Aus der «Querdenker»-Szene und auch von Impfgegnern im weiteren Sinn kommt oft die Forderung nach Podiumsdiskussionen zwischen ihren Leitsternen wie Bhakdi oder Wodarg und deren Kritikern. «Querdenker» möchten Leute wie Bhakdi und Wodarg in jeder Talkshow sehen, und zwar in der Diskussion mit «Mainstream-Wissenschaftlern».
Karina Reiss und Sucharit Bhakdi schreiben selbst dazu in ihrem hochgradig fragwürdigen Bestseller «Corona Fehlalarm?» (2020):
«Warum gab es nicht mal eine Diskussionsrunde mit den Beratern der Regierung und den Kritikern der Regierungslinie, einen offenen sachlichen Austausch: Drosten und Wieler – Bhakdi und Wodarg an einem runden Tisch? Nun, an Bhakdi und Wodarg oder vielen anderen Kritikern des Regierungskurses hat es nicht gelegen. Es war nur leider nicht gewollt.»
Weshalb die Forderung nach Podiumsdiskussionen zwischen «Querdenkern» und Wissenschaftlern unsinnig sind, hat Janos Hegedüs in einem seiner Videos gut erklärt:
«Ich bin durch diese ständigen Aufforderungen zu Podiumsdiskussionen wirklich genervt. Was sollte eine Podiumsdiskussion überhaupt erreichen. Wir sollten nicht über unterschiedliche Sichtweisen einer Thematik, sondern über Fakten reden. Es ist in der wissenschaftlichen Welt nicht gewöhnlich, solche Diskussionen öffentlich und live zu führen. Wenn es um wissenschaftliche Themen geht, sollte man seine Fakten erst einmal präsentieren und dann den anderen Zeit geben, um diese Fakten zu prüfen. Das geht nicht live. Eine Podiumsdiskussion hat nichts mit Fakten zu tun, sondern nur mit Showmanship, Rhetorik und Charisma. Sowas ist manchmal interessant, zum Beispiel, wenn es um Politik geht, wobei wir in der nahen Vergangenheit auch ziemlich katastrophale Beispiele gesehen haben.
Politiker kämpfen in solchen Diskussionen im Prinzip nur um Sympathie. Zuhörer entscheiden sich meistens für jemanden, der gefühlt besser argumentieren kann, sympathischer, lustiger oder schlagfertiger ist. Das hat nichts mit Fakten oder Wissenschaft zu tun. Eine Podiumsdiskussion zu wissenschaftlichen Themen würde die Auseinandersetzung entwerten und das Ganze auf das Niveau eines Spielchens mit unseren Emotionen degradieren. Und genau das hat in der Wissenschaft keinen Stellenwert. Wer denkt, dass meine Fakten, die Bhakdis Aussagen widerlegt haben, ungültig wären, nur weil ich persönlich sie nicht in einem Livegespräch präsentierte, der will keine Fakten hören, der hat schon eine emotionale Entscheidung getroffen.»
Das vollständige Video hier (Abschnitt zum Thema «Podiumsdiskussionen» ab 5,0 min.):
Podiumsdiskussionen sind keine Wissenschaft
Podiumsdiskussionen sind keine Wissenschaft und sie können Wissenschaft auch nicht ersetzen. Bhakdi und Wodarg haben nichts zur Corona-Infektion geforscht. Beide sind keine Experten auf diesem Gebiet. Falls sie neue Erkenntnisse beizutragen hätten, müssten sie diese in einer wissenschaftlichen Fachpublikation veröffentlichen. Dabei müssten sie sich allerdings an wissenschaftliche Standards halten und sich der Überprüfung durch wissenschaftliche Spezialisten im jeweiligen Bereich stellen. Das vermeiden Bhakdi und Wodarg, indem sie sich per Video an ein Laienpublikum wenden mit Aussagen, die genau dieses Publikum sehsüchtig erwartet. Auf einer solchen Basis sind Podiumsdiskussionen mit Wissenschaftlern wirklich sinnlos. Das gilt auch über die Corona-Thematik hinaus. Verschwörungsgläubige fühlen sich mit ihren Ansichten oft missachtet und pflegen eine Opfermentalität. Aus dieser Haltung heraus kommt oft die Forderung, endlich in Podiumsdiskussionen auf Augenhöhe mitreden zu können. Podiumsdiskussionen nach dem Schema: Verschwörungstheorien versus Wissenschaft sind aber aus den oben genannten Gründen in der Regel nicht ergiebig. Es geht dabei eher um ein Schaulaufen, kaum um die Auseinandersetzung mit Fakten.