Gerade erst wurde die philippinische Journalistin Maria Ressa mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Nun kritisiert sie in einem ihrer ersten Interviews Facebook. Die Facebook-Algorithmen würden eher Lügen und Hass streuen, als Fakten zu verbreiten.
Facebook-Algorithmen fördern Hass und Lügen
Facebook sei eine Bedrohung für die Demokratie, sagte Ressa der Nachrichtenagentur Reuters.
Facebook scheitere daran, seine Nutzerinnen und Nutzer vor Hass und Desinformation zu schützen. Stattdessen sorgten die Algorithmen der Plattform dafür, dass die Verbreitung von Lügen, die mit Wut und Hass durchsetzt seien, der Verbreitung von Fakten vorgezogen würde.
Ressa teilt sich den Friedensnobelpreis mit dem russischen Journalisten Dmitri Muratow. Die beiden Geehrten werden für ihren Kampf für die Pressefreiheit und ihren Einsatz bei der Aufdeckung von Korruption und Machtmissbrauch ausgezeichnet.
Facebook sei der weltweit größte Verbreiter von Nachrichten geworden und dennoch sei der Konzern voreingenommen gegenüber Fakten und Journalismus, erklärte Ressa weiter.
Dabei bringt sie das Problem auf den Punkt:
»Wenn man keine Fakten hat, kann man keine Wahrheiten haben, kann man kein Vertrauen haben. Wenn man nichts davon hat, hat man keine Demokratie.«
Ohne Fakten stirbt die Demokratie
Existenzielle Probleme wie der Klimawandel und die Corona-Pandemie seien ohne Fakten nicht lösbar.
Sie hoffe, dass der Friedensnobelpreis sie und ihre Kollegen in ihrem Land vor physischen Angriffen und Bedrohungen im Internetz schützen werde und dass die Journalisten ihre Arbeit gut und ohne Angst erledigen können, sagte Ressa.
Maria Ressa war im Jahr 2012 auf den Philippinen zusammen mit Kollegen Gründerin des Investigativmediums »Rappler«. Das Nobelkomitee ehrt sie mit der Auszeichnung für ihren Kampf gegen »den Machtmissbrauch und den wachsenden Autoritarismus in ihrem Heimatland«. In der Begründung heisst es, »Rappler« habe unerschrocken über die »umstrittene, mörderische Antidrogenkampagne« von Präsident Rodrigo Duterte berichtet, die »einem Krieg gegen die eigene Bevölkerung gleichkommt«.
Staatliche Instanzen auf den Philippinen gehen auch gerichtlich gegen Ressa vor. Die ehemalige CNN-Korrespondentin ist gegenwärtig nur gegen Kaution auf freiem Fuß. Der Journalistin drohen wegen Verleumdung bis zu sechs Jahre Gefängnis. Von solchen Einschüchterungsversuchen sind weltweit viele Medienschaffende bedroht.
Quelle:
Zu wenig Schutz vor Desinformation: Nobelpreisträgerin Ressa nennt Facebook Gefahr für Demokratie (Spiegel online)
Ergänzend:
Neben Hass und Lügen verbreitet Facebook auch massenhaft Verschwörungstheorien und ist damit im gleichen «Club» wie YouTube. Beide Portale löschen zwar inzwischen einen Teil dieser Desinformation. Das Hauptproblem sind aber die Algorithmen, die systematisch extreme Postings bevorzugen, weil damit die Nutzerinnen und Nutzer länger auf der Plattform gehalten werden können. Somit kann ihnen mehr Werbung gezeigt werden und nur darum geht es Facebook und YouTube schliesslich. Mit extremen Postings lässt sich mehr Geld verdienen. Dass sie damit Polarisierung, Extremismus und Gewalt fördern, nehmen sie in Kauf. Dass sie dadurch die Demokratie gefährden auch.
Das muss sich ändern und dazu ist politischer Druck und Regulierung nötig.
Siehe auch:
YouTube als Propagandakanal für Verschwörungstheorien