Das Portal „Bluewin“ veröffentlicht einen Beitrag zum Thema „Rechter Terror und Verschwörungstheorien“ und spricht dazu mit dem Medienpädagogen Philippe Wampfler.
Er hält Verschwörungstheorien in erster Linie für alternative Erklärungen für eine Gegebenheit, die den Leuten Angst einjagt oder besonders grosses Interesse erweckt. Im Internet könne Ängste und Interessen leicht geteilt werden und finden ein Publikum, das darauf anspringt. So treffe Angebot auf Nachfrage.
Der Ursprung der meisten Verschwörungstheorien liegt gemäss Wampfler in einem Ereignis, das sich ins kollektive Gedächtnis eingeprägt hat: «Es sind unerklärliche oder schockierende Geschehnisse, die ein Bedürfnis nach Simplifizierung hervorrufen.»
Die Menschen suchen dann nach einer Erklärung, um das schlechte Gefühl zu beseitigen.
„Christchurch, Halle, Hanau – in all diesen Fällen von rechtsextremistischen Anschlägen glaubten die Täter an bestimmte Verschwörungstheorien. Reiner Zufall? «In rechten Kreisen herrschen andere Ideologien, die anfällig sind für Verschwörungstheorien», sagt Wampfler. Tatsächlich zeigt eine aktuelle Studie der Universität Leipzig, dass AfD-Wählerinnen und -Wähler Verschwörungstheorien besonders oft teilen.“
Philippe Wampfler erklärt, die Verbreitung von extremen Botschaften könne mitunter eine Strategie von Politikerinnen und Politikern sein, um ein Publikum zu mobilisieren, das anderweitig nie erreicht werden würde. An diesem Punkt scheint sich der Kreis zwischen der AfD und ihren Wählenden zu schliessen.
Dabei bleibt es aber nicht. Im Netz verbreitete Verschwörungstheorien erhöhen laut Philippe Wampfler die Gefahr von stochastischem Terrorismus. Dieser wird nicht von Netzwerken ausgeführt, sondern von Einzeltätern, die entsprechende Videos konsumieren und darin eine Antwort auf ihre verzweifelte Lebenssituation finden. «Die Theorien sind so aufgebaut, dass jegliche Geschehnisse damit erklärt werden können. Darauf greifen Radikalisierte zurück», sagt Wampfler.
Was kann man Verschwörungstheorien entgegensetzen?
Mit Argumenten kann man einer Verschwörungstheorie laut Philipe Wampfler kaum entgegenwirken:
«Kritik oder widerlegende wissenschaftliche Erkenntnisse sind am Ende nur eine Bestätigung für das verschwörungstheoretische Denken. Dieses suggeriert ja gerade, dass die Regierung will, dass die Leute etwas Bestimmtes als Wahrheit anerkennen.»
Entscheidend bei der Eindämmung von Verschwörungstheorien sei insbesondere die soziale Einbindung von Personen, die in solche Denkweisen abdrifteten – und ihre gesellschaftliche Perspektive:
«Es ist wichtig, ihnen zu zeigen, dass sie angehört und ernstgenommen werden – schlicht, dass sie ein Teil von uns sind.»
Quelle:
https://www.bluewin.ch/de/news/schweiz/und-ploetzlich-sind-millionen-von-menschen-in-die-irre-gefuehrt-361490.html
Wer stark an Verschwörungstheorien glaubt, wird tatsächlich von Argumenten meist kaum mehr erreichbar sein. Trotzdem ist die argumentative Kritik solcher Konstrukte wichtig, auch für Personen, die sich am Rande von Verschwörungsmythen bewegen und noch nicht überzeugt sind.
Plausibel ist auch die Empfehlung, Verschwörungsgläubigen zu zeigen, dass sie dazugehören. Auch wenn das nicht immer einfach ist.