Ex-Präsident Donald Trump hat die Coronapandemie immer verharmlost. In einem Interview äußerte er sich vor Kurzem aber positiv über die Coronaimpfung. Damit löste er Ärger unter seinen Anhängerinnen und Anhängern aus.
Während seiner Amtszeit punktete der frühere US-Präsident Donald Trump mit seiner laschen Coronapolitik bei Impfgegnern. Nun hat er sich jedoch mit positiven Äußerungen zur Coronaimpfung hat er den Unmut von Coronaleugnern zugezogen.
In einem Interview mit der rechten Aktivistin Candace Owens hatte Trump erklärt: »Die Impfstoffe wirken. Die Leute sterben nicht, wenn sie sich impfen lassen.«
Nach dem Interview versuchte Owens zunächst, Trump zu verteidigen. Die erklärte Trump-Anhängerin tat dies jedoch auf eher ungewöhnliche Art:
»Ich glaube nicht, dass Trump im Internet ist oder dass er unbedingt das Internet nutzt«, mutmasste sie. Sie gehe davon aus, dass Trump sich nur über sogenannte Mainstream-Medien informiere: »Ich wollte das nur sagen, weil so viele Spender, die ihn unterstützen, sich fragen, woher das alles kommt, und ich glaube, dass er das wirklich glaubt.«
Sie glaube, fügte Owens hinzu, dass Trump einfach alt und schlecht informiert sei.
Der Ex-Präsident hatte sich während seiner Amtszeit nie ausdrücklich gegen die Coronaimpfung ausgesprochen, die Bedrohung durch das Virus jedoch stets heruntergespielt. Insbesondere unter Wählern der Republikaner, Trumps Partei, ist eine ablehnende Haltung zur Coronaimpfung verbreitet.
Schon vergangene Woche hatte Trump die Empörung von Coronaleugnern abbekommen. Bei einer Veranstaltung hatte er gesagt, dass er eine Auffrischungsimpfung bekommen habe. Dafür wurde er von einigen Anhängern ausgebuht.
Positive Reaktionen auf Trumps Empfehlung der Coronaimpfung
Für seine Empfehlung der Coronaimpfung bekam Trump aber auch positive Reaktionen.
US-Immunologe Anthony Fauci sagte:
»Ich bin froh, dass (…) Trump jetzt darüber spricht, warum es wichtig ist, sich impfen zu lassen.«
Dass Trump jedoch dafür nun so viel Kritik von seinen Anhängern einstecken müsse, zeige auch, wie früh er beim Thema Coronaimpfung »den Brunnen vergiftet« habe und »wie stark die Spaltung in unserer Gesellschaft ist«.
Nachdem Trump seine Booster-Impfung offengelegt hatte verwies sogar US-Präsident Joe Biden darauf und sagte, der Booster sei »vielleicht einer der wenigen Dinge, bei denen er und ich einer Meinung sind«.
Der Verschwörungsideologe und Hassprediger Alex Jones erklärte, Trump sei entweder »unwissend« oder »der bösartigste Mensch, der je gelebt hat«, da er den Menschen dieses »Gift« aufdränge. Der Name Trump werde in Zukunft mit »dem reinen Teufel« in Verbindung gebracht werden, schimpfte der rechtsradikale Jones, ansonsten eigentlich ein Supporter der Trump-Bewegung. Und er setzte noch eins drauf mit der Bemerkung, Trump müsse sehr aufpassen, dass er nicht als »Joseph Mengele 2.0 in die Geschichte eingeht«. Eindringlich forderte Alex Jones Trump zur Umkehr auf, sonst werde er für immer als »Monster« und »Kindermörder« in Erinnerung bleiben.
Trump bekommt nun die Quittung dafür, dass er ausnahmsweise die Wahrheit erzählt. Für die grosse Zahl der Verschwörungsgläubigen unter seinen Fans, die er in eine Parallelwelt geführt hat, tönt diese Wahrheit nun wie Verrat.
US-Korrespondent Roland Nelles bezweifelt im „Spiegel“ allerdings, ob Trump sich vom Shitstorm seiner Fans zu einem erneuten Kurswechsel bewegen lässt. Er sieht hinter den positiven Aussagen von Trump wahltaktisches Kalkül: „Er will die Impfkampagne offenkundig als seinen Erfolg verkaufen und hofft, so bei den nächsten Wahlen wieder mehr moderate Wähler für sich gewinnen zu können. Offenbar hat er erkannt: Allein mit den Verrückten ist in den USA keine Wahl zu gewinnen.“
Quellen:
Impfgegner kritisieren Trump für Äußerungen zur Coronaimpfung (Spiegel online)
Trump hat Ärger mit seinen Fans (Spiegel online)
Ausserdem:
☛ Alex Jones und Donald Trump waren über lange Jahre beste Freunde und spielten sich gegenseitig in die Hände. Alex Jones macht viel Geld mit Verschwörungstheorien. Es jagt den Menschen Angst ein und verkauft ihnen dann Gegenmittel zur Abwehr der eingeredeten Gefahren. Jones behauptete über Jahre, dass das Massaker an der Sandy Hook Elementary School, bei dem 20 Erstklässler im Alter von sechs und sieben Jahren sowie sechs Lehrpersonen starben, von Krisenschauspielern inszeniert wurde.
Siehe auch:
Verschwörungstheorien als Business-Modell
Verschwörungsideologe Alex Jones im Focus der Justiz
Alex Jones soll Schadenersatz wegen Lügen über Schulmassaker zahlen
☛ Interessant ist auch, dass Candace Owens Trump unterstellt, er informiere sich nur aus «Mainstream-Medien». Trump informiert sich bekanntermassen hauptsächlich aus Medien, die ihm schmeicheln und die seine Verschwörungstheorie von Wahlbetrug teilen. Hier von «Mainstream-Medien» zu sprechen ist ziemlich gewagt. Von «Mainstream-Medien» oder noch drastischer von «Lügenpresse» reden Rechtspopulisten, Rechtsextreme und Verschwörungstheoretiker immer dann, wenn durch Medien ihre Sichtweisen und Behauptungen in Frage gestellt werden. Die Diffamierung der etablierten Medien soll die Leute zu den «Alternativen Medien» führen, die angeblich die Wahrheit verkünden. Für Impfgegner und Verschwörungstheoretiker ist es natürlich anstrengend und verunsichernd, etablierte Medien zu konsumieren, weil ihre Weltbilder dadurch in Frage gestellt würden.