In Japan werden Verschwörungstheorien eigentlich selten in der Öffentlichkeit thematisiert. Geschieht dies doch, dann am ehesten in den sozialen Netzwerken. Und QAnon-Anhänger gibt es zwar in Japan, doch sind sie vergleichsweise harmlos, auch wenn sie immer zahlreicher werden.
Deshalb ist es sehr ungewöhnlich, dass ein Lokalpolitiker mit Verschwörungstheorien öffentlich um sich wirft.
Ein Sammelsurium von Verschwörungstheorien
Shinryoku Saito ist ein Lokalpolitiker in der Präfektur Fukui. Er behauptete während eines Interviews mit einer Tageszeitung, dass sich in dem Corona-Impfstoff ein Mikrochip befindet, der über 5G-Funkwellen gesteuert wird und dass jeder, der geimpft wird, innerhalb von fünf Jahren sterben wird.
Saito ist zudem der felsenfesten Überzeugung, dass Japans Premierminister Yoshihide Suga und Finanzminister Taro Aso verhaftet wurden und dass diejenigen, die jetzt in der Öffentlichkeit als Suga und Aso auftreten, Klone oder Menschen sind, die Plastikmasken tragen.
In seinem Newsletter schrieb der Politiker, dass der Corona-Impfstoff eine Mordwaffe ist und dass die Terroranschläge vom 11. September 2001 (9/11) in den USA nichts als vom Computer generierte Bilder waren.
Zahlreiche Kollegen haben den Politiker schon ersucht, mit der Verbreitung dieser Verschwörungstheorien aufzuhören. Saito sieht es jedoch es als seine Pflicht an, die Menschen aufzuklären.
Inzwischen gibt es auch starke Kritik aus seiner Partei. Norikatsu Nakakura, der Leiter der LDP-Fraktion in der Präfekturversammlung von Fukui, erklärte zu den Aktivitäten seines Kollegen: „Ich habe Saito verbal gewarnt“.
Immer mehr Mitglieder des LDP-Präfekturverbandes hoffen mittlerweile auf einen Rücktritt des Politikers Shinryoku Saito.
Informationen zu Verschwörungstheorien aus dem Internet
Auf die Frage, ob er denn Kritik wegen seiner Aussagen bekomme, erklärt Saito: „Ich habe nur Ermutigungen und Lob aus dem ganzen Land erhalten.“
Auf die Frage, woher er denn seine Informationen habe, sagte der Politiker: „Aus dem Internet und Büchern, die diese Theorien behandeln.“
Quelle:
Lokalpolitiker in Japan wirft mit Verschwörungstheorien um sich (sumikai)
Anmerkungen:
☛ Der Politiker Shinryoku Saito liefert ein Beispiel für die Erkenntnis: Wer an eine Verschwörungstheorie glaubt, glaubt bald auch an weitere Verschwörungstheorien. Der Mann scheint sich in ein ganzes Netz von Verschwörungstheorien verstrickt zu haben.
☛ Saito sagt, dass er seine Informationen aus Büchern und aus dem Internet hat. Fragt man Verschwörungsgläubige, woher sie ihre Informationen haben, dann hört man oft, sie hätten im Internet «recherchiert». Fragt man genauer nach, wie sie das gemacht haben, bekommt man oft als Antwort, sie hätten «gegoogelt» oder YouTube-Videos angeschaut. Aber «googeln» und YouTube-Filmchen anschauen hat noch kaum etwas mit recherchieren zu tun. Siehe dazu:
Recherchieren zu Verschwörungstheorien