Der Begriff „Zionist Occupied Government“ (ZOG) ist ein politisches Schlagwort, das in rechtsextremistisch-antisemitischen Kreisen verwendet wird. Er basiert auf einer Verschwörungstheorie, nach der jüdische Finanzeliten mit ihrem politischen sowie gesellschaftlichen Einfluss ganze Staaten unterwerfen wollen und die Bürgerinnen und Bürger entsprechend zu versklaven suchen. Die sogenannten „Zionisten“ (hier gleichbedeutend mit „den Juden“) werden dabei als Feindbild einer souveränen nationalstaatlichen Ordnung imaginiert. Dazu gehört die irreale Vorstellung eines homogenen Weltjudentums, das sich angeblich die Globalisierung zunutze mache, um insgeheim verschiedene nationale Regierungen zu kontrollieren.
Diese Annahmen knüpfen an antisemitische Haltungen und Weltbilder an und wurzeln in einer historischen Tradition, zu der auch der Nationalsozialismus gehört. Den „Zionisten“ werden unter anderem bösartige Praktiken vorgeworfen, wie zum Beispiel Ritualmorde an Kindern. Diese Vorwürfe sind vollständig erfunden, haben jedoch eine lange Tradition und tauchen gegenwärtig wieder auf in der QAnon-Verschwörungsideologie, wenn behauptet wird, demokratische, liberale Eliten würden Kinder foltern, um aus ihrem Blut das angebliche Verjüngungsmittel Adrenochrom zu gewinnen.
In der Realität sind Zionisten in erster Linie Menschen jüdischen Glaubens, die einen unabhängigen jüdischen Staat befürworten. Sie sind keine homogene Gruppe. Juden und Jüdinnen werden in dieser Verschwörungstheorie als Feindbild, Sündenbock und Inbegriff des „Bösen“ dargestellt.
Zur Geschichte des Begriffs „Zionist Occupied Government (ZOG)“
Die Abkürzung ZOG tauchte zum ersten Mal im Jahr 1976 in einem Pamphlet des amerikanischen Neonazis Eric Thomson auf. Im Jahr 1978 verwendete sie dann William Luther Pierce, ein Mitglied der American Nazi Party, in seinem Roman The Turner Diaries. Darin geht es um weisse, christliche Patrioten in den Vereinigten Staaten, die einen Guerillakrieg gegen die angeblich jüdisch kontrollierte Regierung in Washington starten, die ihnen das Recht, Waffen zu tragen, entziehen möchte. Der Roman schliesst damit, dass die Rebellen einen Atomschlag gegen Israel ausführen.
Im Jahr 1984 wurde der Begriff einer breiteren Öffentlichkeit bekannt, als die New York Times darüber berichtete. Er verbreitete sich unter vielen rechtsgerichteten Gruppierungen in den Vereinigten Staaten, von Rassisten, die an eine White Supremacy glauben, über Anhänger der amerikanischen Milizbewegung bis zu christlichen Fundamentalisten wie Randy Weaver, die überzeugt davon sind, in der Endzeit zu leben. Die Christian-Identity-Bewegung, die davon ausgeht, nur die Weissen würden von Adam abstammen, Juden hingegen seien Abkömmlinge Satans, diffamiert die US-Regierung als „zionistisch besetzt“.
Ihre Anhängerschaft verweigert deshalb Steuerzahlungen und lehnt staatliche Ausweispapiere als das „Malzeichen des Tieres“ (Offb 13,16 EU) ab. Sie förderten den Wandel der antisemitischen Stereotype in den USA, vom traditionellen Bild des verachteten Diaspora-Juden bis in die Gegenwart, wo im amerikanischen Rechtsextremismus die Vorstellung dominiert, das Judentum wäre eine politische Macht, die nach der Weltherrschaft strebe. Der Rechtsterrorist Timothy McVeigh betrachtete seinen Bombenanschlag auf das Murrah Federal Building in Oklahoma City im Jahr 1995 als einen Schlag gegen das Zionist Occupied Government. Das zeigt auch, wie Verschwörungstheorien in Gewalt umschlagen können. Siehe dazu:
Verschwörungstheorien als Katalysatoren von Gewalt
Seit den 1990er Jahren wird das Schlagwort vom „Zionist Occupied Government“ (ZOG) auch bei Rechtsextremisten anderer westlicher Länder verwendet, auch in Deutschland, auch als Codewort, und häufig verbunden mit einem antiamerikanischen Einschlag.
Letzteres äussert sich manchmal im Schachtelwort USrael, zusammengesetzt aus USA und Israel. Antisemitische Verschwörungsideologen verwenden diesen Begriff, um damit zum Ausdruck zu bringen, dass in Wahrheit Israel bzw. „die Juden“ die USA regieren. Manche sehen in der jüdisch gelenkten Verschwörung, an die sie glauben, ein Zeichen für die herannahende Herrschaft des Antichrist, die in der apokalyptischen Endschlacht Harmagedon von Gott selbst vernichtet werden würde.
Antisemitismus und Verschwörungstheorien
Antisemitismus ist ein verbreitetes Phänomen unter Verschwörungsgläubigen. Basis davon ist das Feindbild „des Juden“, der durch seine angebliche Kontrolle über die Finanzwirtschaft, Medien und Politik die Weltherrschaft erlangen wolle. Begründet wird diese Verschwörungstheorie durch die fiktiven „Protokolle der Weisen von Zion“. Die Protokolle stammen von angeblich stattgefundenen Treffen einer jüdischen Elite, in denen die Erlangung der Weltherrschaft geplant worden sein soll. Die Protokolltexte sowie die Gruppe der Weisen von Zion sind vollständig reinste Fiktion, werden jedoch in der antisemitischen und rechtsextremen Szene oft als glaubhaft verbreitet.
Siehe zur Geschichte von antisemitischen Verschwörungstheorien:
Antisemitismus und Verschwörungstheorien
Quellen:
Demaskiert, Kurzinformation zu Verschwörungstheorien,
Broschüre Kommunales Integrationszentrum Recklinghausen.
Beitrag zum Thema «Zionist Occupied Government» auf Wikipedia.
Siehe auch:
Rechtsextremismus und Verschwörungstheorien – ein enger Zusammenhang