Die weltweite Störung bei Facebook, Instagram und Whatsapp ist für zahlreiche Verschwörungstheoretiker ein Grund zum Jubeln und ein Anlass zur Hoffnung. Für QAnon-Gläubige zum Beispiel geht der Facebook-Ausfall mit dem Tag X des von ihnen sogenannten Great Reset einher.
„Tag X“ sei endlich gekommen, glauben sie. Nun sollen zehn Tage der Dunkelheit folgen, wie es Q prophezeit hatte. Die Realität zeigte sich allerdings weniger spektakulär: Nach sechs Stunden waren Facebook, Instagram und Whatsapp wieder online.
Nach dem globalen Facebook-Ausfall am Abend des 4. Oktobers 2021 brach in der Verschwörungsblase eine regelrechte Massenhysterie aus: Auf Twitter trendete der Hashtag #GreatReset. Diese Verschwörungserzählung unterstellt, „Eliten“ hätten die Covid-Pandemie geplant, um eine Gesundheitsdiktatur mit neuer Weltordnung zu errichten.
Verschwörungsgläubige sahen in der technischen Panne des Social-Media-Riesens den Anfang dieses diabolischen Plans. QAnon-Fans jubelten, weil die langersehnten „10 Days of Darkness“ endlich loszugehen schienen: Diese Zeit soll laut QAnon-Anhängerinnen und QAnon-Anhängern zwar mit Bürgerkrieg, Stromausfällen, inländischen Militäreinsätzen und zahlreichen Toten beginnen, danach komme jedoch eine goldene Zeit, die sie als „Great Awakening“ bezeichnen.
Statt zehn Tagen Dunkelheit nun also lediglich sechs Stunden Facebook-Ausfall, offenbar wegen eines Fehlers bei den Netzwerk-Einstellungen.
In der QAnon-Sekte jedoch herrschte Endzeitstimmung. Nichts weniger als der ultimative Kampf zwischen Gut und Böse stehe bevor, wo „Eliten“ in Tribunalen endlich zur Rechenschaft gezogen würden. Danach soll ein goldenes Zeitalter für alle Anhänger und Anhängerinnen anbrechen, erklärt der Politikwissenschaftler und Datenanalyst Josef Holnburger bei Twitter.
Der Facebook-Ausfall als Startschuss für den Great Reset
Bei jedem größeren Ereignis wie dem grossen Facebook-Ausfall bejubeln die Verschwörungstheoretiker und -theoretikerinnen den Beginn des Great Reset (zu deutsch: Großer Neustart).
Doch nicht alle im QAnon-Universum sind in Partystimmung. So schrieb einer der Social-Media-Kanäle an seine mehr als 100.000 Abonnentinnen und -Abonnenten: „Bitte bleibt ruhig. Wir wussten, dass der Tag kommen wird…Seid ab jetzt für diejenigen da, die es schwer haben werden“. Wer diese Menschen genau sind, erwähnte der Administrator nicht. Sollte auch Telegram offline gehen, betonte er: „Es war mir eine Ehre mit euch und wir sehen uns auf der anderen Seite wieder…“
Nur sechs Stunden dauerte der Facebook-Ausfall. Ein kleines Zeitfenster, das jedoch in der aufgeheizten Verschwörungsblase für lautstarke „Tag X“-Träume und Bürgerkriegsfantasien vollkommen ausreichend war. Dieses Ereignis zeigt: Zahlreiche Verschwörungsgläubige warten weiterhin auf den kommenden „Sturm“. Und es besteht die Gefahr, dass sie es selbst in die Hand nehmen, wenn er ausbleibt.
Quellen:
QANON SIEHT IM FACEBOOK-AUSFALL DEN „TAG X“ (belltower.news)
Wie der Facebook-Ausfall Verschwörungstheoretikern wieder Aufwind gibt (Redaktionsnetzwerk Deutschland)
Ausserdem als Ergänzung:
☛ Nun also wieder eine Prophezeiung aus der QAnon-Szene: Zehn Tagen Dunkelheit ab 4. Oktober. Sobald diese zehn Tage vorbei sind, ohne dass der grosse Endkampf zwischen Gut und Böse ausbricht, stürzen sich die QAnon-Fans fiebrig auf die nächste Voraussage. Offenbar erschüttert es ihren Glauben nicht, dass reihenweise Prophezeiungen nicht eintreffen. Siehe dazu: Prophezeiungen, fehlgeschlagene
☛ Bemerkenswert sind die religiösen Komponenten, die in diesen Verschwörungstheorien zu finden sind. Der herbeigesehnte Kampf von Gut gegen Böse trägt manichäische Züge. Dazu kommt die Endzeithoffnung und der abgewählte US-Präsident Donald Trump als Erlöserfigur. Siehe dazu:
Manichäismus & Verschwörungstheorien
Religiöse Elemente in Verschwörungstheorien – woran sind sie erkennbar?