Die Faktencheck-Organisation CORRECTIV hat untersucht, wie Falschmeldungen im Netz gefunden und wie sie verbreitet werden.
Seit Wochen reisst der Strom falscher und manipulativer Behauptungen zum Thema Covid-19 nicht ab. Verschiedene Akteure setzen Falschinformationen und Verschwörungstheorien über Plattformen wie Youtube oder Facebook in die Welt. Eine Datenanalyse von CORRECTIV.Faktencheck kommt nun zum Schluss: YouTube ist in der Coronakrise die von Nutzern am häufigsten gemeldete Plattform für fragwürdige Informationen. Etwa 46 Prozent der Links, die CORRECTIV mit der Bitte um einen Faktencheck zugeschickt bekommen hat, führen zu YouTube.
Whatsapp ist dagegen der wichtigste Verbreitungskanal: 34 Prozent der Nutzer erklärten, die mögliche Falschinformation dort erstmals gesehen zu haben.
Whatsapp sei die Autobahn für Coronavirus-Fakes, Youtube-Videos seien die Rennwagen, schreibt CORRECTIV.
CORRECTIV-Analyse: Reichweite für Falschinfomationen dank YouTube und WhatsApp
Falschinformationen bekommen so innert kürzester Zeit zum Teil riesige Reichweiten.
Gemäss einer aktuellen Forsa-Umfrage im Auftrag der Landesanstalt für Medien NRW glauben 81 Prozent der Befragten in Deutschland, im Netz schon auf Desinformation zum Coronavirus gestossen zu sein.
Die ausgewerteten Daten wurden aus dem CrowdNewsroom von CORRECTIV gewonnen. Sie sind nicht repräsentativ.
Leserinnen und Leser konnten dort ab Mitte März Inhalte einreichen, bei denen sie einen Faktencheck für notwendig hielten. Über 1.800 Meldungen hat CORRECTIV total ausgewertet. Sie gründen auf subjektiven Einschätzungen von Nutzern, welche Informationen falsch sein könnten.
Es handelt sich deshalb nicht zwingend bei allen um Falschinformationen.
Die Einreichungen zeigen aber sehr gut, welche Beiträge zum Coronavirus die Nutzer verunsichert oder ihr Misstrauen geweckt haben. Und auf welchen Wegen sie von den Informationen erreicht wurden.
Rund 46 Prozent der Links führen zur Plattform Youtube
Nimmt man unter die Lupe, welche Plattformen am häufigsten in den Daten von CORRECTIV auftauchen, wird die spezielle Bedeutung von YouTube deutlich:
Das Ergebnis aus einer Analyse von mehr als 1.400 eingereichten Links im CrowdNewsroom ergibt, dass 45,8 Prozent zu Videos auf Youtube führen.
Auf dem zweiten Platz folgen Webseiten mit 30,6 Prozent, vor Facebook mit 16,6 Prozent. Da Links zu Whatsapp nicht möglich sind, fällt der Messenger aus dieser Auswertung heraus.
Das bedeutet: Die Leserinnen und Leser haben CORRECTIV mit Abstand am häufigsten Youtube-Videos als potenzielle Falschinformationen gemeldet.
WhatsApp als wichtigster Verbreitungsweg
34 Prozent der Nutzer verweisen auf WhatsApp bei der Frage, wo sie der verdächtigen Information zum ersten Mal begegnet sind. An zweiter Stelle liegt Facebook mit 28,8 Prozent. 14,2 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer führten als Erstkontakt YouTube direkt an, 7,6 Prozent erwähnten Webseiten.
WhatsApp ist also der Weg, auf dem die meisten Personen erstmals mit potenziell falschen Informationen in Kontakt kommen – beispielsweise, weil sie ihnen von Bekannten gesendet wurden.
Während also WhatsApp der häufigste Verbreitungskanal für fragwürdige Informationen ist, zeigte sich Youtube als der Ort, an dem sie zu finden sind.
Das Resultat der Datenanalyse zeigt die große Bedeutung, die YouTube und WhatsApp auf dem Markt in Deutschland haben. Laut der ARD-ZDF-Onlinestudie aus dem Jahr 2019 nutzen 40 Prozent der Gesamtbevölkerung mindestens einmal pro Woche Youtube. Speziell beliebt ist die Plattform bei jüngeren Internetnutzern: 82 Prozent der 14- bis 29-Jährigen besuchen YouTube mindestens einmal wöchentlich.
Noch viel stärker verbreitet in Deutschland ist Whatsapp: 75 Prozent verwenden den Messenger 2019 mindestens einmal pro Woche. Bei den Personen zwischen 14 und 49 Jahren sind es sogar über 90 Prozent. 31 Prozent der Befragten verwenden Facebook mindestens einmal pro Woche.
Quelle:
YouTube steht schon lange in der Kritik als Verbreiter von Falschinformationen und Verschwörungstheorien. Siehe dazu hier:
YouTube als Propagandakanal für Verschwörungstheorien
Bei WhatsApp ist unter anderem problematisch, dass die zirkulierenden Inhalte nicht transparent sind.
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