Auf den Philippinen ist das Investigativ-Magazin «Rappler» der Friedensnobelpreisträgerin Maria Ressa verboten worden. Das ist ein Schlag gegen Fakten, und ein Vorteil für Falschmeldungen, Hass und Verschwörungstheorien. Maria Ressa sagt:
«Wir müssen den Philippinos erklären, dass die Technik, die sie täglich benutzen, um Nachrichten zu lesen, voreingenommen gegen Fakten und Journalismus ist. Was sich tatsächlich verbreitet, sind Ärger, Hass und Verschwörungstheorien.»
Auf den Philippinen sind Facebook und Youtube die dominierenden Nachrichtenkanäle. wo die tägliche Bildschirmverweildauer ausserdem weltweit am höchsten liegt. Maria Ressa hatte Facebook in einem ihrer ersten Interviews nach dem Erhalt des Nobelpreises als Gefahr für die Demokratie bezeichnet. Siehe dazu:
Friedensnobelpreis: Maria Ressa nennt Facebook Gefahr für Demokratie
Facebook hatte allerdings auf den Philippinen unter anderem den «Rappler» engagiert, um Fakten-Checks für zweifelhafte Meldungen durchzuführen.
«Rappler» hat sich konsequent mit der Duterte-Administration angelegt
Das Verbot kam am letzten Amtstag von Präsident Rodrigo Duterte, was Spekulationen über eine finale Attacke befeuert. «Rappler» hat die Machenschaften von Duterte immer wieder aufgedeckt und kritisiert. Für ihren Mut, sich mit der Duterte-Administration anzulegen, hat die 58-Jährige Maria Ressa vergangenes Jahr den Nobelpreis bekommen. Bei einer virtuellen Pressekonferenz zur Schliessung sagte Ressa:
«Es ist wie Treibsand, wenn man sich nicht mehr auf das Recht verlassen kann.»
Präsident Rodrigo Duterte war insbesondere über einen Artikel erbost, in dem der «Rappler» seinen engsten Mitarbeiter der Korruption bei einem Beschaffungsgeschäft mit der Marine beschuldigt hatte. Duterte bezeichnete den «Rappler» seither als „Fake News Outlet“ und schloss dessen Reporter eine Zeit lang von seinen Pressekonferenzen aus. Auch der zukünftige Präsident, Ferdinand Marcos Jr., regte sich über das Investigativ-Magazin auf, weil es selbstverständlich über die Geschäfte seiner Familie berichtete, die das Land ausgeplündert und damit einen wirkungsvollen Wahlkampf finanziert hat, hauptsächlich in den sozialen Medien.
Quelle:
„Rappler“: Dutertes Abschiedsgruß (Süddeutsche)
Ausserdem:
☛ Das Beispiel «Rappler» zeigt, wie gefährdet unabhängiger Journalismus in vielen Teilen der Welt ist. Eine solche Gefahr kann durch ein Verbot kommen wie auf den Philippinen, aber auch durch den Aufkauf der wichtigsten Medien durch regierungsnahe Oligarchen, wie es zum Beispiel der ungarische Premierminister Viktor Orban betreibt. Gefahr droht Qualitätsmedien aber auch durch die ständige Diffamierung als «Lügenpresse», eine Strategie, mit der insbesondere Rechtspopulisten und Rechtsextreme Menschen an ihre eigenen Kanäle binden wollen. Qualitätsjournalismus zu unterstützen ist deshalb ein wichtiges Anliegen, wenn es um die Verteidigung der Demokratie geht.
☛ Warum Fakten wichtig sind:
Triumph der Meinung über Fakten, Wahrheit und Fachwissen – das kann nicht gut gehen!
☛ Zur Krise der Medien:
Wie Medien via Aufmerksamkeitsfalle den Populismus fördern