Q ist der anonyme Stichwortgeber, der sich seit 2017 mit wirren Botschaften eine grosse Anhängerschaft geschaffen hat. Nun behauptet eine sechsteilige HBO-Dokuserie, die Identität von Q aufgedeckt zu haben. Während eines Interviews soll Ron Watkins versehentlich herausgerutscht sein, er sei Q.
Der Drahtzieher Q verbreitete auf den Internetforen 4chan und später 8kun Verschwörungserzählungen rund um Donald Trump und seinen fiktiven Kampf gegen den sogenannten „Deep State“ aus linken Politikern und Hollywood-Stars, die Kinder verschleppen würden.
In seiner sechsteiligen HBO-Serie folgt der Filmemacher Cullen Hoback verschiedenen Personen, die im QAnon-Netzwerk verwickelt sind und bedeutende Positionen auf den Plattformen 4chan und 8kun einnehmen, darunter auch 8kun-Betreiber Jim Watkins und sein Sohn Ron Watkins. Im letzten Teil der Serie zeigt der Filmemacher ein Interview, in dem Ron Watkins durch einen Ausrutscher seine Identität als Q offengelegt haben soll.
Allerdings handelt es sich bei dieser Passage in dem Interview nur um Indizien und nicht um handfeste Beweise. Ron Watkins behauptete in einem Kanal des Nachrichtendienstes Telegram, nicht hinter Q zu stecken.
QAnon ist nicht mehr abhängig von Q
Der Drahtzieher lässt seit dem 8. Dezember 2020 nichts mehr von sich hören. Das scheint jedoch wie auch die Identität des Erzählers für die Anhängerinnen und Anhänger des Kultes kaum eine Rolle mehr zu spielen.
Die QAnon-Bewegung scheint über die sogenannten „Drops“, die Q von sich gegeben hat, hinausgewachsen zu sein. Sie besteht inzwischen aus einem Netzwerk von Social-Media-Influencern, Verschwörungserzählern, Fake-News-Seiten und Händlern von Fanartikeln.
Auf Plattformen und Telegram-Kanälen von QAnon-Anhängern scheint die HBO-Dokumentarserie kaum Beachtung zu finden. Dort wird diskutiert über aktuelle Themen und Verschwörungserzählungen rund um Covid-19-Impfstoffe, US-Präsident Joe Biden und den Unfall der Ever Given im Suezkanal.
Quelle:
QANON:
HBO-Dokumentation behauptet, Identität von „Q“ aufgedeckt zu haben (Der Standard)
Anmerkungen:
☛ Die QAnon-Szene steckt in einer Glaubenskrise, seit ihr Heilbringer Donald Trump nicht mehr im Weissen Haus regiert. Siehe dazu:
Glaubenskrise bei QAnon-Anhängern
☛ Die QAnon-Verschwörungsideologie ist jedoch so etwas wie ein Baukasten, an dem jeder und jede weiterbasteln kann. Weil jeder weiterspinnen kann, wird QAnon so etwas wie eine virtuelle Schnitzeljagd. Die Eigenbeteiligung verschafft QAnon unverdiente Glaubwürdigkeit. Siehe dazu:
IKEA-Effekt bei Verschwörungstheorien
Woher bezieht die QAnon-Verschwörungsideologie ihre Anziehungskraft?
☛ Die Firma Orphanalytics im Wallis (Schweiz) kommt nach Textanalysen zum Schluss, dass hinter Q zwei Personen stecken. Siehe dazu:
Textanalyse zeigt: Hinter Q stehen höchstwahrscheinlich zwei Personen