“ Stellung, der von „Querdenkern“ gerne erhoben wird.
Drohungen mit beruflichen Konsequenzen für die #allesdichtmachen-Initiatoren hält Nachtwey für „falsch“. Die Gruppe um Schauspieler wie Jan-Josef Liefers oder Nadja Uhl hätten jedoch „damit rechnen müssen, dass sie scharf kritisiert werden. Ihre Kritik war ja auch heftig“, konstatiert der Wissenschaftler in der Sendung.
Nachtwey zeigt sich irritiert über Aussagen, dass man hier nicht mehr kritisieren dürfe. Er selber kritisiere die Massnahmen andauernd und hätte gerne striktere Massnahmen für einen begrenzteren Zeitraum. Seine Kritik falle zum Teil durchaus drastisch aus, doch könne er nicht sagen, dass er sich da in irgendeiner Weise sanktioniert gefühlt hätte. Genauso könnte die ganze Zeit Leute sagen, sie hätten mehr Öffnung.
„Imagination einer Diktatur“
Im Milieu der Querdenker und der Corona-Proteste gebe es die „Imagination einer Diktatur“: „Die empfinden so, als könnten sie ihre Meinung nicht mehr sagen und demonstrieren dann.“ Die Bewegung wachse nicht wahnsinnig. Sie stabilisiere sich auf niedrigem Niveau, hat Oliver Nachtwey festgestellt.
Für „besorgniserregend“ hält der Soziologe die stärkere Verbreitung von Verschwörungstheorien und die wachsende „Indifferenz, dass bei den Demos Neonazis mitmarschieren“.
Quelle:
#allesdichtmachen-Debatte: Klinikchef widersprich Doc Caro (Westfälische Rundschau)
Vor ein paar tagen hat das NRW-Innenministerium vor der zunehmenden Infiltrierung der Corona-Proteste durch Rechtsextreme gewarnt.
Ein Bericht an den Innenausschuss des Landtags nennt konkret Die Rechte, die NPD sowie die Identitäre Bewegung, Reichsbürger, aber auch die Hooligangruppe Steeler Jungs.
Quelle:
Ministerium: Rechtsextreme instrumentalisieren Corona-Demos (Westfälische Rundschau)
Anmerkungen:
Das Gerede von der Diktatur im Zusammenhang mit Corona-Massnahmen taucht auch in einer Rede des Satirikers Andreas Thiel auf. Thiel setzt die Schweiz wegen der Maskenpflicht mit der DDR gleich und findet, die Maskenpflicht sei «Ausdruck eines totalitären Systems». Das Online-Magazin „Republik“ hat die Rede einem 75jährigen Ostberliner vorgelegt, der als Punk die Diktatur in der damaligen DDR erlebt hat. Der Beitrag entlarvt das Diktatur-Gefasel von Thiel auf eindrückliche Weise.
Siehe hier:
Wenn Satiriker Andreas Thiel die Schweiz mit der Stasi-Diktatur gleichsetzt…….