Verschwörungstheorien neigen dazu, die Welt in Schwarz und Weiss, Gut und Böse einzuteilen. Dabei kommen oft auch Pauschalisierung zur Anwendung. Es ist dann beispielsweise undifferenziert und abwertend die Rede von «den Medien», «der Schulmedizin», «den Juden», «der Wissenschaft», «der Elite» oder «der Politik». Hier kann Kritik ansetzen, indem sie Differenzierung einfordert.
Das empfehlen auch Katharina Nocun und Pia Lamberty in Ihrem Buch «True Facts – was gegen Verschwörungserzählungen wirklich hilft» (2021) als Mittel gegen Pauschalisierungen:
„Da wird dann etwa schnell über «die Medien» oder «die Politik» hergezogen. Bei derartigen Pauschalisierungen kann das Umfeld reingrätschen und fragen, ob man es sich wirklich so leicht machen kann, alle über einen Kamm zu scheren. Niemand zieht etwa in Zweifel, dass auch Journalisten Fehler unterlaufen und einige Zeitungen mehr Wert auf Seriosität legen als andere – aber lässt sich daraus ableiten, dass man allen Medien grundsätzlich misstrauen sollte? In der Politik gibt es immer wieder Korruptionsskandale, und die Reaktionen darauf lassen oft zu wünschen übrig – aber sollte man daraus schliessen, dass auch die lokale Kreistagsabgeordnete, die sich für Projekte im eigenen Dorf einsetzt und für ihre Arbeit nur eine symbolische Aufwandsentschädigung bekommt, insgeheim eine böswillige Agenda verfolgt? Derartige Differenzierungen sind wichtig, da so langfristig angeregt wird, den Wahrheitsgehalt des verinnerlichten Schwarz-Weiss-Denkens zu hinterfragen.»
Quelle:
Katharina Nocun / Pia Lamberty: True facts – was gegen Verschwörungserzählungen wirklich hilft, Quadriga Verlag 2021 (Seiten 78/79).
Auch Kritik an Verschwörungstheorien soll sich vor Pauschalisierung in Acht nehmen
Wichtig ist es aber auch zu beachten, dass Kritik an Verschwörungstheorien sich ebenfalls vor Pauschalisierung hüten sollte. Nicht jede Verschwörungstheorie ist zum Beispiel gefährlich – und schon gar nicht jeder Verschwörungstheoretiker.
Ergänzungen:
☛ Es gibt einfache Fragen, mit denen bei Pauschalisierung Differenzierung eingefordert werden kann. Zum Beispiel: Alle Medien? Wirklich alle? Wer nicht? Hast du Beispiele? Sie lügen wirklich immer?
☛ Pauschalisierung zeigt sich oft in umfassendem Misstrauen gegen Medien, Fachleute, Politik, Medizin etc. In solchen Fällen wäre es wichtig, auf die Unterscheidung zwischen gesundem Misstrauen – das jede Demokratie notwendig braucht – und toxischem Misstrauen, das Gesellschaften zersetzt, zu unterscheiden. Siehe dazu:
Über toxische Zweifel und toxisches Misstrauen
☛ Zum Thema „Pauschalisierung & Verschwörungstheorien“ siehe auch.
Pauschalisierungen als «Light-Version» von Verschwörungstheorien
☛ Siehe auch zum Thema „Medien“:
Lügenpresse als Einbildung – Medienkrise als Realität