RTL berichtet über die Erlebnisse der ehemaligen QAnon-Anhängerin Melissa Rein Lively in den USA.
„Ich hätte beinahe alles verloren. Mein Geschäft, mein Leben, meine Ehe. Alles, was mir wichtig war, war weg. (…) Alles wegen QAnon“, sagt die Amerikanerin im Interview.
Mit Beginn der Corona-Pandemie gerät Melissa in grosse geschäftliche Probleme. Sie führt in Scotsdale (USA) ein Hotel und ein Restaurant, dazu kommen zahlreiche Veranstaltungen in der PR-Branche. Das alles bricht weg. Ihren Weg in den QAnon-Kaninchenbau beschreibt Melissa so: „Ich habe irgendwann angefangen, meine eigenen Corona-Recherchen zu machen, erst Google, dann YouTube. Ich hab mit einem Video angefangen und dann hat der Algorithmus mir mehr von solchen Sachen vorgeschlagen.“
Doom-Scrolling – ein häufiger Weg in Verschwörungstheorien wie QAnon
Das ist ein typischer und häufiger Weg ins Reich der Verschwörungstheorien. Die Amerikaner sprechen von Doom-Scrolling. Man scrollt und klickt dabei so lange durch Videos, bis man wortwörtlich beim Weltuntergang, also dem Doom angelangt ist. Melissa jedenfalls glaubt plötzlich an den Untergang.
Als sie in einem Supermarkt Masken sieht, rastet sie aus, reisst alle Masken aus den Regalen, wirft sie auf den Boden und filmt sich dabei live auf Instagram. Danach landet sie in der Psychiatrie. Und als ihr Ehemann sie vor die Entscheidung stellt, sich entweder wegen QAnon helfen zu lassen, oder zu gehen, geht sie ganz zu QAnon.
Inzwischen hat Melissa sich wieder erholt und ist auch wieder mit ihrem Mann zusammen.
QAnon habe sie krank gemacht, sagt sie rückblickend. Sie schreibt jetzt ein Buch über ihren Absturz mit der Botschaft: QAnon zerstört euch!
Quelle:
Anmerkungen:
☛ Der Empfehlungsalgorithmus von YouTube ist darauf getrimmt, die Leute möglichst lange auf der Plattform zu halten. Das funktioniert besonders gut, wenn Inhalte vorgeschlagen werden, die immer ein Stück weit radikaler sind. So fördert YouTube Extremismus, Radikalisierung und Polarisierung – und verdient noch ordentlich dabei. YouTube sperrt zwar in letzter Zeit verstärkt Accounts, die gegen die Regeln der Plattform verstossen. Solange der geheime Empfehlungslogarithmus allerdings weiterhin so funktioniert, ist das ein Tropfen auf einen heissen Stein.
Siehe dazu:
YouTube als Propagandakanal für Verschwörungstheorien
Wie Verschwörungstheorien auf YouTube das Weltbild von Jugendlichen prägen
☛ Ein krasses Beispiel dafür, wie YouTube jahrelang Extremisten gefördert hat und erst sehr spät reagierte, ist der Hassprediger Alex Jones. Der konnte zum Beispiel auf seinem Kanal ungehindert die Verschwörungstheorie verbreiten, dass das Sandy-Hook-Massaker von Krisenschauspielern inszeniert wurde. Das hatte zur Folge, dass Eltern, die bei dem Massaker ihr Kind verloren hatten, als Lügner diffamiert sowie online und offline bedroht wurden. Alex Jones bespielt mit seiner Firma eine ganze Palette von Verschwörungstheorien, und weil er mit den Trend geht selbstverständlich auch QAnon.
☛ Melissa sagt, dass sie irgendwann begonnen hat, ihre eigenen Recherchen zu machen. Das tönt auf den ersten Blick gut und selbständig. Aber es gibt dabei auch einige Tücken. Recherchieren ist nicht einfach nur „googlen“. Es braucht dazu bestimmte Fähigkeiten. Sieh dazu:
Recherchieren zu Verschwörungstheorien