Viele Indigene in Peru sind aufgrund von Erfahrungen in der Vergangenheit misstrauisch gegenüber der Regierung. Das zeigt sich insbesondere bei der Corona-Impfkampagne: Die Menschen sind skeptisch und zahlreiche Falschinformationen und Verschwörungstheorien sind im Umlauf.
Dabei hätte Peru eine höhere Impfquote dringend nötig, denn das Land hat im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung die weltweit höchste Zahl Corona-Toter.
Dieses tiefsitzende Misstrauen öffnet nun Gerüchten und Verschwörungstheorien über die Impfstoffe Tür und Tor. Diese Lügen verbreiten sich rasch in sozialen Medien, im örtlichen Radio oder von Mund zu Mund. Von Mikrochips, die beim Impfen angeblich eingepflanzt werden, ist ebenso die Rede wie von furchtbaren Nebenwirkungen.
Am häufigsten höre er Warnungen vor Mikrochips und dass die Impfstoffe Frauen unfruchtbar machen, die Manneskraft schwächen oder zu einem frühen Tod führen würden, erklärt Julio Mendigure. Er ist im peruanischen Gesundheitsministerium für indigene Angelegenheiten zuständig. Andere glaubten, dass die Impfstoffe ein Magnetfeld aufbauten, das Metall anziehe oder Telefonsignale verstärke, sagt die Krankenschwester Marina Checalla.
Indigene mit tiefen Impfraten
Indigene machen rund ein Viertel der 33 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner aus. Während im Ganzen rund 55 Prozent der Peruanerinnen und Peruaner mindestens eine Corona-Impfung bekommen haben, sind es bei den Indigenen gerade einmal 25 Prozent.
Nach Angaben der Behörden liegt die Ursache für diese tiefe Rate auch an der schwierigen Verteilung des Impfstoffs in abgelegenen Regionen in den Anden oder am Amazonas, wo viele der Ureinwohnerinnen und Ureinwohner leben. Indigene und ihre Vertreter beklagen jedoch auch eine mangelnde Koordinierung seitens der Regierung.
Nicht zu leugnen ist aber, dass auch ein grundlegendes Misstrauen gegenüber den staatlichen Behörden den Impffortschritt bremst. Die Vergangenheit hat zahlreiche Ureinwohnende Perus Wachsamkeit gelehrt: Sie erinnern sich beispielsweise an ein Regierungsprojekt, bei dem unter der Präsidentschaft von Alberto Fujimori zwischen 1990 und 2000 rund 273.000 indigene Frauen sterilisiert wurden.
Quelle:
„Ich sterbe lieber ohne Impfung“: Falschinformationen bremsen Kampf gegen Corona in Peru (Redaktionsnetzwerk Deutschland)
Ausserdem:
☛ Es scheint so etwas wie eine Globalisierung der Verschwörungstheorien zu geben: Indigene in Peru werden offenbar mit denselben Lügen vom Impfen abgehalten wie sie auch bei uns zirkulieren. Verschwörungstheoretiker schüren Ängste vor Mikrochips oder drohen mit der Falschmeldung, dass die Impfung unfruchtbar macht. Es ist also hier wie dort dasselbe üble Spiel.
☛ Auch bei uns ist Misstrauen ein Treiber für Corona-Verschwörungstheorien. An diesem Punkt ist es wichtig zu unterscheiden zwischen einem toxischen und einem gesunden Misstrauen. Siehe dazu:
Über toxische Zweifel und toxisches Misstrauen