Wie hyperkreativ Verschwörungsgläubige Zusammenhänge sehen, wo normale «Schlafschafe» keine Zusammenhänge sehen, zeigt sich wieder einmal am Beispiel der Sängerin Madonna. Sie hat nämlich laut einigen Fans die Corona-Pandemie bei ihrem Auftritt beim Eurovision Song Contest 2019 vorhergesagt.
Eine Zeile ihres Songs lautete „Not everyone is coming to the future“ („Nicht jeder kommt in die Zukunft.“), ein Satz, der sich nun als prophetisch erweist.
Dazu traten Tänzer auf mit Atemschutzmasken, man stelle sich das vor! Und Madonna selbst trug eine Krone – „Corona“ ist das lateinische Wort für „Krone“. Braucht es noch mehr Beweise? Steckt Madonna da irgendwie dahinter? Und wenn ja, wie?
Auf die bedeutungsschwere Erkenntnis, dass «Corona» lateinisch ist für «Krone» hat im Übrigen schon der Esoterikstar Christina von Dreien enthüllt. Simon Hehli schreibt dazu in der NZZ:
„Einmal mehr offenbart die 18-Jährige, die in der Schweiz und Deutschland Seminare vor ausverkauften Hallen hält, ihren Hang zu Verschwörungstheorien: Das Virus sei von Menschen in die Welt gesetzt worden, behauptet sie. Und zwar von denjenigen, die «auf der Erde das Sagen haben, die Fäden ziehen und die diese Macht nicht abgeben möchten». Es geht diesen Mächtigen darum, ihre Pläne weiter zu verwirklichen. «Heisst doch Corona nichts anderes als Krone. Die Krone auf dem Plan, der Schlussstein.»“
Siehe: Christina von Dreien, Esoterikstar
Das Coronavirus verdankt seinen Namen übrigens der Aussenhülle der Viren, deren Fortsätze an Kronen erinnern. Aber das kann ja doch kein Zufall sein, oder? Denn nichts ist unmöglich, nichts geschieht zufällig, alles ist mit allem verbunden und nichts ist so, wie es scheint.
So lautet das 1×1 für Verschwörungsgläubige.
Auch die kritische Madonna ist anfällig für Verschwörungserzählungen
Grundsätzlich kennt man Madonna ja als kritischen und offenen Geist.
Aber auch das schützt offenbar nicht zuverlässig vor verschwörungsgläubigen Anflügen. Jedenfalls kam die Sängerin vor einiger Zeit in die Schlagzeilen, weil sie begeistert ein Video einer sehr obskuren Person geteilt hat.
In dem Video, das eine Pressekonferenz der „America’s Frontline Doctors“ zeigt, vertreten die Ärztin Stella Immanuel und ihre Unterstützer die Meinung, das Malariamedikament Hydroxychloroquin sei ein geeignetes Heilmittel gegen eine Covid-19-Erkrankung. Auch Donald Trump hat die Arznei als Wundermittel im Kampf gegen das Coronavirus angepriesen. Die Studien sprechen der Substanz zwar eine Wirksamkeit ab und weisen auf mögliche unerwünschte Nebenwirkungen am Herzen hin. Aber was solls: Hauptsache, wir haben ein Wundermittel, an das wir glauben können.
Von Madonna hätte man erwarten können, dass sie sich informiert, bevor sie derartigen Stuss teilt. Aber gut: Prüfen, dann erst teilen – das wäre ein guter Grundsatz für alle im Netz.