Der Schlagersänger Michael Wendler ist schon seit einiger Zeit in absurde Verschwörungstheorien abgedriftet. Nun ist er auf seinem Telegram-Kanal erneut entgleist. Dort schreib er zum Beispiel: «KZ Deutschland??? Es ist einfach nur noch dreist, was sich diese Regierung erlaubt. Das Einsperren von freien und unschuldigen Menschen ist gegen jegliche Menschenwürde.»
Diese Aussage ist dumm, abstossend und vermessen. Wer die Corona-bedingten Einschränkungen in Deutschland ernsthaft mit einem Konzentrationslager (KZ) vergleicht, hat keine Ahnung von Konzentrationslager, relativiert den Holocaust und braucht dringend ein historisches Update. Hier zum Beispiel bei den Gedenkstätten der Konzentrationslager Dachau und Mauthausen.
Vielleicht bringt Michael Wendler den KZ-Vergleich aber auch nur, um sich als Widerstandskämpfer gegen ein herbeiphantasiertes totalitäres Regime zu inszenieren. So wie gerade manche selbsternannten «Querdenker» sich einen gelben «Judenstern» aufnähen mit dem Wort «ungeimpft» und andere sich mit der Widerstandskämpferin Sophie Scholl vergleichen. Es wird eine Opferrolle inszeniert, um sich in eine Heldenpose setzen zu können. Solche Verschwörungstheorien dienen nicht zuletzt der Selbstaufwertung.
Michael Wendler und sein enges Freiheitsverständnis
Michael Wendler zeigt in seinem Post aber auch ein sehr fragwürdiges, eingeengtes Freiheitsverständnis. Freiheit ist nie absolut. Sie endet dort, wo Freiheit, Gesundheit und Leben anderer in Gefahr sind. Um Freiheit, Gesundheit und Leben zu schützen, sind auch Einschränkungen der Freiheit möglich. Ein etabliertes und allgemein anerkanntes Beispiel dafür sind Geschwindigkeitsbegrenzungen in Ortschaften. Solche Schutzmassnahmen zu ergreifen, gehört zu den Aufgaben eines demokratischen Staates. Und natürlich kann man solche Einschränkungen in einer Demokratie auch kritisieren. Diktatur- und KZ-Vergleiche sind gehören aber nicht in die Kategorie «Kritik», sondern eher in die Kategorie «Demagogie». Voraussetzung für ernstzunehmende Kritik ist nämlich das Anführen von Argumenten. Siehe dazu: Lob der Kritik.
Später schrieb Michael Wendler noch über den angeblichen «Wahlbetrug» in den USA und über den Virologen Christian Drosten: «Nie wieder Pandemieende dank PCR-Drosten-Test.»
Dass der Schlagersänger sich zu virologischen Themen äussert, ist sein gutes Recht. Meinungsfreiheit umfasst auch die Freiheit, Irrtümer, Unsinn und «Schrott» zu äusseren. Aber es ist schon eindrücklich, wie ein gelernter Speditionskaufmann wie Michael Wendler sind die Kompetenz zutraut, bei virologischen Fachthemen mitreden zu können. Hier haben wir wohl ein Beispiel für den Dunning-Kruger-Effekt.
Der Dunning-Kruger-Effekt beschreibt die Unfähigkeit, die eigene Kompetenz richtig einzuschätzen. Das führt insbesondere bei inkompetenten Personen dazu, dass sie ihre eigenen Fähigkeiten auf einem bestimmten Gebiet in der Regel stark überschätzen.
Quelle der Zitate:
Wendler verharmlost Holocaust auf Telegram – keine Distanzierung im RTL-Programm (Redaktionsnetzwerk Deutschland)