Die Website »Infowars« des rechten Verschwörungsideologen Alex Jones hat bei einem US-Gericht Konkurs angemeldet. Wegen mehrerer Verleumdungsklagen gegen die Firma ist ein Insolvenzverfahren nach Kapitel 11 beantragt worden. Das zeigen Unterlagen, die am Sonntag im US-Bundesstaat Texas veröffentlichten wurden.
Alex Jones ist ein militanter Unterstützer Jones des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump, der wiederum dem Hassprediger Jones zu mehr Bekanntheit verhalf.
Mit seiner Website InfoWars hat Alex Jones ein grosses Medienunternehmen errichtet und ist ein Beispiel dafür, wie sich mit Verschwörungstheorien Geld verdienen lässt. Seinen Zuhörern erzählt er, die Regierung mache sie gefügig, indem sie Chemikalien ins Wasser mische, und verkauft ihnen dann ein sündhaft teures Wasserfiltersystem. Oder er behauptet, die Regierung versprühe Chemikalien in der Luft, um die Männer ihrer Potenz zu berauben. Passend dazu gibt es in Alex Jones Webshop ein Fläschchen „Super Male Vitality“ zu kaufen, welches angeblich die Potenz schützt.
Gerichte ziehen Alex Jones für Sandy-Hook-Verleumdungen zur Rechenschaft
Alex Jones ist nun offenbar von seiner Vergangenheit eingeholt worden. Im vergangenen Jahr wurde er in drei Verfahren zu Schadenersatz verurteilt, weil er behauptet hatte, das Massaker an der Sandy-Hook-Grundschule im Jahr 2021 habe nie stattgefunden. Das Ereignis sei von Krisenschauspielern (Crisis actors) inszeniert worden. In der Folge wurden Angehörige der Opfer von Anhängerinnen und Anhängern Jones massiv bedroht und diffamiert. Bei dem Amoklauf starben 20 Kinder und sechs Mitarbeiter.
Die Eltern von getöteten Kindern hatten sich gegen die Unterstellungen, ihre Kinder seien gar nicht tot und sie seien bezahlte Schauspieler, vor Gericht gewehrt.
Die Familien lehnten Ende März Jones‘ Angebot zur Beilegung ihrer Verleumdungsklage ab. Der Hassprediger hatte angeboten, jedem der 13 Kläger 120.000 Dollar zu zahlen. Wie er das hätte finanzieren können, bleibt allerdings rätselhaft. Den Gerichtsunterlagen nach gab »Infowars« ein geschätztes Vermögen zwischen 0 und 50.000 US-Dollar an – bei geschätzten Verbindlichkeiten von einer bis zehn Millionen Dollar.
Sandy Hook-Kläger haben Jones vor zwei Wochen allerdings erneut eingeklagt und ihm vorgeworfen, er verstecke mit Blick auf die Geldstrafen bereits Guthaben.
Psychologen wie Professor Cory Newman hatten die Hetze von Jones gegen Sandy Hook-Familien gegenüber dem Magahzin „tachles“ als «brutalen Terror» bezeichnet. Dies habe den Sandy Hook-Vater Jeremy Richman Anfang 2020 sogar in den Suizid getrieben.
Quellen:
☛ Populäres Fake-News-Portal »Infowars«:
Amerikas oberster Verschwörungstheoretiker meldet Insolvenz an (Spiegel online)
☛ Nach Verleumdungsklagen:
Website von rechtem Verschwörungstheoretiker ist pleite (T-Online)
☛ Alex Jones flieht in die Insolvenz (tacheles)
Anmerkungen:
Es ist höchste Zeit, dass Jones juristisch zur Rechenschaft gezogen worden ist und der Konkurs geschieht dem Mann recht. Es darf einfach nicht sein, dass ein Hassprediger jahrelang ungestraft derart abscheuliche Verleumdungen und Verschwörungstheorien in die Welt blasen kann. Man muss sich das einmal vorstellen: Da verliert man ein Kind durch einen fürchterlichen Amoklauf und wird dann über Jahre in der Öffentlichkeit als Betrüger und «Krisenschauspieler» verunglimpft und bedroht. Alex Jones ist ein Beispiel dafür, in welche moralischen Abgründe und Parallelwelten Verschwörungstheorien führen können. Die Social-Media-Plattformen haben diesem kriminellen Treiben viel zulange passiv zugeschaut und daran verdient.
Die bequeme Ausrede, Ereignisse, die einem nicht passen, als Inszenierung darzustellen, hat sich im Kontext von Verschwörungstheorien inzwischen verbreitet. Ein besonders krasses Beispiel dafür sind Verschwörungstheorien, die das gut dokumentierte Massaker von Butscha (Ukraine) zur Inszenierung erklären.
Siehe auch:
Jones Alex – Verschwörungsunternehmer und Hassprediger
Sandy Hook Verschwörungsideologien
Alex Jones soll Schadenersatz wegen Lügen über Schulmassaker zahlen
Verschwörungsideologe Alex Jones im Focus der Justiz
Kriegsverbrechen in Butscha – Putins Propaganda verbreitet Verschwörungstheorien
Verschwörungstheorien als Business-Modell