Facebook empfiehlt immer wieder ähnliche Seiten, wodurch Nutzerinnen und Nutzer weiter radikalisiert werden.
Dass Facebooks Algorithmen Nutzerinnen und Nutzer in die Verschwörungsuniversen locken, ist keine Neuheit. Facebook selbst kam im Jahr 2016 zum Schluss, dass 64 Prozent aller Beitritte in Extremistengruppierungen durch die eigenen Algorithmen ermöglicht würden.
Das zeigt sich zum Beispiel am Umgang von Facebook mit QAnon-Verschwörungstheorie.
In einer Analyse des „Guardian“ fanden die Journalisten über hundert Facebook-Seiten, Profile, Gruppen und Instagram-Konten der QAnon-Bewegung mit jeweils mindestens 1.000 Followern oder Mitgliedern.
Facebook-Algorithmen begünstigen Radikalisierung
Solche Facebook-Gruppen würden dazu genutzt, User immer weiter zu radikalisieren und in das Netz der propagierten Verschwörungstheorien zu verstricken. Facebooks Algorithmen sorgen laut „Guardian“ dafür, dass auch Nutzer, die eigentlich nichts mit solcherart obskuren Themen am Hut haben, die betreffenden Beiträge sehen. Ursprünglich hatte der „Guardian“ gar nicht aktiv nach QAnon-Gruppen gesucht – ein Journalist hatte eine solche empfohlen bekommen, nachdem er mit einem Konto Gruppen von Trump-Unterstützern, Impfgegnern und Lockdown-Gegnern beigetreten war. Mit Hilfe des Algorithmus entdeckte er mehr als hundert weitere Gruppen.
Facebook kennt das Problem allerdings. Anfang Mai nahm die Plattform QAnon ins Visier: In einem ersten Schritt wurden fünf Seiten, sechs Gruppen und 20 Profile gesperrt, dann wurde die Aktion auf immer mehr Inhalte ausgedehnt. Die Verschwörungstheoretiker reagierten, indem sie die Namen ihrer Gruppen änderten – anstelle von „Q“ verwendeten sie „17“, also den 17. Buchstaben im Alphabet. Andere User eröffneten Back-up-Konten und verwiesen auf alternative Plattformen. Ob die Sperre Erfolg hat, ist daher fraglich. Facebook ist für QAnon eines der wichtigsten Instrumente, um Falschmeldungen zu verbreiten.
Was ist QAnon?
Im Oktober 2017 meldete sich im Onlineforum 4chan ein anonymer Nutzer zu Wort, der eigenen Angaben zufolge dem direkten Umfeld von US-Präsident Donald Trump angehört. Er nährte die Behauptung, dass Trump in Wirklichkeit ein heldenhafter und genial agierender Kämpfer gegen den „tiefen Staat“ sei – eine verschwörerische Gemeinschaft, die die USA fest in ihrem Griff habe.
Die Äusserungen des „Q“ genannten anonymen Nutzers waren an Absurdität kaum zu überbieten. Er fabulierte unter anderem von einem Netzwerk pädophiler Politiker und von Hollywoodstars, die angeblich Kinder entführen und ermorden würden, um anschliessend aus ihnen eine Lebenselixier namens „Adrenochrom“ zu gewinnen und sich damit zu verjüngen.
Politisch bedeutsam wurde QAnon durch die „Pizzagate„-Verschwörungstheorie, mit der die damalige Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton diffamiert wurde.
Im Rahmen der aktuellen Coronakrise verbreitet QAnon, bei Covid-19 handle es sich um ein raffiniertes Ablenkungsmanöver von Donald Trump. Er soll dadurch endlich in Ruhe mit dem „tiefen Staat“ und der pädophilen Weltverschwörung aufräumen können.
Obwohl sich Qs Behauptungen mehrfach nachweislich nicht bewahrheitet haben, blieben viele Anhänger dem „Informanten“ treu. Sie bemühen sich, die rätselhaften Nachrichten zu entschlüsseln.
Quelle:
Wie sich Verschwörungstheorien auf Facebook verbreiten (Der Standard)
Neben Facebook ist auch YouTube ein wichtiger Verbreiter von Verschwörungstheorien und ein Förderer von Extremismus.
Siehe dazu:
YouTube als Propagandakanal für Verschwörungstheorien